Umweltabgabe gefordert Online-Retouren sollen künftig Geld kosten

phi

11.12.2023

Angestellte der Post packen im Paketzentrum Härkingen SO angelieferte Pakete der Firma Zalando auf ein Laufband.
Angestellte der Post packen im Paketzentrum Härkingen SO angelieferte Pakete der Firma Zalando auf ein Laufband.
Archivbild: Keystone

Die Schweiz ist Europameister, was die Rückgaben von Waren angeht, die online gekauft worden sind. Das verursacht nicht nur logistischen Aufwand, es belastet auch die Umwelt. Der Ständerat will das ändern.

P. Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweiz ist Europameister bei den Online-Retouren: 27,1 Prozent jener Waren werden zurückgegeben.
  • Die Rückgaben verursachen logistischen Aufwand und belasten die Umwelt.
  • Die Ständeratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie will dagegen vorgehen.
  • Branchen-Vertreter warnen vor Nachteilen gegenüber Anbietern aus dem Ausland, falls entsprechende Gebühren erhoben würden.

Die Ständeratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-S) will gegen kostenlose Retouren von Online-Händlern vorgehen, um das hohe Aufkommen der Rückgaben via Post zu reduzieren.

Laut Grünen-Nationalrat Michael Töngi nimmt die Zahl der Rückgaben stetig zu. «Ich bin froh, dass der Ständerat am Thema dranbleibt», sagt Töngi zu «20 Minuten»: Das Parlament müsse den Bundesrat zum Handeln zwingen. Eine mögliche Lösung könnte eine vorgezogene Gebühr für die Retouren sein, die erstattet werde, wenn die Kundschaft die Ware behält.

Problematisch an den Rückgaben sind nicht nur der logistische Aufwand und die damit verbundenen Energiekosten. Im Bereich der Textilien landen laut Greenpeace 80’000 unverkaufte Kleider im Müll. Hinzu kämen 300 Tonnen an Haushalts- und Elektronikgeräten.

«Volkswirtschaftliche und ökologische Umtriebe»

«Wenn Retouren vernichtet werden, ist das sehr schlecht fürs Klima und die Umwelt. Die ganzen Ressourcen und auch die graue Energie, die im Produkt stecken, werden ohne Nutzen verschwendet», erklärt Thomas Wälchli von der Schweizerischen Energie-Stiftung. Für die beanspruchten Leistungen nach dem Verursacherprinzip zu zahlen, findet er sinnvoll.

Nicht nur den Grünen sind die Gepflogenheiten beim Online-Shopping ein Dorn im Auge. «Der Online-Versandhandel verursacht sehr viele volkswirtschaftliche und ökologische Umtriebe», sagt auch der Luzerner FDP-Ständerat und Urek-Mitglied Damian Müller dem «Blick»

Das Problem ist in der Schweiz besonders gross: In keinem anderen europäischen Land werden so viele Waren zurückgegeben. Das Phänomen betrifft hier 27,1 Prozent aller Bestellungen. Auf den Plätzen folgen die Niederlande (24,5 Prozent), Belgien (19 Prozent), Rumänien (18,6 Prozent) und Irland (18,2 Prozent), weiss die «Handelszeitung».

Online-Handel ist nicht begeistert

Bei Zalando Schweiz lag die Retourenquote 2020 laut «Blick» sogar bei 50 Prozent. Der Online-Händler war damals dann auch nur mässig begeistert von den Ständeratsplänen. «Da es im Onlinehandel keine Umkleidekabinen im klassischen Sinne gibt, gehören kostenlose Rücksendungen für uns zu unserem Service dazu», schrieb Zalando auf eine Nachfrage des «Blicks».

Der Handelsverband.swiss warnt nun vor einer Ungleichbehandlung gegenüber der europäischen Konkurrenz, die hierzulande nicht belangt werden könnte. Die Branche würde sich auch ohne gesetzliche Vorgaben bereits darum bemühen, das Volumen der Retouren zu reduzieren, versichert Geschäftsführer Bernhard Egger «20 Minuten».

«Die im Postulat geforderten Verpflichtungen, wie eine vorgezogene Retourengebühr, lehnen wir ab», sagt auch Dagmar Jenni, Direktorin des Detailhandelsverbands Swiss Retail Federation. Auch sie fürchtet Nachteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz: «Allfällige Verpflichtungen müssten zwingend auf alle internationalen Plattformen und Anbieter angewendet werden.»