Monatelange Isolation und Schutzanzüge Winterthurer Kleinkind hat Krätze – dann beginnt der Familien-Albtraum

Sven Ziegler

17.4.2024

Eine Krätzmilbe unter dem Mikroskop: Eine Erkrankung hat schwerwiegende Folgen.
Eine Krätzmilbe unter dem Mikroskop: Eine Erkrankung hat schwerwiegende Folgen.
imago images/Ardea

Schutzanzüge für die Kinder, monatelange Isolation für die Familie: Ein Winterthurer Kleinkind leidet unter Krätze. Das hat Folgen für die ganze Familie.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Winterthurer Familie wird von Krätze heimgesucht.
  • Die Krankheit bedeutet schwere Einschnitte für das Leben der Kinder.
  • So müssen die Kinder Schutzanzüge tragen und können nicht mehr in die Kita.

In Winterthur wird die Familie von Anna und Beat mit einer unerwarteten Gesundheitskrise konfrontiert. Ende August 2023 entwickelt ihr sechs Monate alter Sohn Henrik einige Pickel am Fuss. Zuerst für einen harmlosen Hitzeausschlag gehalten, stellt sich nach zwei Wochen ein beunruhigender Befund heraus: Krätze.

Die seltene Krankheit befindet sich derzeit wieder auf dem Vormarsch. Die Zahl der Erkrankungen ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, wie blue News vergangene Woche berichtete. Viele Fälle beginnen harmlos, haben aber schwerwiegende Folgen.

Die Krankheit wird nun zur Herausforderung für die Familie von Anna und Beat, die in Wirklichkeit anders heissen, und die ganze Gesellschaft. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erzählen sie ihre Geschichte. Sie erfahren, dass sie den Körper von Henrik mit einer Creme einschmieren sollen. Doch diese wirkt nicht. Stattdessen steckt sich auch die Zwillingsschwester an. «Die Kleinen haben sich zum Teil blutig gekratzt. Es muss sie unglaublich gejuckt haben», erzählt Anna.

Folgen sind gravierend

Die Behandlung gestaltet sich schwierig, da viele Milbenstämme gegen die üblicherweise eingesetzte Creme resistent geworden sind. Dies führt zu Fehldiagnosen und einer raschen Ausbreitung der Krankheit.

Krätze ist eine durch Milben verursachte ansteckende, nicht-tödliche Hautkrankheit.
Krätze ist eine durch Milben verursachte ansteckende, nicht-tödliche Hautkrankheit.
Henning Kaiser/dpa

Die Folgen sind gravierend: Henrik und seine Geschwister leiden unter starkem Juckreiz, der Schlaf wird beeinträchtigt, und die Eltern kämpfen mit den Emotionen. Die Situation eskaliert, als sich auch andere Familienmitglieder infizieren. Von der Infektion bis zu dem Moment, in dem erste Symptome sichtbar werden, dauert es oft mehrere Wochen. Eine Eingrenzung ist daher schwierig.

Die Situation eskaliert, als Henriks Haut verkrustet und darunter die nächste Generation Milben gedeiht. Der Säugling, so schreibt der «Tages-Anzeiger», wird zu einer Art Superspreader. Weil sich ein Arzt irrt und der Kleine zu früh wieder in die Kita geschickt wird, wird die Krätze auch dort weiter verbreitet. Bis heute ist diese nicht krätzefrei.

Handschuhe bei Kontakt

Für die Familie von Anna und Beat bedeutet die Erkrankung eines Sohns einen tiefgreifenden Wandel ihres Lebensstils. Zehn Wochen verbringen sie in Isolation. Treffen sie auf eine andere Familie, müssen sie Schutzhandschuhe tragen. Nachts müssen die Kinder Schutzanzüge tragen.

Mittlerweile ist die Familie krätzefrei – nach rund sieben Monaten. Die drei Kinder gehen heute nicht mehr in die Kita, um eine erneute Ansteckung zu verhindern. Die Kinder sind nach wie vor von den Erkrankungen geprägt. Andere Familien würden fragen, ob die Kinder Ausschlag hätten. 

Mittlerweile hat auch eine Schule in Winterthur Krätzefälle gemeldet. Die Krankheit ist definitiv wieder auf dem Vormarsch.