Mpox-Virus in Afrika auf dem Vormarsch Der benötigte Impfstoff liegt in den falschen Ländern

Jan-Niklas Jäger

16.8.2024

Das Mpox-Virus breitet sich in Afrika aus. (Archivbild)
Das Mpox-Virus breitet sich in Afrika aus. (Archivbild)
Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases/dpa

Eine neue Variante des Mpox-Virus hat die Weltgesundheitsorganisation dazu veranlasst, ihre höchste Alarmstufe auszurufen. Der für die Eindämmung benötigte Impfstoff befindet sich in den falschen Staaten.

Jan-Niklas Jäger

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  • In Afrika breitet sich die neue sogenannte Ib-Variante des Mpox-Virus aus.
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat darum nun die höchste Alarmstufe ausgerufen.
  • Die betroffenen afrikanischen Länder haben nicht genug Impfstoffe, um gegen den Ausbruch vorzugehen.
  • Die WHO hat darum an andere Länder einen Appell gerichtet, ihre Bestände zur Verfügung zu stellen.
  • Die neue Variante ist ansteckender und führt zu schwereren Krankheitsverläufen als es diejenige tat, die bereits 2022 für eine Erklärung der Notlage durch die WHO geführt hatte.

In Afrika breitet sich die neue sogenannte Ib-Variante des Mpox-Virus aus. Vor allem in der Demokratischen Republik Kongo häufen sich die Todesfälle, aber auch in anderen afrikanischen Ländern steigen die Zahlen. Es wurden bereits mehr als 14‘000 Verdachts- und 500 Todesfälle gezählt. Die Dunkelziffer wird als hoch eingeschätzt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun eine «gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite» erklärt. Das ist ihre höchste Warnungsstufe. Konkrete Auswirkung hat diese Erklärung zwar nicht, wohl aber eine besondere Intention.

Anderen Ländern soll so die ernste Lage verdeutlicht werden. Wie Dr. Jan Fehr, Chef des Zürcher Zentrums für Reisemedizin, in einem Gespräch mit dem «Tagesanzeiger» erläutert, ist dieser Schritt «vor allem wichtig, damit nun die betroffenen Länder in der Subsahara gezielt und rasch unterstützt werden, um die vorherrschende Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen».

500'000 Dosen Impfstoff in anderen Ländern

Denn obwohl sie ihn am dringendsten benötigen, gibt es in den afrikanischen Ländern nicht genug Impfstoff. Laut der WHO verfügen andere Teile der Welt über 500‘000 Dosen des benötigten Impfstoffes und die Produktion von 2,4 Millionen mehr wäre mit festen Aufträgen möglich.

Darum richtet die Organisation einen Appell an die Länder mit Vorräten, ihren Bestand zur Verfügung zu stellen. Ein zweiter geeigneter Impfstoff wird zudem in Japan produziert. Das asiatische Land war in entsprechenden Situationen bislang aber immer spendabel. Die EU hat sich indes bereit erklärt, 175‘000 Dosen bereit zu stellen.

Der zweite beabsichtigte Effekt der von der WHO erklärten Notlage liegt darin, dass der Rest der Welt sich für eine mögliche weitere Ausbreitung des Virus rüstet. Ärzt*innen sollten ein Bewusstsein für die Krankheit entwickeln und Verdachtfälle entsprechend testen, führte Fehr weiter aus.

Bisher keine Gefahr für die Schweiz

Vor Panikmache warnte der Experte. Zwar solle man in der Schweiz «für eine Situation mit vermehrten Ansteckungen wie 2022 vorbereitet sein». Es seien aber bisher keine Fälle des Mpox-Virus der Ib-Variante bekannt und gäbe keinen Anlass davon auszugehen, dass es für die Schweiz Grund zur Beunruhigung gibt.

2022 gab es bereits einen Mbox-Ausbruch, der die WHO ebenfalls zur Erklärung einer Notlage bewegt hatte. Die damalige Variante des Virus sorgte für weniger starke Krankheitsverläufe als es bei der Ib-Variante der Fall ist. Die Notlage wurde im Mai 2023 wieder aufgehoben.

Mpox war früher unter dem Namen Affenpocken bekannt. Inzwischen soll bei der Benennung von Krankheiten aber auf Namen von Tieren oder auch Ländern verzichtet werden. Grund dafür ist unter anderem die mögliche Verbreitung und Verfestigung von Vorurteilen.