Klimakiller Rind Irland will 200'000 Milchkühe töten lassen

tafi/ dpa

19.6.2023

Bislang geht es den irischen Kühen, hier in Ballyconneely an der Atlantikküste, ganz gut. Doch schon bald sollen Hunderttausende für ein besseres Klima geschlachtet werden.
Bislang geht es den irischen Kühen, hier in Ballyconneely an der Atlantikküste, ganz gut. Doch schon bald sollen Hunderttausende für ein besseres Klima geschlachtet werden.
AP

Bei den Landwirten in Irland geht die Sorge um: Die Regierung diskutiert ernsthaft darüber, Zehntausende Rinder zu töten – zum Wohle des Klimas. Ist das auch in der Schweiz denkbar?

tafi/ dpa

19.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Weil die Landwirte in Irland ihre Klimaschutzziele verfehlen, erwägt die Regierung in den nächsten Jahren mehr als 200'000 Milchkühe zu töten.
  • Dei Milchbauern sollen mit knapp 3000 Franken pro Tier entschädigt werden.
  • Der Schweizer Bauernverband hält solche Massnahmen für wenig sinnvoll: Die Kühe hierzulande müssen sich keine Sorgen machen.

Die irischen Kühe sind die glücklichsten der Welt. Zumindest in der Butterwerbung. Doch wenn sie lesen könnten, was die Regierung in Dublin vorschlägt, bekämen sie es womöglich mit der Angst zu tun. In einem internen Papier schlägt das Landwirtschaftsministerium vor, in den kommenden drei Jahren fast 200'000 Kühe zu töten – um die Klimaziele zu erreichen.

Gut, Kühe können nicht lesen, die 18'000 irischen Milchbauern aber schon. Und die sind besorgt. Dabei ist klar, dass etwas geschehen muss. Erst vor Kurzem hatte die Umweltbehörde EPA mitgeteilt, das Land werde seine Klimaziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Eines dieser Ziele besagt, dass allein die Emissionen des Agrarsektors bis 2030 um 4 bis 20 Prozent sinken sollten.

Weniger Milchvieh, weniger Emissionen

Der irische Agrarminister Charlie McConalogue hatte bereits anklingen lassen, ein freiwilliges Klimaprogramm zur Verringerung des Milchviehbestands zu erwägen. Mittlerweile veröffentlichte die Zeitung «Irish Independent» ein Papier. Darin ist die Rede davon, dass es zu den bisherigen «Kernmassnahmen» zur Verringerung der Emissionen eine «Verlagerung» von Viehbeständen geben müsste.

Konkret: «Ungefähr 65'000 Milchkühe pro Jahr müssten 2023, 2024 und 2025 aus dem Markt genommen werden.» Die Lösung laute Massenschlachtung, schrieb der «Independent». Die bis jetzt geplanten Massnahmen reichten nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen, heisst es in den Unterlagen.

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Schweizer Kühe dürfen weiterleben

Sind solche Massnahmen auch in der Schweiz denkbar? Auf Nachfrage von blue News heisst es beim Schweizer Bauernverband, dass der Bestand an Kühen in den Jahren um 35'000 Tiere gesunken ist. «Aktuell gibt es in der Schweiz 680'593 Kühe», so Sprecherin Sandra Helfenstein. «Generell ist der Rindviehbestand in der Schweiz sinkend, gesamthaft ging er in den letzten 40 Jahren um 25 Prozent zurück.»

Wichtig für diese Entwicklung sei aus Sicht des Bauernverbandes, «dass sich auch der Konsum von Milch- und Fleischprodukten entsprechend verändert, respektive sinkt. Deshalb machen aktive Bestandesreduzierungen aus unserer Sicht keinen Sinn», erklärt Helfenstein. «Denn sonst werden einfach mehr Milch und/oder Fleisch importiert, was dem Klima in keiner Art und Weise dient: Die Kuh steht dann einfach in einem anderen Land.»

Irland würde sich die Klimaschlachtung etwas kosten lassen

In Irland ist die Regierung fest entschlossen, den Landwirten «freiwillige, finanziell attraktive Optionen zu bieten, zu denen auch die Diversifizierung gehört», sagt eine Sprecherin des Agrarministeriums. Von umgerechnet 2900 Franken je Kuh und jährlich 195 Millionen Franken bis 2025 ist im «Independent» die Rede.

Die Sprecherin betont, das Papier sei «Teil eines Beratungsprozesses» und gehöre zu verschiedenen Optionen, die geprüft würden. «Es handelt sich nicht um eine endgültige politische Entscheidung.»