Polizei warnt vor Händler Temu Wenn das Schnäppchen aus China dein Haus in Brand steckt

tafi

3.1.2024

Billige Elektronikartikel erfüllen häufig nicht die erforderlichen Sicherheitsstandards und können Wohnungsbrände auslösen, warnt die Kapo Aargau.
Billige Elektronikartikel erfüllen häufig nicht die erforderlichen Sicherheitsstandards und können Wohnungsbrände auslösen, warnt die Kapo Aargau.
Keystone

Von wegen Schnäppchen: Ladegeräte und Akkus von Billigplattformen führten im Kanton Aargau im vergangenen Jahr zu mehreren Bränden. Die Kantonspolizei ist alarmiert und warnt eindringlich vor Schrottelektronik.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Kantonspolizei Aargau warnt vor dem Kauf von Elektrogeräten über Billighändler im Internet.
  • Schadhafte Geräte führten im vergangenen Jahr zu zahlreichen Bränden.
  • Insbesondere die chinesische Plattform Temu, bekannt für aggressive Werbung, steht in der Kritik.

Nur was billig ist, ist auch gut? Stimmt ganz und gar nicht: «Die Kantonspolizei Aargau hat im vergangenen Jahr mehrere Fälle registriert, in welchen Billigartikel wie Ladegeräte, Akkus und Elektroartikel einen grösseren Brand verursachten», sagte Mediensprecherin Corina Winkler zu «20 Minuten».

In Verruf ist insbesondere der chinesische Online-Marktplatz Temu: Mit seinen Billigangeboten schwimmt Temu in der Schweiz auf einer Erfolgswelle. Dort könne man «shoppen wie die Milliardäre», heisst es in der App, die im vergangenen Jahr in der Schweiz zu den am häufigsten heruntergeladenen Apps gehört.

Lebensbedrohliche Schnäppchen

Doch Schnäppchen wie drahtlose Schnell-Ladepads für unter fünf Franken, Ladekabel für zwei Franken und kabellose Lautsprecher für einen einstelligen Frankenbetrag können Käuferinnen teuer zu stehen kommen. In einer Kampagne auf ihren Social-Media-Kanälen warnt die Kapo Aargau derzeit explizit vor dem Kauf von Elektrogeräten über solche Billig-Plattformen.

@kantonspolizeiaargau

Hast du auch schon bei Temu bestellt? Sei vorsichtig beim Kauf von Elektroartikeln über diese Verkaufsplattform. #kapoag #heschgwüsst #prävention #elektronik

♬ Originalton - Kantonspolizei Aargau

«Hast du dir letztens auch etwas von Temu bestellt? Dann musst du jetzt genau zuhören», warnt ein Polizist in einem Tiktok-Video. Ein Schnäppchen aus Asien könne zu lebensbedrohlichen Situationen führen, «und zwar genau dann, wenn es sich entzündet oder gar explodiert».

Wie viele Brände genau auf Schrottelektronik von Billigplattformen zurückzuführen sind, kann Sprecherin Corina Winkler nicht beziffern. Doch die Kapo Aargau weist darauf hin, dass bei solchen Artikeln die Qualität fragwürdig und die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Entsprechende CE-Prüfzeichen würden oft fehlen oder seien gefälscht.

Billigelektronik kann bei Bränden teuer werden

Insbesondere Temu falle negativ auf: auch, weil die Plattform «aktuell die aggressivste Werbung für unsere Zielgruppe auf Tiktok und Instagram» mache und Rabattcodes anbiete, «mit welchen die Ware noch günstiger oder teilweise gratis bezogen werden kann», sagt Winkler.

Generell sollten Elektronikartikel lieber bei Händlern vor Ort gekauft werden, sagt die Kapo Aargau. Dies auch, um sicherzustellen, dass die Sicherheitszertifizierung auch wirklich vorliege. Denn die habe nicht zuletzt «bei Brandereignissen versicherungstechnische Auswirkungen», so Corina Winkler.

Auch in Deutschland wurden bei Testkäufen zum Teil gefährliche Mängel bei technischen Geräten festgestellt. Temu fühlte sich noch vor wenigen Monaten überhaupt nicht verantwortlich dafür. Das Unternehmen tritt selbst nicht als Verkäufer auf, sondern stellt den Händlern nur seinen Marktplatz als Plattform zur Verfügung.

Temu verspricht Besserung

In den Temu-Nutzungsbedingungen heisst es ausdrücklich: «Wir haben keine Kontrolle über und garantieren keine Existenz, Qualität, Sicherheit, Eignung oder Rechtmässigkeit der Produkte.» Auch für Wahrhaftigkeit, Genauigkeit oder Rechtmässigkeit von den in den Produktauflistungen enthaltenen Informationen fühlt sich der Marktplatz nicht zuständig.

Zu den Vorwürfen aus dem Aargau äussert sich der chinesische Onlineriese nun aber etwas kleinlauter. «Wir sind bestrebt, unseren Kunden Produkte zu bieten, die nicht nur günstig sind, sondern auch hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen. Die Gewährleistung der Sicherheit und Zufriedenheit unserer Kunden hat für uns oberste Priorität», zitiert «20 Minuten».

Man arbeite eng mit den Herstellern zusammen, «um sicherzustellen, dass alle Produkte, insbesondere elektronische Geräte, die einschlägigen Sicherheitsstandards und -vorschriften erfüllen.» Jedes Produkt, das diese Standards nicht erfülle oder ein Risiko für die öffentliche Sicherheit darstelle, werde sofort entfernt, verspricht Temu demnach.