«Mein Sohn wurde fast getroffen» Weltraumtrümmerteil könnte in Wohnhaus gekracht sein

Stefan Michel

4.4.2024

Weltraumschrott? Dieses rund ein Kilogramm schwere Metallteil durchschlug das Dach eines Hauses in Naples, Florida.
Weltraumschrott? Dieses rund ein Kilogramm schwere Metallteil durchschlug das Dach eines Hauses in Naples, Florida.
Alejandro Otero X

In einem Haus in Naples, Florida, ist ein mehrere Kilogramm schweres Metallteil durch das Dach und zwei Stockwerke eines Wohnhauses gekracht. Ein Astrophysiker hält es für möglich, dass es von der ISS stammt.

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Naples, Florida, ist am 8. März ein Metallteil durch ein Hausdach und zwei Stockwerke gekracht – fünf Minuten nach dem Eintritt einer Batterieeinheit der Internationalen Raumstation (ISS) in die Atmosphäre.
  • Ein Astrophysiker der Harvard-Universität hält es für möglich, dass das Teil, welches in das Wohnhaus eingeschlagen hat, von der ISS stammt.
  • Experten untersuchen das Teil. Noch ist dessen Herkunft nicht geklärt.

Am 8. März um 14.34 Uhr knallt es im Haus der Familie Otero in Naples, Florida. Ein metallenes Objekt liegt im Wohnzimmer. Das Teil hat das Dach und zwei Stockwerke durchschlagen. Der Sohn der Familie ist zu diesem Zeitpunkt allein zu Hause, nur zwei Zimmer vom Loch in der Decke entfernt. 

Der Zeitpunkt des Einschlags spricht für eine spektakuläre These: Das zylindrische Metallstück könnte von der Internationalen Raumstation (ISS) stammen. Eine ausrangierte Batterieeinheit ist fünf Minuten vorher in die Erdatmosphäre eingetreten und dabei in kleine Teile zerfallen, die erfahrungsgemäss mehrheitlich verglüht sind. Was den Eintritt in fester Form überstanden hat, ist laut den Berechnungen in den Golf von Mexiko gefallen, an dem auch Florida liegt. 

Jonathan McDowell, Astrophysiker der Harvard-Universität, hält es für möglich, dass es sich beim rund ein Kilogramm schweren Objekt um ein Bruchstück der Weltraumbatterie handelt. Es sei zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort heruntergekommen, sodass er dies weiterverfolgen werde.

ISS hat 2,6 Tonnen schwere Batterie abgestossen

Alejandro Otero, der Besitzer des Hauses und Vater des Augenzeugen des Einschlags, war mit seiner Frau in den Ferien. Nach dem Anruf des Sohnes kehrten sie zurück. Dem Portal «Wink News» sagt er: «Ich habe gezittert. Ich war völlig fassungslos. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas mit solcher Wucht auf meinem Haus landet und so viel Schaden anrichtet?» Er sei super dankbar, dass niemand verletzt worden sei. «Es war ein gewaltiges Geräusch, es hätte fast meinen Sohn getroffen.»

McDowell beschäftigt sich seit Langem mit Weltraumschrott und dem Eintritt von Trümmern in die Erdatmosphäre. Er hat Otero geraten, das Metallstück an die Aerospace Corporation zu geben. Diese hat es laut dem Tech-Portal «Gizmodo» inzwischen abgeholt und untersucht es. Noch ist nicht bestätigt, dass das undefinierbare Objekt tatsächlich von der ISS kommt.

Im März 2021 ist ein rund 2,6 Tonnen schweres Batteriepaket von der ISS abgetrennt worden, weil es seinen Dienst getan hatte. Wie von den Zuständigen berechnet, trat der Metallblock von der Grösse eines Kleinwagens drei Jahre später in die Erdatmosphäre ein, zerbrach und fiel in den Golf von Mexiko.

Treffer extrem unwahrscheinlich

Kurz vor dem Eintritt der Batterie hat der Schweizer Astronom Thomas Schildknecht blue News erklärt, dass sich Trümmer auf einem Streifen von über 1'000 Kilometern Länge auf die Erde fallen können. Ein Loch in einem Hausdach hat er schon damals als möglich bezeichnet. Zugleich betonte er, es sei äusserst unwahrscheinlich, dass ein Trümmerteil statt ins Wasser (70 Prozent der Erdoberfläche) aufs Land und dann noch auf bewohntes Gebiet stürze.

Noch ist die Herkunft des Metallteils nicht gesichert. Es deutet aber einiges darauf hin, dass die verschwindend kleine Wahrscheinlichkeit bei den Oteros in Naples, Florida, tatsächlich zugeschlagen hat.