Er verlor nach schweren Vorwürfen konservativer Eltern seinen Job an der Schule: Im Fall des entlassenen homosexuellen Lehrers hat sich nun die Zürcher Schulpflege zu Wort gemeldet – und Fehler eingestanden.
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25.04.2024, 19:47
Maximilian Haase
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach Beschwerden von konservativen Eltern war ein homosexueller Lehrer an einer Primarschule in Pfäffikon ZH entlassen worden.
Die schweren Vorwürfe hatten sich als haltlos herausgestellt.
Nachdem die Schulpflege zu dem Fall lange geschwiegen hatte, gesteht Vizepräsident Roger Klos nun Fehler ein.
Ein schwuler Lehrer unterrichtete Sexualkunde – das war manchen wertkonservativen Eltern ein Dorn im Auge. Nach Beschwerden einiger Familien, die ihre Weltanschauung bedroht sahen, verlor der Pädagoge seinen Job an einer Primarschule in Pfäffikon ZH. Und das, obwohl sich die schweren Vorwürfe gegen ihn als haltlos erwiesen. Nun hat sich die Schulpflege Zürich in dem Fall erstmals detailliert zu Wort gemeldet und Fehler eingestanden.
«Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses zwischen einer Lehrperson und der Schule Pfäffikon ist es zu Unregelmässigkeiten im Prozess zwischen Schulleitung, Leiter Bildung und Schulpflege sowie zur Missachtung von Verfahrensvorschriften und Vorgaben gekommen», heisst es laut «Tages-Anzeiger» in einer Stellungnahme von Vizepräsident Roger Klos (SVP). Man bedauere die Umstände und wolle den Prozess mit externer Unterstützung überprüfen lassen.
Externe und interne Aufarbeitung geplant
Zuvor hatte sich die Schulpflege mit Verweis auf das Persönlichkeitsrecht nur zögerlich geäussert. Parteien von links bis rechts hatten Aufklärung gefordert. Klos stellt aber auch klar, dass die Entlassung des Lehrers nichts mit den Druckversuchen auf den Sexualkundeunterricht zu tun gehabt hätte. Letzterer sei nur eine Herausforderung von vielen gewesen; die Gründe würden weiter zurückreichen, so der Vizepräsident.
«Der Schule ist es dabei in den vergangenen Monaten, trotz grosser und vielfacher Bemühungen, nicht gelungen, diesen Herausforderungen adäquat zu begegnen», heisst es in der Stellungnahme. Man stehe hinter dem Lehrplan, auch für Sexualkunde – und verurteile jede Form von Homophobie. Noch während der Frühlingsferien wolle man Personalprozesse überprüfen und einen Verhaltenskodex erarbeiten. Nach den Ferien solle dann eine interne Aufarbeitung beginnen.
Keine personellen Konsequenzen
Eine Gruppe von Eltern, darunter freikirchlich-konservative und muslimische Familien, hatte sich bei der Schulleitung über den Unterrichtsinhalt beschwert und dem Pädagogen vorgeworfen, seine Kompetenzen zu überschreiten. Obwohl sich das Lehrerkollegium hinter den Kollegen gestellt und dieser auch Unterstützung anderer Eltern sowie eines Anwalts bekommen hatte, war das Arbeitsverhältnis im Februar aufgelöst worden.
Als Grund war mangelnde Dialogbereitschaft genannt worden: «Wir stellen fest, dass du den Dialog mit den Eltern und auch mit uns verweigerst. Damit ist das Suchen nach einer tragfähigen Lösung für uns nicht mehr möglich», hiess es damals. Personelle Konsequenzen soll der Eklat nun nicht haben, wie die Schulpflege nun in ihrem Schreiben klarstellt: «Dies entspräche nicht der Fehlerkultur der Schule Pfäffikon.»