Eintritt zwischen 17.30 und 19.30 Uhr Können uns die ISS-Trümmerteile gefährlich werden?

Von Stefan Michel

8.3.2024

Am 21. März 2021 trennte die damalige Besatzung den alten Batterieblock von der Raumstation ISS ab. Am 8. oder 9. März tritt dieser in die Erdatmosphäre ein. 
Am 21. März 2021 trennte die damalige Besatzung den alten Batterieblock von der Raumstation ISS ab. Am 8. oder 9. März tritt dieser in die Erdatmosphäre ein. 
Quelle: Nasa

Heute Abend treten Trümmerteile der Raumstation ISS in die Erdatmosphäre ein und können auf den Boden fallen, wenn sie nicht verglühen. Astronom Thomas Schildknecht erklärt, wie gross die Gefahr für die Schweiz ist.

Von Stefan Michel

8.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Heute Freitag zwischen 17.30 und 19.30 Uhr tritt der vor knapp drei Jahren von der Raumstation ISS abgetrennte Batterieblock in die Erdatmosphäre ein.
  • Am wahrscheinlichsten ist, dass er in Teile zerfällt und vollständig verglüht.
  • Sollten Teile auf die Erde fallen, können diese einen Durchmesser von 5 bis 30 Zentimeter haben. Sie würden aber kaum bewohntes Gebiet treffen.
  • Noch kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass ISS-Trümmerteile die Schweiz treffen würden.
  • Astronomie-Professor Thomas Schildknecht von der Universität Bern erklärt blue News, welche Gefahr von den ISS-Trümmern ausgeht.

Seit fast drei Jahren kreist ein ausrangiertes Batterie-Paket der Raumstation ISS um die Erde. Die Zuständigen haben den Block damals abgetrennt. Er wiegt 2,6 Tonnen und hat ungefähr die Grösse eines Autos, wie die ARD «Tagesschau» berichtet. Den Zeitpunkt des Abstosses haben die Experten so gewählt, dass das Teil auf unbewohntem Gebiet niedergeht. 

Doch wo genau die Stücke die Erdoberfläche treffen, in die das Batteriepaket beim Eintritt in die Atmosphäre zerrissen werden wird, ist nicht so klar, wie es scheint. Thomas Schildknecht, Professor und Vizedirektor des Astronomischen Instituts der Universität Bern, hat die Fragen von blue News beantwortet.

Wo werden die Trümmerteile gemäss Berechnungen auf die Erde fallen?

Das Zeitfenster für den Absturz ist jetzt – Stand Freitagmittag – immer noch mehr als 10 Stunden um 21:30 Uhr am Freitagabend zentriert. Die Unsicherheit beträgt mehr als sechs volle Umläufe um die Erde! Überall entlang der Bodenspur dieser sechs Umläufe können hypothetisch Teile herunterfallen.

Gestern Abend war das Zeitfenster noch mehr als 10 Stunden um 21.30 zentriert. Die Unsicher betrug mehr als sechs volle Umläufe um die Erde. Inzwischen ist das Zeitfenster auf 18.30 plus minus eine Stunde präzisiert worden.

Was wissen wir dadurch?

Wenige Stunden vor dem Absturz lässt sich das Eintrittsfenster auf weniger als einen halben Umlauf verkleinern. Aber auch dann ist das mögliche Absturzgebiet für Trümmerteile noch mehrere tausend Kilometer lang.

Wie gross ist die Gefahr, dass Teile in der Schweiz auf den Boden fallen?

Die Gefahr, dass überhaupt Trümmerteile den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überleben und dann noch über Land zu Boden fallen, ist verschwindend klein. Für die Schweiz ist damit ein solches Ereignis höchst unwahrscheinlich.

Wie gross sind die Teile der Raumstation, wenn sie auf die Erde fallen?

Das hängt von vielen unbekannten Parametern während des Wiedereintritts in die Atmosphäre ab: etwa die genaue Orientierung beziehungsweise Taumelbewegung des Objektes. Darum lässt sich das kaum voraussagen. Das Batteriepaket enthält vermutlich keine massiven Teile, wie zum Beispiel Raketendüsen. Darum ist es sehr unwahrscheinlich, dass Trümmerteile die Erdoberfläche erreichen.

Welche Schäden können solche Teile anrichten?

Abstürzende Trümmerteile wären etwa mit Steinen zu vergleichen, die im freien Fall aus der Reiseflughöhe eines Verkehrsflugzeugs zu Boden fallen. Die Stücke können 5 bis 30 Zentimeter gross sein. Allfällige Schäden wären klein und lokal sehr begrenzt. Möglich wäre ein Loch im Boden, eventuell ein Loch in einem Hausdach. Noch einmal, im Fall des Batterieblocks der ISS ist ein solches Ereignis äusserst unwahrscheinlich.