Gefährliche Reise ins All US-Krösus geht spazieren – 1400 Kilometer von der Erde entfernt

tbz

21.8.2024

Bei der Weltraummission «Polaris Dawn» soll die Raumkapsel geöffnet und vollständig dem Druckabfall ausgesetzt sein.
Bei der Weltraummission «Polaris Dawn» soll die Raumkapsel geöffnet und vollständig dem Druckabfall ausgesetzt sein.
Bild: polarisprogram.com

Der US-amerikanische Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman war schon einmal im Weltraum. Nun will er auf einer neuen, weitaus gefährlicheren Reise erneut ins All. In einer Woche steht der Start an.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der US-Milliardär Jared Isaacman will nach einer selbst finanzierten Weltraumreise im Jahr 2021 zurück ins All.
  • Dieses Mal handelt es sich laut CNN nicht um eine «Spritztour».
  • Die Mission «Polaris Dawn» sei mit erheblichen Risiken für Mensch und Technik verbunden.
  • Zum einen ist da der Durchflug des gefährlichen Van-Allen-Strahlungsgürtels, zum anderen soll die Raumkapsel, in der sich die Crew befindet, geöffnet und vollständigem Druckabfall ausgesetzt sein.
  • Isaacman und ein weiteres Crewmitglied werden daraufhin die Kapsel verlassen.
  • Das Ziel der Mission ist in erster Linie das Testen von Equipment.

Als der US-Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman im Jahr 2021 von einer selbst finanzierten Reise ins Weltall zurückkehrte, liess er verlauten, wohl nie mehr dahin zurückzukehren. Zusammen mit einer dreiköpfigen Crew hatte er damals in einer knapp vier Meter breiten Raumkapsel die Erde drei Tage lang umkreist. Nun will er doch zurück – am Montag starten die Vorbereitungen für eine grössere, gefährlichere und experimentelle Reise ins All.

Bei dem von Elon Musk gegründeten US-amerikanischen Raumfahrtunternehmen SpaceX herrscht Hochbetrieb. Am Montag starteten die Vorbereitungen für die experimentelle Weltraummission «Polaris Dawn», angeführt von US-Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman.

Das Ziel: Eine vierköpfige Crew – darunter Isaacmans enger Freund und ehemaliger Air-Force-Pilot Scott Poteet sowie die beiden SpaceX-Ingenieurinnen Anna Menon und Sarah Gillis – werden fünf Tage an Bord einer SpaceX-Crew-Dragon-Kapsel verbringen, die so weit ins All hinaus fliegt wie kein Mensch mehr seit dem Ende des Apollo-Programms der NASA in den 1970er-Jahren.

Die Umlaufbahn der Kapsel soll dabei hoch sein, dass die Besatzung in eine gefährliche Zone, den Van-Allen-Strahlungsgürtel, eintauchen wird, wie CNN berichtet.

Gefährlicher Durchflug von Strahlungsgürtel 

Im weiteren Verlauf der Reise soll die Besatzung auch die Luke des Raumschiffs öffnen und sich dem Vakuum des Weltraums aussetzen. Zwei Personen sollen die Kapsel sogar ganz verlassen. Während dieses Unterfangens werden die Astronauten ausschliesslich von speziellen Anzügen geschützt.

Das Testen des Equipments gehört zu den Hauptzielen der Mission. Es sollen dabei erste Schritte zur Validierung von Technologien unternommen werden, die SpaceX eines Tages benötigen könnte, um Menschen noch tiefer in den Kosmos zu befördern.

Nach dem Start wird die «Polaris Dawn»-Besatzung in eine Umlaufbahn einschwenken, die sich bis in eine Höhe von 1400 Kilometern von der Erde erstreckt. Das ist mitten im inneren Band des Van-Allen-Strahlungsgürtels, der in einer Höhe von etwa 1000 Kilometern beginnt.

Bei den Gürteln handelt es sich um Bereiche, in denen Konzentrationen hochenergetischer Teilchen, die von der Sonne kommen und mit der Erdatmosphäre interagieren, eingefangen werden. Dadurch entstehen zwei gefährliche Strahlungsbänder. Ein Durchflug ist entsprechend gefährlich für Mensch und Technik.

Potenziell tödlicher Druckabfall

Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet der Crew, dass die Kapsel bei ihrer späteren Öffnung vollständigem Druckabfall ausgesetzt sein wird. Bei der Mission gibt es keine Luftschleusen wie beispielsweise auf der Internationalen Raumstation (ISS), die als spezielle Dekompressionskammern für Astronauten dienen, die zu einem Weltraumspaziergang aufbrechen.

«Polaris Dawn» wird stattdessen «einen wirklich neuartigen und anderen Ansatz» für den sogenannten Voratmungsprozess wählen, bei dem «der Kabinendruck langsam gesenkt und die Sauerstoffkonzentration erhöht wird», zitiert CNN Mitarbeiter von SpaceX.

Fast unmittelbar nach der Ankunft im Weltraum wird die «Polaris Dawn»-Besatzung mit einem «Voratmungsprozess» beginnen, um sich auf den Weltraumspaziergang vorzubereiten. Der Prozess sei vergleichbar mit dem, was Taucher tun, um die Dekompressionskrankheit zu vermeiden.

Die Besatzungsmitglieder müssen dabei den Stickstoff aus ihrem Blut entfernen, damit das Gas beim Druckabfall in der Dragon-Kapsel und dem Vakuum im Weltraum keine Blasen im Blutkreislauf bildet – ein potenziell tödlicher Zustand. Dieser Prozess wird etwa 45 Stunden dauern.

Erhebliche Risiken für Mensch und Technik

Am dritten Tag der Weltraumreise soll sich dann in einer Höhe von etwa 700 Kilometern über der Erde die Luke des Crew Dragon öffnen. Alle vier Besatzungsmitglieder und das gesamte Innere des Raumschiffs werden dabei der weiten Leere ausgesetzt sein. Nur Isaacman und Gillis werden das Raumschiff tatsächlich verlassen, wobei sie durch ein paar Nabelschnüre mit der Kapsel in Verbindung bleiben.

Auch für die Technik an Bord bestünden bei diesem Unterfangen erhebliche Risiken. Es wurden deshalb in der Vorbereitung zahlreiche Tests durchgeführt, um die Bedingungen in einer solchen Höhe zu simulieren.

Bei der zweiten Weltraumreise des US-Milliardärs soll es sich definitiv nicht um eine Spritztour handeln. Die Mission Polaris Dawn soll frühestens am 26. August um 3.30 Uhr nachts starten.