4-Tage-Woche in Zürcher Hotel Praktisch alle, die können, machen mit

tgab

13.6.2022

Bei den beiden 25hours Hotels in Zürich stösst das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche auf breite Zustimmung. (Symbolbild: Restaurant Neni im 25hours Hotel Zürich Langstrasse)
Bei den beiden 25hours Hotels in Zürich stösst das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche auf breite Zustimmung. (Symbolbild: Restaurant Neni im 25hours Hotel Zürich Langstrasse)
Stephan Lemke/25hours Hotels

Die beiden 25hours Hotels in Zürich haben am 1. Mai die Vier-Tage-Woche eingeführt. General Manager Lukas Meier zieht im Gespräch mit blue News eine erste Bilanz.

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Seit gut einem Monat befinden sich die beiden 25hours Hotels in Zürich in einer Testphase, die bis Ende Juli anhalten wird: Die Belegschaft arbeitet an vier Tagen die Woche insgesamt 38 Stunden, anstatt früher 42 Stunden auf fünf Tage verteilt – das entspricht einer Stunde Mehrarbeit am Tag oder 90 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Lohn. Ein guter Deal für die Angestellten. Doch warum sollte ein Arbeitgeber das gleiche Gehalt für weniger Arbeit zahlen?

«Wir hätten grössere finanzielle Einbussen, wenn wir nicht genug Fachkräfte bekommen», erklärt Lukas Meier, General Manager der beiden 25hours Hotels in Zürich. Deshalb nimmt das Unternehmen die Mehrkosten in Zeiten von eklatantem Fachkräftemangel insbesondere in Hotellerie und Gastronomie in Kauf.

Höhere Bewerberzahlen seit Testbeginn

Dass das Konzept gut ankommt, belegen die Bewerberzahlen. Sie seien letzten Monat um etwa 30 Prozent gestiegen im Vergleich zu durchschnittlichen Vor-Pandemie-Zeiten. Nicht nur junge Leute fühlten sich angesprochen, sondern zum Beispiel auch Elternpaare, die sich mit dem innovativen Arbeitszeitmodell einen Tag pro Woche die Kindertagesstätte oder Fremdbetreuung sparen könnten.

Eine Vier-Tage-Woche könne durchaus ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein, sagt auch der Organisationspsychologe Johann Weichbrodt von der Fachhochschule Nordwestschweiz im Interview mit blue News. «Im Kontext der Veränderung der Arbeitswelt, der Flexibilisierung, die wir gerade erleben, könnte die Vier-Tage-Woche ein Modell sein.»

Zwei Tage hintereinander sind bei 25hours in Zürich zwingend frei, der dritte Tag wird möglichst nach den Wünschen der einzelnen Arbeitnehmer in den Arbeitsplan integriert. «Einer unserer Techniker hat zum Beispiel immer mittwochs frei, da er so am schulfreien Mittwochnachmittag sein Kind betreuen kann», sagt Meier.

General Manager: «Praktisch alle machen mit»

Die Beteiligung an der Testphase ist freiwillig. Danach können sich die Mitarbeitenden entscheiden, ob sie bei der Vier-Tage-Woche bleiben möchten. Lehrlinge, Teilzeitmitarbeitende und Schwangere sind allerdings vom Konzept ausgeschossen. Letztere wegen gesetzlich vorgegebener Ruhezeiten. Von 160 Mitarbeitenden bei den 25hours Hotels in Zürich machen 100 freiwillig mit. Das seien praktisch alle, die dabei sein können, so Meier.

Der General Manager betont, dass sich alle infrage kommenden Mitarbeitende für das Vier-Tage-Modell entscheiden können, unabhängig von Einsatzbereich und Position. «An der Rezeption haben wir das Konzept schon zu 100 Prozent umgesetzt, im Restaurant etwa zu 70 Prozent», führt Meier weiter aus. Das läge daran, dass dem Unternehmen dort im Moment noch das Personal fehle, um ganz auf die Vier-Tage-Woche umzusteigen. «So lange bekommen die betroffenen Mitarbeitenden im Restaurant den einen Tag pro Monat gutgeschrieben.»

Der Grundarbeitsplan stehe, man sei aber dabei, die einzelnen Verzahnungen der Arbeitsbereiche noch besser auszuarbeiten. So helfe beispielsweise die Frühschicht an der Rezeption der 25hours Hotels in Zürich auch beim Aufstellen der Restaurant-Tische auf der Terrasse, nennt Meier ein Beispiel. «Diese Anpassung an die neuen Schichtpläne braucht seine Zeit, ebenso wie das Ausbrechen aus klassischen Arbeitsstrukturen ein Umdenken erfordert», weist er auf allfällige Knackpunkte hin.

Zwei Drittel aller Hotels haben Mühe, Stellen zu besetzen

Bei HotellerieSuisse, dem Unternehmerverband der Schweizer Beherbergungsbranche, kommt der Einsatz der Hotelgruppe gut an. «Wir finden es grundsätzlich positiv, wenn Hotels die Initiative ergreifen und neue Arbeitsmodelle ausprobieren und einführen», sagt Ueli Schneider, Leiter Business Development und Mitglied der Geschäftsleitung, gegenüber dem «Gastro Journal». Gerade in Zeiten, in denen insbesondere in der Hotellerie und Gastronomie akuter Fachkräftemangel herrsche, sei dies eine wichtige Massnahme. Eine Umfrage von HotellerieSuisse im Januar 2022 hatte gezeigt, dass über zwei Drittel aller Hotels Mühe haben, Stellen in ihren Betrieben zu besetzen.

Am Standort in Hamburg hat die in Deutschland gegründete Hotelkette 25hors die Vier-Tage-Woche bereits erfolgreich erprobt. Und auch General Manager Lukas Meier ist jetzt schon für seine Häuser in Zürich überzeugt von dem neuen Arbeitszeitmodell: «Wir werden auf alle Fälle bei dem Konzept bleiben.»