Tipps zur Vorbeugung Diese seltenen Krankheiten sind in der Schweiz zurück

dmu

9.4.2024

Mithilfe eines speziellen Kamms können Läuse und Nissen aus dem Haar entfernt werden.
Mithilfe eines speziellen Kamms können Läuse und Nissen aus dem Haar entfernt werden.
Symbolbild: Keystone

Eine Gefahr für die allgemeine Gesundheit besteht nicht, aber einzelne seltene Leiden haben in der Schweiz wieder zugenommen. Hier findest du die wichtigsten Fakten zu Krätze, Läuse, Tuberkulose und Malaria.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Krankheiten Krätze, Läuse, Tuberkulose und Malaria kommen in der Schweiz nur selten vor. Trotzdem haben die Fälle hierzulande zugenommen. 
  • Im Artikel sind die wichtigsten Fakten und Tipps zur Vorbeugung zusammengetragen.

Krankheiten wie Krätze, Läuse, Tuberkulose und Malaria nehmen in der Schweiz wieder zu. Gründe für den Anstieg könnten vermehrte Reisen und Fluchtbewegungen sein. Wie man sich vor diesen Erkrankungen schützt und wie eine korrekte Behandlung abläuft, ist hierzulande in der breiten Bevölkerung nur spärlich bekannt. Im Artikel erfährst du die wichtigsten Fakten zu den einst seltenen Krankheiten.

Krätze (Scabies)

In den letzten Jahren ist die Zahl der Krätze-Fälle in der Schweiz angestiegen. So hat das Universitätsspital Zürich gemäss SRF beispielsweise über das letzte Jahrzehnt mehr Patienten registriert, die von Krätzmilben befallen sind. Diese Beobachtung werde in der Schweiz wie auch im Ausland gemacht.

Genaue Zahlen dazu gibt es allerdings nicht. Dies aus einem einfachen Grund: Krätze (Scabies) ist keine meldepflichtige Krankheit. Daher wird die Krankheit oft nicht gemeldet und somit nicht statistisch erfasst.

Gründe für die Zunahme kommen mehrere infrage. Mit Sicherheit trage die gestiegene Reisefreudigkeit dazu bei. Die Krätzmilben – sie sind winzige Spinnentierchen – können sich nämlich nur begrenzt fortbewegen. Die Ansteckung kann indirekt über ein Sofa oder Bett erfolgen. Wird also mehr gereist, wird auch mehr in Hotels und anderen Betten übernachtet.

Weil die Krätzmilben nur kurze Distanzen überwinden können, sind besonders Menschen, die mehr Körperkontakt mit anderen haben, exponiert für eine Ansteckung – etwa Kinder, aber auch sexuell aktive Personen, die häufig ihren Partner wechseln.

Die Infektion ist als solche nicht gefährlich und gut behandelbar. Befallene leiden meistens unter starkem Juckreiz, Brennen und Ekzemen an den betroffenen Hautpartien, vorrangig nachts und an warmen Körperstellen. Unternimmt man nichts, wird man die winzigen Spinnentiere in der Haut aber nicht los.

Verschiedene Cremes oder Tabletten bekämpfen die lästigen Spinnentierchen. Zudem sollten Kleider und Bettsachen bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Bei einer Infektion sollten sich ausserdem Personen aus demselben Haushalt behandeln lassen.

Kopfläuse

«Vorsicht, Läusebefall in der Klasse» – dieser Warnzettel flatterte wohl schon bei vielen Eltern ins Haus. Die Übertragung von Kopfläusen erfolgt nämlich oft in Schulen und Kindergärten ­– dort, wo naher Körperkontakt üblich ist. Und über die Kinder können sich weitere Personen anstecken. Das passiert seit einigen Jahren wieder vermehrt in der Schweiz, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Obschon sie auch von blossem Auge erkennbar sind, hilft eine Lupe beim Suchen nach Läusen und deren Eiern (Nissen) auf der Kopfhaut und im Haar. Meist sind sie hinter den Ohren und im Nacken.

Wer bei sich fündig wird, braucht sich keine grossen Sorgen zu machen: Kopfläuse sind zwar Parasiten, übertragen bei Menschen aber keine Krankheiten. Sie saugen allerdings Blut, was an der Einstichstelle zu starkem Juckreiz führen kann. Bei starkem Kratzen können Wunden entstehen, in die dann Bakterien eindringen und Infektionen auslösen können.

Eine einfache Methode macht Köpfe für Läuse schwer erreichbar: Haare zusammenbinden oder hochstecken. Kommt es trotzdem zum Befall, wird über mehrere Tage ein Schema angewendet, so sollen Läuse aller Stadien getötet werden. Die Mittel und Anleitungen dazu sind in Apotheken erhältlich.

Malaria

Von der tropisch-subtropischen Infektionskrankheit Malaria sind in der Schweiz vor allem Migrant*innen oder Reiserückkehrende aus Risikogebieten betroffen. Die Übertragung erfolgt durch die Anopheles-Mücke.

Bei der Bekämpfung von Malaria verzeichnete die Wissenschaft zwar Erfolge, aufgrund des Klimawandels und schwieriger wirtschaftlicher und politischer Situationen in Risikogebieten nimmt die Krankheit dennoch wieder zu. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind Länder in Afrika südlich der Sahara am stärksten betroffen – mit über 90 Prozent der Fälle. Der Rest verteilt sich auf Asien, Zentral- und Südamerika sowie gewisse Inseln im Pazifik.

Die Symptome von Malaria können anfänglich mild sein und sind oft nicht spezifisch, was die Diagnose schwierig macht. Die Zeit zwischen dem Mückenstich und dem Auftreten von Symptomen variiert zwischen sechs Tagen bis zu mehreren Jahren. Die durch den Stich übertragenen Parasiten vermehren sich zuerst in der Leber und später in den roten Blutkörperchen, die sie dadurch zerstören.

Das Krankheitsbild kann über 38 Grad Celsius Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen und gelegentlich Erbrechen und Durchfall beinhalten. Gefürchtet ist vor allem ein rasches Fortschreiten mit einer Hirnbeteiligung, was zu Krämpfen, Koma und zum Tod führen kann. Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen.

Die Behandlung kann je nach Art des Malariaparasiten, dem Schweregrad der Erkrankung und dem Alter sowie dem Gesundheitszustand der Patient*innen variieren. Mit den gängigsten Mitteln lässt sich die Krankheit relativ gut behandeln – sofern frühzeitig damit begonnen wird.

Gegen Malaria existiert keine Impfung. Bei Reisen in Risikogebiete können präventive Medikamente vor einer Erkrankung schützen oder Medikamente für die Selbstbehandlung im Notfall helfen. Die wirksamste Vorbeugung ist allerdings die einfachste: ein wirksamer Mückenschutz.

Tuberkulose

Die Tuberkulose ist eine durch hustende Personen über die Raumluft übertragbare Krankheit. Die Anzahl gemeldeter Fälle in der Schweiz war von 2016 bis 2021 rückläufig und erreichte einen Tiefststand. Im Jahr 2022 beobachtete das Bundesamt für Gesundheit allerdings wieder eine Zunahme.

Grund für den Anstieg ist ebenfalls der postpandemische Wiederanstieg der Reise- und Migrationsbewegungen. Tuberkulose tritt nämlich häufiger in Gemeinschaften auf, die unter Armut, Unterernährung oder hoher Bevölkerungsdichte leiden. Auch Personen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise HIV-Infizierte, sind besonders anfällig.

Die Tuberkulose betrifft in 80 Prozent der Fälle die Lunge, kann aber auch andere Organe befallen. Typische Symptome sind Husten, oft mit Auswurf, Fieber und Gewichtsabnahme. Die Tuberkulose ist mit speziellen Antibiotika über Monate meist gut behandelbar. Ohne Behandlung verläuft sie, nach einer längeren Erkrankung, oft tödlich. In wenigen Prozent der Erkrankungen sind die Bakterien gemäss BAG gegen die wichtigsten Medikamente resistent, sodass die Behandlung länger dauert und komplizierter ist.

Die Impfung gegen Tuberkulose wird in Ländern mit vielen Fällen durchgeführt. Sie gibt einen gewissen Schutz in den ersten Lebensjahren. In der Schweiz wird nur ausnahmsweise geimpft und auch dann nur im ersten Lebensjahr.