SVP-Nationalrätin Katja Riem So tickt die Jüngste im Bundeshaus

Von Gil Bieler, Bern, und Stéphanie Süess

5.12.2023

SVP-Nationalrätin Katja Riem: So tickt die Jüngste im Bundeshaus

SVP-Nationalrätin Katja Riem: So tickt die Jüngste im Bundeshaus

Katja Riem ist neu im Bundeshaus – und mit 26 Jahren erst noch das jüngste Mitglied von allen. Nervös? blue News konnte die Berner SVP-Nationalrätin bei ihrer Premiere auf Bundesparkett begleiten.

04.12.2023

Katja Riem ist neu im Bundeshaus – und mit 26 Jahren erst noch die Jüngste von allen. blue News konnte die Berner SVP-Nationalrätin bei ihrer Premiere auf Bundesparkett begleiten.

Von Gil Bieler, Bern, und Stéphanie Süess

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • National- und Ständerat tagten am Montag zum ersten Mal in neuer Zusammensetzung nach den Wahlen vom Oktober.
  • Katja Riem ist die Jüngste im neuen Parlament: Die Berner SVP-Nationalrätin ist 26 Jahre alt.
  • Mit blue News spricht sie zu ihrem Einstand über ihre erste Rede, das Alter und ihre politischen Ambitionen.
  • Was die inhaltlichen Schwerpunkte der Wintersession sind, erfährst du hier.

Das Bundesparlament tagt diese Woche erstmals in neuer Zusammensetzung. Zu den neuen Gesichtern in National- und Ständerat zählt auch Katja Riem: Mit 26 Jahren ist die Berner SVP-Nationalrätin das jüngste Ratsmitglied unter der Bundeshauskuppel. Sie löst damit Andri Silberschmidt ab: Der Zürcher FDP-Nationalrat ist zwei Jahre älter.

Riem ist 2021 in den Grossen Rat des Kantons Bern nachgerückt, das kantonale Parlament. Schon dort war sie die Jüngste. Bei den Berner Wahlen im Frühjahr 2022 holte sie das beste Resultat. «Das gab mir ein gutes Gefühl, dass es mit dem Sprung auf die nationale Ebene klappen könnte», sagt sie im Gespräch mit blue News. «Aber damit rechnen kann man natürlich trotzdem nie.»

Für die Winzerin und Landwirtin, die im elterlichen Betrieb in der Gemeinde Kiesen arbeitet, ändert sich nun einiges. Wie viel Zeit das Nationalratsamt in Anspruch nehmen wird, kann sie noch nicht abschätzen.

«Ich übernahm bisher auch eine Mutterschaftvertretung beim Schweizer Bauernverband, doch diese Stelle endete zeitgleich mit den Wahlen. Ich habe daher ohnehin gerade einen Schnitt im Berufsleben und kann mich jetzt anpassen», erklärt Riem. Sie sei in Vereinen engagiert, habe eigene Reben – «da muss ich jetzt erst einmal herausspüren, was drin liegt».

Doch an ihrem ersten Tag im neuen Amt, der Eröffnung der diesjährigen Wintersession, steht für sie noch das Ankommen und Kennenlernen im Vordergrund. Als jüngstes Ratsmitglied darf die 26-Jährige am Montagnachmittag zudem eine Ansprache halten: Eine gewisse Nervosität ist ihr ein paar Stunden vor dem grossen Auftritt anzumerken.

Anpassungen an den Klimawandel

Was nach der Landung kommt? Das Thema Landwirtschaft brennt der Neu-Nationalrätin besonders unter den Nägeln. Sie erwähnt das Gesetzespaket «Agrarpolitik22+», um das lange gerungen und das zwischenzeitlich sogar sistiert worden war.

Riem würde jetzt gerne die Agrarpolitik ab 2030 mitgestalten. «Wenn man will, dass auch meine Generation Landwirtschaft betreibt, braucht es Planungssicherheit», begründet sie. Übernähmen junge Leute einen Betrieb, kämen hohe Risiken auf sie zu. Vor allem, wenn sich die Gesetzgebung alle paar Jahre ändere. «Sie brauchen eine langfristige Perspektive.»

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04.12.2023

Den Klimawandel erkennt Riem als dringendes Thema an. Sie tickt damit ganz auf Linie ihrer Altersgenoss*innen: Gemäss dem Sorgenbarometer 2023 ist die Altersgruppe der bis 28-Jährigen die einzige, die Umwelt und Klimawandel am meisten beschäftigt. 

Anpassungen seien nötig, schliesslich sei die Landwirtschaft besonders stark vom Klimawandel betroffen, sagt Riem. Etwa durch Frostschäden oder längere Trockenperioden. Doch würden sich Klimaschutz und Landwirtschaft auch mal beissen: «Es gibt einfach Bereiche, in denen es einen Traktor braucht. Da stösst man dann an die Grenzen des Netto-Null-Prinzips.» Landwirtinnen und Landwirte könnten sehr gut einschätzen, was realistisch umsetzbar sei, glaubt sie: «Diese Perspektive müssen wir dringend einbringen.»

Riem: «Die, die jetzt hier sind, sind die Richtigen»

Die Stimme von Riems Generation dagegen ist geschwächt worden: Bei den Wahlen 2019 waren noch 16 Politiker*innen zwischen 18 und 34 Jahren gewählt worden, eine Polit-WG von Andri Silberschmidt (FDP), Mike Egger (SVP) und Franziska Ryser (Grüne) machte Schlagzeilen.

Im Oktober wurden noch 12 Politiker*innen unter 35 gewählt, wie eine Auswertung der Plattform Smartvote zeigt. Doch diesen Umstand mag Riem nicht beklagen: «Die, die jetzt hier sind, sind die Richtigen. Sie wurden vom Volk gewählt», sagt sie. «Da muss man gar nicht weiter diskutieren.»

Wenn schon nicht altersmässig, so gehört Riem als Landwirtin einer durchaus schlagkräftigen Gruppierung im Bundeshaus an: Die Zahl der Nationalrätinnen und Nationalräte, die der Landwirtschaft nahestehen, ist laut Smartvote von 20 auf 30 angestiegen. Das sind 15 Prozent aller Gewählten.