US-KampfjetWarum zahlt Deutschland für den F-35 viel mehr als die Schweiz?
uri
12.12.2022
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Auch Deutschland schafft den US-Kampfjet F-35 an, bezahlt pro Stück aber gut ein Drittel mehr als die Schweiz. Womöglich hat Bern besser verhandelt. Denkbar ist aber auch, dass noch hohe Folgekosten kommen.
uri
12.12.2022, 11:09
12.12.2022, 11:15
uri
Die Anschaffung von F-35-Kampfjets aus den USA hat nicht nur in der Schweiz hohe Wellen geschlagen. Auch in Deutschland wird das modernste Kampfflugzeug der Welt hitzig diskutiert. Hier wundert man sich zuletzt auch, warum der Flieger für die Schweiz so viel günstiger kommt.
36 Jets vom Typ F-35 schafft die Schweiz an – zum Preis von 6,035 Milliarden Franken. Die Kosten wurden hierzulande heftig diskutiert. Schaut man nun allerdings ins Nachbarland Deutschland, dann kommt die Schweiz geradezu günstig davon.
Berlin will im Rahmen der von Bundeskanzler Olaf Scholz verkündeten «Zeitenwende» mächtig aufrüsten. Mit 35 Stück der F-35 Jets will man hier nur eine Maschine weniger kaufen als die Schweiz, muss zur Verblüffung von Experten aber 9,99 Milliarden Euro (nach derzeitigem Stand 9,84 Milliarden Franken) inklusive Munition bezahlen.
Deutschland zahlt pro Maschine 101 Millionen Euro mehr
Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» vorrechnet, bezahlt Deutschland damit rund 286 Millionen Euro pro fliegende Einheit, die Schweiz unterdessen lediglich 167 Millionen Euro. Diese Zahlen werfen scheinbar einmal mehr ein schlechtes Licht auf das häufig in der Kritik stehende Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht.
Joachim Weber, Experte für Sicherheitspolitik am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn, kritisiert im «Focus» unter anderem, der überteuerte Preis sei «aberwitzig».
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12.12.2022
Auch habe man in Deutschland auf ein sogenanntes Offset-Geschäft komplett verzichtet. Dabei handelt es sich um übliche Kompensationsaufträge für die eigene Industrie. Bern habe hier etwa sichergestellt, dass fast 50 Prozent der Auftragssumme durch Beteiligung und Gegengeschäfte an die Schweiz zurückfliesse.
Experte kritisiert deutschen Deal
Das grösste Problem des deutschen Deals sei aber, dass die Wartung und Upgrades der von Deutschland angeschafften F-35 ausschliesslich von den US-Rüstungskonzernen vorgenommen werden, so Weber.
Damit bekomme Deutschland weder Einblick noch Teilhabe an der Technik und werde technologisch abgehängt. Auch werde Berlin so bei der Wartung für weitere 25 Jahre völlig abhängig vom Wohlwollen der USA. Hier könnten etwa schon bald wieder Probleme auftauchen, sollte etwa Donald Trump erneut zum US-Präsident gewählt werden.
Anders als Deutschland habe die Schweiz einen besseren Deal ausgehandelt, ist sich Weber sicher. «Die Schweiz kann Beschaffung», schreibt er.
Beschaffungspakete schwer zu vergleichen
Gegenüber dem «Blick» vermutet auch SVP-Ständerat Werner Salzmann, dass das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport wohl ein gutes Geschäft mit den USA abgeschlossen hat. Er gibt allerdings auch zu bedenken, dass die Beschaffungspakete schwer zu vergleichen seien, solange nicht alle Details bekannt sind.
Unabhängig davon sei im Zuge des Kriegs in der Ukraine die Nachfrage nach Rüstungsgütern aber stark gestiegen, was natürlich auch die Preise treibe, so der Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats.
SP-Sicherheitspolitikerin erwartet weitere Kosten
Die SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf kann sich angesichts der extremen Preisunterschiede der Flieger für die Schweiz und Deutschland unterdessen nur schwer vorstellen, dass Bern so viel besser als Berlin verhandelt hat. Es sei unwahrscheinlich, dass die USA einem so engen Verbündeten wie Deutschland ein so viel schlechteres Angebot mache, vermutet sie im «Blick».
Seiler hegt deshalb den Verdacht, «dass Deutschland eben alle Kosten eingerechnet hat, inklusive Betrieb und Unterhaltskosten», wohingegen die Schweiz den Kampfjet weitgehend ohne Bewaffnung anschaffe. Hier würden auf die Schweiz «unter dem Strich deutlich höhere Kosten zukommen».