Kachelmann kritisiert Klimadebatte «Fühle mich ins Mittelalter zurückversetzt»

SDA, smi

27.7.2023 - 04:44

Nicht die Waldbrände, über die die Medien so gern berichteten, sollten für Klimaalarm sorgen, sagt der Meteorologe Jörg Kachelmann. Viel mehr Sorgen machen ihm die extrem hohen Wassertemperaturen und die Probleme der Menschen, mit der Hitze umzugehen. (Archivbild)
Nicht die Waldbrände, über die die Medien so gern berichteten, sollten für Klimaalarm sorgen, sagt der Meteorologe Jörg Kachelmann. Viel mehr Sorgen machen ihm die extrem hohen Wassertemperaturen und die Probleme der Menschen, mit der Hitze umzugehen. (Archivbild)
Keystone

Meteorologe Jörg Kachelmann kritisiert die mediale Klimadebatte. Relevant seien nicht die Waldbrände in Südeuropa, sondern das Schmelzen der Gletscher oder noch nie gemessene Meerestemperaturen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Meteorologe Jörg Kachelmann kritisiert die Klimadebatte. Die Aufmerksamkeit sei nicht auf die relevanten Ereignisse gerichtet.
  • Waldbrände, etwa auf Rhodos, seien keine Folge des Klimawandels.
  • Schwerwiegend sei hingegen, dass vor Miami 38 Grad Meerestemperatur gemessen worden seien – ein noch nie da gewesener Wert.
  • Ein weiteres laut Kachelmann unterschätztes Problem: Ab einer gewissen Temperatur können Menschen ihren Körper nicht mehr durch Schwitzen kühlen. Das werde in Indien oder auch in den USA zum existenziellen Problem. Die Medien aber berichteten nicht darüber.
  • Jörg Kachelmann glaubt nicht, dass die Bevölkerung die Bekämpfung des Klimawandels vorantreibe. Vielen sei er schlicht egal. Nur wenn die Politik die existenzielle Bedrohung anerkenne und Massnahmen ergreife, sei eine Verbesserung möglich. Doch auch das geschehe nicht.

«Wir erleben derzeit neue Dinge. Vor der Küste in Miami wurden zum Beispiel Wassertemperaturen von über 38 Grad gemessen.»

Eine solche Wassertemperatur sei furchtbar. «Es sterben die Korallen, die Fische, das ganze Ökosystem gerät ins Wanken. Das wird existenziell auch für uns Menschen», sagte Kachelmann in einem Interview der Tamedia-Titel. «Und die Medien zeigen Bilder von brennenden Wäldern in Rhodos und tun so, als ob diese Feuer etwas mit dem Klimawandel zu tun hätten!»

Auf der griechischen Insel Rhodos etwa sei es jedes Jahr «waldbrandtrocken», so Kachelmann. «Ob es zu einem Waldbrand kommt, hängt einzig und allein davon ab, ob irgendein Mensch dort Feuer legt – absichtlich oder fahrlässig.» Vegetation brenne erst bei 250 bis 300 Grad. Bei 40 Grad beginne ein Wald nicht schneller zu brennen als bei 0 Grad. «Dass das viele Leute noch nicht verstanden haben, ist verheerend. Bei manchen Debatten fühle ich mich ins Frühmittelalter zurückversetzt.»

Wenn Schwitzen keine Kühlung mehr bringt

Ein weiteres ignoriertes Thema sei die sogenannte Feuchtkugeltemperatur – dabei geht es darum, bis zu welchen Temperaturen sich der Mensch noch durch Schwitzen abkühlen kann. In Indien und Teilen der USA werde das zum existenziellen Problem. «Aber auch darüber redet man kaum, es klickt nicht gut – und fragt sich lieber, wohin der Schneidermeister Muggli umgebucht wird», so Kachelmann.

Bei den Klimamassnahmen glaubt der Meteorologe nicht an eine Veränderung von unten: «Wenn überhaupt, wird eine Veränderung top-down passieren.» Die sogenannten Klimakleberinnen und Klimakleber machten die falschen Leute wütend. «Wir müssen Regierungen nerven, die entscheiden.» Regierungen müssten Verantwortung übernehmen und die existenzielle Bedrohung anerkennen. Davon sei man aber weit entfernt.