Schulleitung forciert Abgang Schwuler Lehrer gerät ins Visier konservativer Eltern – und verliert seinen Job

Sven Ziegler

18.4.2024

Im Sexualkundeunterricht kam es zum Eklat – nun ist der Lehrer seinen Job los. (Symbolbild)
Im Sexualkundeunterricht kam es zum Eklat – nun ist der Lehrer seinen Job los. (Symbolbild)
Marijan Murat/dpa

Ein homosexueller Primarlehrer gerät Anfang des Schuljahres ins Visier wertkonservativer Eltern. Schlussendlich verliert er sogar seinen Job. Seine Geschichte.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Pfäffikon ZH kam es in einer 5. Klasse zu einem Eklat. 
  • Ein schwuler Lehrer unterrichtete Sexualkunde. Das passte nicht allen.
  • Mehrere wertkonservative Eltern beschwerten sich bei der Schulleitung.
  • Am Ende kam es zur Trennung.

Seit sechs Jahren ist Sexualkundeunterricht auf der Primarstufe in der Zürcher Volksschule Pflicht, entsprechend den Vorgaben des Lehrplans 21. Daniel Brunner, ein Primarlehrer mit 20 Jahren Berufserfahrung, lebt offen homosexuell und ist seit 2017 an der Schule in Pfäffikon ZH tätig. Trotzdem wird der Lehrer, der eigentlich anders heisst, im aktuellen Schuljahr mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert – aufgrund seiner sexuellen Orientierung.

Die Situation beginnt nach den Sommerferien 2023, als Brunner mit seiner 5. Klasse  den Sexualkundeunterricht beginnt. Obwohl er sich bewusst ist, dass seine Homosexualität bei einem Teil der Eltern nicht gut ankommt, führt er den Unterricht gewissenhaft durch, schreibt der «Tages-Anzeiger». Doch eine Gruppe von Eltern, darunter freikirchlich-konservative und muslimische Familien, sieht Brunners Sexualität als Bedrohung für ihre Weltanschauung an.

Trotz der Bemühungen Brunners, die Ängste der Eltern zu zerstreuen, eskaliert die Situation. Mehrere Eltern beschweren sich bei der Schulleitung über den Unterrichtsinhalt und werfen Brunner vor, seine Kompetenzen zu überschreiten. Trotz der Bestätigung der Schulleitung, dass der Unterricht altersgerecht und pädagogisch wertvoll ist, lässt der Druck seitens der Eltern nicht nach.

Plötzlich folgt die Trennung

Auch das Lehrerkollegium stellt sich hinter Brunner. Trotzdem, so scheint es nach aussen, scheint die Schulleitung zu kapitulieren. Am 12. Februar erhält Brunner die Mitteilung, dass sein Arbeitsverhältnis wegen mangelnder Dialogbereitschaft beendet wird. «Wir stellen fest, dass du den Dialog mit den Eltern und auch mit uns verweigerst. Damit ist das Suchen nach einer tragfähigen Lösung für uns nicht mehr möglich», heisst es in dem Schreiben.

Trotz Bemühungen von Brunners Anwalt und der Intervention mehrerer Eltern wird die Trennung zwischen Brunner und der Schule besiegelt. In einem Brief an die Eltern ist dann nicht mehr von einer Trennung seitens der Schule die Rede, sondern davon, dass «Herr Brunner beschlossen hat, nicht mehr an unserer Schule zu unterrichten, und dass er die Schule per sofort verlässt».  Man entschuldige sich, «wenn wir uns in der Vergangenheit missverständlich ausgedrückt haben und unsere Schreiben anders verstanden werden konnten».

Am Ende verlässt Brunner die Schule, nachdem er sich eine vorteilhafte Vertragsauflösung gesichert hat.

Die Schulleitung äussert sich gegenüber dem «Tages-Anzeiger» aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht zu den Vorwürfen. Man wolle nun das Vertrauen wiederherstellen, heisst es in einer Stellungnahme.