Politologe Sean Müller über Wahlergebnisse
Die SVP ist die grosse Siegerin und die Grünen müssen Federn lassen: Was hat den Parteien in die Hände gespielt – und was nicht? Politologe Sean Müller analysiert und ordnet ein.
22.10.2023
Die SVP ist die grosse Siegerin und die Grünen müssen Federn lassen: Was hat den Parteien in die Hände gespielt – und was nicht? Politologe Sean Müller analysiert und ordnet ein.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die SVP ist die strahlende Gewinnerin – die Grünen hingegen die eindeutigen Verlierer.
- Was hat der SVP in die Hände gespielt? Laut Politologe Sean Müller sind es die unruhigen Zeiten mit Kriegen in Nahost und in der Ukraine. Dieser Umstand animiere SVP-Stammwähler.
- Die Grünen hätten nicht aufzeigen können, weshalb es speziell sie zur Bekämpfung der Klimakrise brauche: Viele Gesetzesvorlagen dazu sind bereits auf dem Weg zur Umsetzung.
- FDP und Mitte würden wie ein Geschwisterpaar, das sich entweder bekämpft oder eine starke Allianz bildet.
- Alles zu den Wahlen findest du im Ticker von blue News.
Wer durchs Bundeshaus schreitet, stellt rasch fest, wer zu den Sieger*innen und wer zu den Verlierer*innen gehört.
Die SVP darf sich über einen für Schweizer Verhältnisse grossen Sieg freuen. Sie gewinnt laut den letzten Hochrechnungen acht Sitze dazu, während die Grünen Federn lassen müssen. Sieben Sitze büssen die Grünen ein. Die Grünliberalen verlieren fünf Sitze. Die SP und die Mitte gewinnen zwei Sitze, während die FDP auf dem Niveau von vergangenem Jahr bleibt
Wie kann es sein, dass sich die Schweizer*innen laut Sorgenbarometer zwar noch immer ums Klima sorgen, aber die Parteien mit «Grün» im Namen verlieren?
Linke können nun weniger fordernd auftreten
Für den Politologen Sean Müller ist klar: In der letzten Legislatur ist in Sachen Klima schon viel passiert. Das Klimaschutzgesetz wurde angenommen und zwei andere Gesetze – der Mantelerlass und das CO2-Gesetz – sind am Gedeihen. «Man muss nicht die Grünen wählen für etwas, das so oder so kommt – auch die Grünen hatten Probleme, dies ihren Wählern zu erklären.»
«FDP und Mitte sind wie zwei Geschwister, die ein ähnliches Alter und ähnliche Interessen haben.»
Was hat der SVP derat in die Hände gespielt? Die Stammwähler*innen der SVP seien durch viele Ereignisse an die Wahlurnen gelockt worden. Neben dem Krieg im Nahen Osten hätten auch die Angriffe auf französische Lehrer*innen und der Krieg in der Ukraine die SVP-Basis mobilisiert.
Nun, da die Mitte und die FDP beinahe gleich stark sind, wird sich der Kampf zwischen ihnen auch verschärfen, glaubt Müller. «Wie zwei Geschwister, die ein ähnliches Alter und ähnliche Interessen haben. Es kann zu Zoff kommen», sagt der Politologe. Es sei aber auch möglich, dass sich die beiden zusammenraufen und eine Einheit gegenüber links und rechts bilden.
Die SP kann sich auf demselben Niveau halten. «Im linken Lager ist sie nun gestärkt. Dass ein Grüner auf Kosten der SP in den Bundesrat einziehen soll, steht derzeit nicht mehr zur Debatte.» Die SP sei die unangefochtene Führerin im linken Lager. Dennoch täusche nichts darüber hinweg, dass das linke Lager geschwächt aus diesen Wahlen hervorgeht: «Nun kann es weniger fordernd auftreten.»