Erdrutsch in SchwandenWarum Murgänge durch die Klimakrise häufiger werden
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31.8.2023
Die Gemeinde Schwanden GL ist massiv von einem Erdrutsch betroffen. Für Expert*innen auch ein weiterer Blick in die Zukunft: Durch den Klimawandel steigt die Gefahr für Murgänge in Bergregionen.
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31.08.2023, 00:00
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Gemeinde Schwanden im Kanton Glarus ist von einem heftigen Erdrutsch betroffen. Die Ursache ist die grosse Niederschlagsmenge in kurzer Zeit.
Durch den fortschreitenden menschengemachten Klimawandel nehmen Starkregenereignisse tendenziell zu und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit von Murgängen in den Bergregionen.
Die Schweiz ist daher vom Klimawandel in besonderem Masse betroffen.
Während weitere Schlamm- und Geröllmassen ins Tal zu rutschen drohen, sind bereits jetzt 38 Liegenschaften in Schwandel GL betroffen. Markus Gächter von der Naturgefahrenkommission der Gemeinde sagte bei der Medienkonferenz, dass weitere folgen werden.und betont: «Das Wasser war der Motor».
Freilich, Murgänge gab es schon immer. Expert*innen weisen jedoch seit Jahren darauf hin, dass durch den fortschreitenden menschengemachten Klimawandel die Gefahr von Erdrutschen in Bergregionen tendenziell steigt. Zunehmende Starkregenereignisse können etwa den Boden übersättigen. Die Schweiz ist nicht nur deshalb vom Klimawandel besonders betroffen.
Konkret äussert sich etwa der Klimatologe Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz zum Erdrutsch in Schwanden. «Grosse Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit sind bekannt dafür, dass sie Erdrutsche auslösen», sagt er zu «Blick». Er erklärt, dass bei Erdrutschen primär nicht die Saisonsummen der Niederschläge, sondern die Summen während eines massiven Ereignisses massgebend seien.
«Ich roch die Erde durch das Fenster – dann ging es ganz schnell»
Wie ist die Stimmung in Schwanden nach dem Erdrutsch? Wovor haben die Betroffenen am meisten Angst? blue News war vor Ort und hat bei den Bewohner*innen nachgefragt.
30.08.2023
Und genau das ist in Schwanden eben passiert. «Im Kanton Glarus fielen während der Unwetter über das vergangene Wochenende lokal Dreitagessummen, die nur alle 5 bis 10 Jahre oder sogar nur alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten sind», sagt der Klimatologe.
Bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) wird die Gefahrenlage in der Schweiz überwacht und neue Methoden erforscht. Dort heisst es: «Zu Hangrutschungen kommt es, wenn sich Böden in Hanglagen bei starkem Regen mit Wasser vollsaugen und quasi verflüssigen.»
Hintergrund ist grösstenteils einfachste Pysik: Pro Grad Celsius Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Es gelangt also mehr Wasser in die Luft, wodurch auch mehr davon wieder hinunterkommt.
Der Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel besteht insbesondere dort — bei den Extremen. Starkregenereignisse, nehmen in ihrer Häufigkeit tendenziell zu und werden heftiger. Das ist selbst dann so, wenn die Niederschlagsmengen im Durchschnitt nicht steigen.
Prognostiziert wird auch in der Schweiz eine weitere Zunahme von Starkregenereignissen.