Höchste Alarmstufe der WHOSo gefährlich ist die neue Mpox-Variante für die Schweiz
tafi/Agenturen
15.8.2024
WHO ruft wegen Mpox weltweite Notlage aus
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat wegen einer neuen Variante der Viruskrankheit Mpox in Afrika die höchste Alarmstufe ausgerufen. Konkrete Folgen hat diese Erklärung zunächst nicht.
15.08.2024
Die WHO schlägt Alarm: Mpox-Ausbrüche in Afrika bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Besonders eine neue Virusvariante bereitet Gesundheitsexperten Sorgen. Was bedeutet das für die Schweiz?
tafi/Agenturen
15.08.2024, 18:48
16.08.2024, 07:59
Andreas Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung des Mpox-Virus in Afrika die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Die rasche Ausbreitung der neuen Virus-Untergruppe Ib sowie ein Übergreifen des Virus sind über Ländergrenzen hinweg «besonders beunruhigend».
Symptome, Infektionswege, Impfstoffe und die Lage in der Schweiz: Hier erfährst du alles, was du über Mpox wissen musst.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung des Mpox-Virus in Afrika die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Notfallausschuss der WHO habe beraten und ihm mitgeteilt, dass die Situation aus seiner Sicht eine «Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite» (PHEIC) darstellt. Damit wurde die höchste Alarmstufe aktiviert.
Welche Folgen hat das? Wie ist die Lage in der Schweiz? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist Mpox?
Mpox hiessen früher Affenpocken, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren. Generell will die WHO Krankheiten aber nicht nach Tieren oder Ländern benennen, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) setzt die Namensänderung um.
Mpox wird von einem Virus verursacht, das in Wildtieren vorkommt und gelegentlich auf den Menschen überspringt, der es wiederum an andere Menschen weitergeben kann. Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt.
Mpox geriet durch einen globalen Ausbruch im Jahr 2022 in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Die Krankheit, die in einigen Teilen Zentral- und Westafrikas seit Jahrzehnten endemisch ist, breitete sich auf mehr als 100 Länder aus. Die Todesrate während des Ausbruchs betrug weniger als ein Prozent.
Vor 2022 war die Krankheit vor allem bei sporadischen Ausbrüchen in Zentral- und Westafrika aufgetreten, wenn Menschen in engen Kontakt mit infizierten Wildtieren kamen.
Was sind die Symptome einer Mpox-Erkrankung?
Das Mpox-Virus löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen. Es kann vor allem für Kinder tödlich sein.
Wie wird das Mpox-Virus übertragen?
«Mpox ist nicht so leicht übertragbar», sagt Virenforscherin Marion Koopmans von der Erasmus-Universität Rotterdam. «Es wird durch direkten Kontakt verbreitet und ist daher – theoretisch – relativ leicht zu stoppen, wenn es diagnostiziert und erkannt wird.» Die Ib-Variante breitet sich unter anderem durch Sexualkontakte aus.
Wie viele Mpox-Fälle gibt es weltweit?
Weltweit wurden in diesem Jahr schon mehr als 14'000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet – mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Dies sei womöglich nur die Spitze des Eisbergs, weil nicht genügend getestet werde und nicht alle Infizierten zu Ärzten gingen, heisst es von Experten.
Wie hoch ist das Risiko einer Ausbreitung des Mpox-Virus in der Schweiz?
Die Ansteckungsgefahr in der Schweiz sei sehr klein, hiess es vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Mehrheit der Risikopersonen in der Schweiz sei geimpft. Zu den Risikopersonen gehören Männer, die Sex mit Männern haben, und Transpersonen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.
In der Schweiz ist laut BAG zudem genügend Impfstoff vorhanden und die Zahl der Fälle stabil. Es kam hierzulande im Sommer 2022 erstmalig zu zahlreichen Mpox-Infektionen. Seit Herbst 2022 werden nur noch sporadisch Fälle gemeldet.
Nach Angaben der WHO wurden bis Ende Juni aus der Schweiz 579 Mpox-Fälle gemeldet. Die letzte Meldung stammt demnach vom Februar 2024.
Warum schlägt die WHO jetzt Alarm?
Mehrere Mpox-Ausbrüche in Afrika bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Besondere Sorge bereitet der WHO eine neue Variante, die Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins). Sie wird als Ib bezeichnet.
Im Gegensatz zu früheren Ausbrüchen, bei denen Läsionen vor allem an Brust, Händen und Füssen auftraten, verursacht die neue Form mildere Symptome und Läsionen an den Genitalien. Das macht es schwieriger, sie zu erkennen, was bedeutet, dass Menschen auch infektiös sein können, ohne davon zu wissen.
Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, sagte Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger-Delta-Universität. Wissenschaftler berichten, dass an der neuen Form von Mpox bis zu 10 Prozent der Infizierten sterben könnten.
Was bedeutet die Mpox-Notlage für die Schweiz?
Konkrete Folgen hat die Notlage-Erklärung nicht. Auch in der Schweiz werden laut BAG keine neuen Impfaufforderungen oder anderen Massnahmen geplant. Vielmehr soll die Notlage Behörden in aller Welt alarmieren, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten.
Es zeigt aber, dass die WHO das Risiko sieht, dass sich Mpox nach 2022 erneut international ausbreiten und in mehreren Ländern zum Gesundheitsrisiko werden können.
Gibt es Impfungen gegen Mpox?
Ja, es gibt zwei Impfstoffe. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus. Es gibt aber bei weitem nicht genügend Dosen, vor allem nicht in Afrika.
Wer hat Impfstoff gegen Mpox?
Tim Nguyen von der WHO sagte, es stünden 500'000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe.
Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. Der zweite Impfstoff LC16 werde in Japan hergestellt, aber nicht kommerziell, sagte Nguyen. Japan sei aber immer sehr grosszügig mit Spenden.
Wie hat die Welt den Mpox-Ausbruch 2022 gemeistert?
Die WHO hatte bereits im Juli 2022 einmal eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals wurden plötzlich aus mehr als 60 Ländern Fälle der Krankheit, die bis dahin praktisch nur in Afrika bekannt war, gemeldet, darunter auch in der Schweiz. Die Ansteckungen gingen auf Klade II zurück, die weniger starke Krankheitsverläufe verursacht.
Im Mai 2023 hatte die WHO die Notlage wieder aufgehoben, weil das Infektionsgeschehen in den meisten Ländern unter Kontrolle gebracht worden war.
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