Hund oder Katze unterm Christbaum?«Ein Tier darf niemals ein Geschenk sein»
afp, tgab, vab
12.12.2024
Ob Hund, Katze oder Hamster: Auf vielen Wunschzetteln zum Weihnachtsfest stehen Tiere ganz oben. Das ist keine gute Idee. Denn: «Tiere sind keine Geschenke», warnt der Schweizer Tierschutz.
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afp, tgab, vab
12.12.2024, 14:25
12.12.2024, 15:00
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein Haustier wünschen sich viele Kinder zu Weihnachten.
Doch damit verbunden sind einige zeitliche und finanzielle Anforderungen.
Diese Überlegungen sollte man anstellen, bevor man sich ein Haustier zulegt.
Tierschützer sagen ganz klar: Hund, Katze und Nager sind keine Weihnachtsgeschenke. «Der Schweizer Tierschutz rät eindringlich davon ab, Tiere als Weihnachtsgeschenke zu nutzen. Tiere sind keine Geschenke, da der Beschenkte nicht in der Lage ist, vorher die eigene Lebenssituation zu analysieren und zu prüfen, ob ein Heimtier dazu passt», sagt Simon Hubacher vom Schweizer Tierschutz STS zu blue News.
Weiter betont Hubacher, dass «Heimtiere Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und keine Spielzeuge sind, die man einfach zur Seite legen kann, wenn man keine Lust mehr hat».
Auch Lisa Schmälzle vom Tierheim Strubeli in Volketswil ZH rät klar davon ab, Tiere zu Weihnachten untern Christbaum zu legen. «Ein absolutes No-Go. Ein Tier darf niemals ein Geschenk sein», so Schmälzle. Dies gehe nur in Ordnung, wenn alle Familienmitglieder damit einverstanden sind, damit das Tier auch für immer bleiben darf.
Mit einem tierischen Geschenk werde der oder die Beschenkte vor «vollendete Tatsachen gestellt» und habe plötzlich «eine grosse Verantwortung für ein anderes Lebewesen».
Die erste grosse Begeisterung verfliegt dann schnell, und die Tiere landen häufig in den ohnehin chronisch überfüllten Tierheimen – wegen der Urlaubspläne, abflauenden Interesses oder unerwarteter Kosten und Anforderungen.
Der Schweizer Tierschutz bestätigt, von Tierheimen informiert worden zu sein, dass Tiere vielfach wieder zurückgebracht werden.
Was raten Tierschützer?
Oft informieren sich die Halter vor dem Kauf nicht ausreichend oder werden falsch beraten. Laut Hubacher ist es daher wichtig, vor einer Anschaffung folgende Fragen zu klären: «Was mache ich mit dem Tier, wenn ich arbeiten muss oder in die Ferien gehe? Habe ich das Geld für ein Heimtier? Bin ich allergisch?» Der STS hat die wichtigsten Punkte zur Hunde-,Katzen- und Kleintierhaltung gesammelt.
Ein Tier ist laut Schmälzle «eine Entscheidung für viele Jahre». Die Tierheim-Strubeli-Mitarbeiterin warnt: «Das muss gut überlegt sein!»
Ein Tier sollte nicht spontan angeschafft werden, sondern erst, wenn wirklich alle Fragen geklärt und jedes Familienmitglied ausreichend informiert und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Vor allem sollte vorher bestimmt werden, wer sich um das Tier kümmert. Oft merken zum Beispiel Eltern erst zu spät, dass ein Grossteil der Versorgung – das Füttern, Säubern des Geheges oder das Gassigehen – an ihnen hängen bleibt.
Was sollte noch bedacht werden?
Neben der Nahrung verursachen auch die Tierarztbesuche für Impfungen und im Krankheitsfall Kosten. Auch die Pflege in der Urlaubszeit muss vorher geklärt werden. Zudem kann aus dem niedlichen Kätzchen später eine Kratzekatze werden, die Möbel beschädigt – oder das Kaninchen riecht eben streng.
Hubacher betont ausserdem: «Die Weihnachtszeit ist keine gute Zeit, um sich kennenzulernen – es herrscht zu viel Hektik. Am Ende landen die geschenkten Tiere im Tierheim oder werden im schlimmsten Fall ausgesetzt.» Besser würden sich als Alternativgeschenke beispielsweise Tierpatenschaften eigenen.
Ist ein Tier aus dem Tierheim ratsam?
Es lohnt sich immer ein erster Gang ins Tierheim – gerade, wenn viele Heime voll sind. Für die Auswahl eines passenden Mitbewohners sollte aber viel Zeit mitgebracht werden.
Denn wie Schmälzle ausführt, sei es im Strubeli und anderen Tierheimen kaum mehr möglich, so einfach ein Tier abzuholen. «Interessenten müssen erst einen dreiseitigen Fragebogen ausfüllen, bevor wir überhaupt einen ersten Kennenlerntermin machen.» Es habe schon Personen gegeben, die angemerkt hätten, dass der Vorgang noch schwieriger sei, als wenn ein Kind adoptiert werden will.
Für Schmälzle ist klar: «Unsere Schützlinge liegen uns einfach sehr am Herzen und wir kennen sie gut. Daher geben wir sie nur an gute Lebensplätze.»
Peta und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ZZF werben ebenso für die «Adoption» eines Tierheimbewohners. Doch auch hier gilt: Möglichst kein Tier in der Weihnachtszeit aufnehmen, denn Trubel und Hektik erschweren dem Neuzugang die Eingewöhnung im neuen Zuhause.
Was ist von Onlinekäufen zu halten?
Hände weg, sagen Tierschützer. Mit dem Heimtiertrend boomt auch der Welpenhandel über das Internet, was Kriminelle ausnutzen. Die kleinen Hunde stammen aus illegalen Zuchten meist im Ausland, sind oft krank und wurden viel zu früh von ihren Müttern getrennt.
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