Erste Folgen des Klima-GesetzesDie Schweiz ist wohl bald «fast genügend» statt «ungenügend»
toko
20.6.2023
Nach dem Scheitern des CO2-Gesetzes stürzte die Schweiz beim Klimaschutz im internationalen Vergleich regelrecht ab. Das könnte sich nach der Abstimmung am Sonntag nun ändern.
toko
20.06.2023, 18:06
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach der Annahme des Klimaschutz-Gesetzes könnte es für die Schweiz in internationalen Klima-Rankings wieder nach oben gehen.
Im Climate Change Performance Index schneidet die Schweiz derzeit «mittelmässig» ab, beim Climate Action Tracker nur «ungenügend».
Nach einer emotional geführten Kampagne wurde am Sonntag das Klimaschutz-Gesetz mit grosser Mehrheit angenommen— die Freude bei den Befürwortern war riesig. Und auch im europäischen Ausland wurde das Ergebnis mit Freude registriert. Schliesslich brauche man auch die Schweiz dringend beim Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel.
Zur Erinnerung: Zu der Abstimmung kam es überhaupt erst, weil vor zwei Jahren das sogenannte CO2-Gesetz spektakulär scheiterte. Und das hatte Folgen: Die Schweiz geriet beim Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel im Vergleich zu anderen Ländern ins Hintertreffen.
Im sogenannten Climate Change Performance Index (CCPI) rutschte die Schweiz ab, und im Folgejahr ging es um weitere sieben Plätze abwärts — aktuell belegt das Land lediglich den 22. Rang.
Der CCPI analysiert jährlich die Klimaschutz-Politik von 63 Staaten, die am stärksten zum Klimawandel beigetragen haben, und erstellt ein Ranking. In dieses fliessen Klimapolitik, Treibhausgas-Emissionen, der Energieverbrauch und Massnahmen für erneuerbare Energien.
Hierzulande werden demnach nicht einmal zwei Drittel der Massnahmen ergriffen, die nötig wären, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen — also die Begrenzung auf 1,5 Grad Celsius Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Für den CCPI heisst das: «mittelmässig».
Das sagen Junge zur Annahme des Klimaschutzgesetzes
Am 18. Juni ist das Klimaschutzgesetz mit 59% von der Schweizer Stimmbevölkerung angenommen worden – nachdem zwei frühere Vorlagen gescheitert sind. blue News hat bei der jungen Stimmbevölkerung in Zürich den Puls gefüht, was sie vom Resulat halten.
19.06.2023
Trendwende mit Einschränkung
Das könnte sich nun ändern, wie Co-Autorin Thea Uhlich dem SRF sagt. Demnach markiere die Abstimmung am Sonntag eine Trendwende.
Wie die Referentin für Klimaschutz und Energie bei der deutschen Umweltorganisation Germanwatch im «Echo der Zeit» erklärt, seien dafür vor allem die erhöhten Treibhausgas-Emissionen und ein erhöhter Energieverbrauch verantwortlich: «Die Schweiz erhält in diesen beiden Kategorien nur noch ein ‹mässig›, wohingegen sie zuvor ein ‹gut› erhalten hatte.»
Allerdings werde der Volksentscheid allein kaum dazu führen, dass es in der Rangliste wieder deutlich nach oben geht. Dazu brauche es die kurzfristigen Massnahmen und Ziele bis 2030, erklärt die Expertin.
Auch das zweite international bedeutende Ranking, der sogenannte Climate Action Tracker, stellt der Schweiz aktuell kein gutes Zeugnis aus. Dem Index zufolge ist die eidgenössische Klimapolitik aktuell glatt «ungenügend».
Aber auch hier könnte sich etwas tun. Judith Hecke, mitverantwortlich für den Climate Action Tracker, erklärt: «Die Schweiz wird damit ‹fast genügend› – was eine Klimaerwärmung von unter 2 Grad bedeutet. Aber eben nicht unter den angestrebten 1,5 Grad.»
Was machen die anderen?
Ob die Schweiz schnell Boden gutmachen wird, hängt gleichwohl davon ab, wie der politische Prozess zum Klimaschutz-Gesetz verlaufen wird — und was andere Länder indessen unternehmen.
Zuletzt hatten sich mehrere wichtige Akteuere ehrgeizige Ziele gesetzt und auch kurzfristige Massnahmen ergriffen. Und auch das so oft gescholtene China baut aktuell in atemberaubender Geschwindigkeit Solarparks und Windkraft-Anlagen, zahlreiche Neubauprojekte für Kohlekraftwerke wurden auf Eis gelegt.