Dass Sieg und Niederlage nahe beieinander liegen, musste die Zürcher Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber am Wahlsonntag am eigenen Leib erfahren. Die Grüne erlebte ein wahres Wechselbad der Gefühle.
«Als die ersten Hochrechnungen eintrafen, hiess es, dass wir zwei Sitze verlieren. Das war am frühen Nachmittag», sagt Prelicz-Huber zu blue News. Sie habe gewusst, dass es sie trifft. «Denn auch bei uns ist es so, dass die Männer die Frauen überholen.» Sie startete vom dritten Listenplatz und wurde von Bastien Girod auf den vierten und überzähligen Platz verwiesen.
«Nein, nicht schon wieder»
Da die Partei schon im Vorfeld negative Umfragewerte eingefahren habe, sei sie nicht überrascht gewesen vom Sitzverlust. Sie habe sich bloss gedacht: «Nein, nicht schon wieder.»
Denn Prelicz-Huber wurde bereits 2011 aus dem Nationalrat abgewählt und schaffte 2019 die Wiederwahl.
Den Tag über habe sie immer wieder SMS erhalten, wonach noch nicht alle Stimmen ausgezählt seien und durchaus noch eine Chance bestehe.
Gegen 20.30 Uhr kamen die Tränen
«Als mich meine Familie umarmte, hat es mich verblasen», sagt Prelicz-Huber. Sie brach gegen 20.30 Uhr in Tränen aus. Sie habe an die vielen schönen Gespräche im Wahlkampf gedacht und ihr sei klar geworden, dass sie wohl nicht mehr weiter in Bern für die Anliegen jener kämpfen könne, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Um 21.30 Uhr kam dann die Erlösung. Die Grünen verlieren in Zürich nicht zwei, sondern nur einen Sitz. Katharina Prelicz-Huber ist gewählt: «Die ersten Nachrichten glaubte ich noch nicht, aber mit der Zeit realisierte ich, dass ich die Wiederwahl geschafft hatte. Eine Zentnerlast fiel von mir und eine unglaubliche Dankbarkeit und Energie machte sich breit.»