Futterzusatz senkt Methan-Ausstoss Wenn Kühe weniger furzen, ist die Milch dann klimafreundlich? 

Andreas Fischer

9.12.2024

Danke eines Futterzusatzes könnten Kühe 30 Prozent weniger Methan ausstossen.
Danke eines Futterzusatzes könnten Kühe 30 Prozent weniger Methan ausstossen.
Sebastian Kahnert/zb/dpa

Der Futterzusatz Bovaer lässt Kühe weniger rülpsen: Die Milch soll dadurch klimafreundlicher werden. Aber stimmt  auch? In Grossbritannien scheiden sich die Geister, in der Schweiz setzt man grosse Hoffnung in das Mittel.

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Futtermittelzusatz Bovaer senkt den Methanausstoss von Kühne um 30 Prozent.
  • Das Mittel wird in Grossbritannien gross getestet: Entsprechende Milchprodukte werden gross beworben, rufen aber auch Proteste hervor.
  • In der Schweiz ist das Mittel zugelassen, aber kaum im Einsatz. Das könnte sich ändern.

Klimaschonende Milch? In Grossbritannien sorgt das Thema derzeit für Ärger. Dort kommt der Futterzusatz Bovaer derzeit in einem Testlauf grossflächig zum Einsatz. Das Mittel senkt den Methanausstoss, den das Milchvieh bei der Verdauung produziert, um durchschnittlich 30 Prozent. Im Klartext: Die Kühe rülpsen und flatulieren weniger.

Eine Milchkuh setzt pro Jahr bis zu 120 Kilogramm Methan frei. Das Treibhausgas ist auf kurze Sicht gefährlicher als CO2 und trägt entscheidend zum Klimawandel bei. Die Landwirtschaft will und muss die Emissionen reduzieren. Bovaer könnte dabei helfen.

Darauf zielt auch die Vermarktungsstrategie im Vereinigten Königreich ab. Produkte von Tieren, die Bovaer ins Futter gemischt bekommen, werden als besonders klimafreundlich dargestellt. Sie sind in vielen Supermarktketten erhältlich – und haben Proteste, Boykottaufrufe sowie Verschwörungstheorien hervorgerufen, wie unter anderem die BBC berichtet.

Methan-Hemmer macht Milch teurer

Laut «Tages-Anzeiger» ist Bovaer in 59 Ländern erhältlich und auch in der Schweiz zugelassen. Allerdings wird das vom Unternehmen DSM Firmenich mit Sitz in Kaiseraugst AG und in den Niederlanden produzierte Mittel hierzulande nur von wenigen Höfen im Testbetrieb verwendet.

Laut Hersteller sei Bovaer in über 100 landwirtschaftlichen Versuchen getestet und in Dutzenden Studien untersucht worden. Zu langfristigen Auswirkungen des Einsatzes gibt es allerdings noch keine belastbaren Daten, heisst es vom Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP).

«Bovaer trägt zu einer Verringerung des ökologischen Fussabdrucks von Milch- und Rindfleischprodukten bei», weist DSM Firmenich dennoch auf den Vorteil des Produktes hin. Der hat allerdings seinen Preis. Auch wenn nur ein Gramm Bovaer pro 20 Kilo Futter benötigt werden, verteuert sich die Milch allein auf der Produzentenseite um ein bis zwei Rappen pro Kilogramm, wenn ein Hof ausschliesslich Bovaer-Milch produziert. Dies hätten Berechnungen der Milchhandelsorganisation Aaremilch ergeben.

Für die Landwirte lohnt sich der Einsatz nicht: Sie würden mehr fürs Futter bezahlen, hätten aber nichts davon. Es sei den, sie würden von einem Klimaschutzprogramm entschädigt werden.

Skepsis bei den einen, Hoffnung bei den anderen

Skeptisch ist auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace Schweiz. Futtermittelzusätze seien laut Sprecherin Barbara Wegmann zwar eine Möglichkeit, Klimaemissionen technologisch zu senken. Das würde allerdings nicht ausreichen. «Um die Klima- und Umweltauswirkungen unserer Ernährung zu verkleinern, brauchen wir eine Konsumänderung», wird Wegmann vom «Tages-Anzeiger» zitiert.

Der Schweizer Bauernverband würde dennoch «einen Run auf diese Milch erwarten», sollte sie in den Handel kommen und gezielt vermarktet werden. Sprecherin Sandra Helfenstein, glaubt, dass «die Bevölkerung dann diese besonders klimafreundlich produzierte Milch bewusst bevorzugen könnte.»

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