«Soziale Folgen mindern» Service-Personal soll bei Kurzarbeit vollen Lohn erhalten

Von Tobias Bühlmann

10.12.2020

Eine Frau mit Atemschutzmaske serviert einen Espresso im Restaurant Terrasse, Zürich. 
Eine Frau mit Atemschutzmaske serviert einen Espresso im Restaurant Terrasse, Zürich. 
Keystone/Ennio Leanza

Am Freitag entscheidet der Bundesrat, wie es weitergeht mit den Corona-Massnahmen. Im Fokus: Was geschieht mit Restaurants und Bars? Am wichtigsten ist diese Frage für das Personal, denn das leidet.

Der Bundesrat muss am Freitag eine folgenschwere Entscheidung fällen. Sollen Restaurants, Cafés und Bars um 19 Uhr oder allenfalls gleich ganz schliessen? Bei beiden Szenarien ist klar, dass die ohnehin schon arg gebeutelten Gastro-Betriebe noch grössere Einsatzeinbussen haben werden.

Denn das Hauptgeschäft ist der Abend, mit dem Mittagsservice verdienen klassische Restaurants wenig oder gar kein Geld. Doch die Fixkosten laufen trotz Ausfall weiter. Die Betriebe haben allerdings die Perspektive, dass sie von Härtefall-Entschädigungen profitieren könnten.

Noch härter trifft es aber das Personal. Denn die Löhne im Gastronomie-Sektor sind tief. Viele der Angestellten leben vor allem vom Trinkgeld. Setzen die Betriebe ihr Personal auf Kurzarbeit, erhalten die Angestellten nur noch 80 Prozent ihres ohnehin schon tiefen Lohnes – und das Trinkgeld fällt komplett weg. Das bringt viele der Betroffenen in Existenznot, da bei tiefen Löhnen auch ein geringer Ausfall schon grosse Einbussen nach sich ziehen kann.

Regelung soll für Löhne unter 4000 Franken gelten

Nun hat Gastro Suisse eine Petition lanciert, die Abhilfe fordert: Demnach soll die Kurzarbeitsentschädigung für Löhne unter 4000 Franken auf volle 100 Prozent erhöhnt werden. Die Forderung ist indes nicht neu, wie Unia-Sprecher Philipp Zimmermann sagt: Seine und andere Gewerkschaften haben schon früher die Forderung erhoben, dass die Entschädigung für Löhne unter 5000 Franken in allen Branchen 100 Prozent betragen soll.

«Tieflohn- und Teilzeit-Angestellte leiden stark unter einer Einbusse von einem Fünftel ihres Lohns. Hier wäre die Politik gefordert, um die sozialen Folgen zu mindern», so Zimmermann. Doch bisher sei der Bund auf diese Forderung leider nicht eingetreten.

Seine Gewerkschaft stelle fest, dass die Betroffenen in schwierige Situationen geraten und nicht wissen, was sie tun sollen, sagt Zimmermann. Denn man sei auf den jetzigen Fall schlicht nicht vorbereitet. Halte die aktuelle Lage noch Monate an, hätten viele Leute schlicht nicht mehr genug Geld für ihren Lebensunterhalt. Darum fordere die Unia vom Bund, dass er auch Angestellten hilft, die in Not geraten, nicht nur Unternehmen.

Der Gang aufs Sozialamt schreckt viele ab

Wer in den vergangenen Monaten allfällige Reserven bereits aufgebraucht hat und nun noch einen erheblichen Teil des Lohnes verliert, hat nun wenig Möglichkeiten. Eine davon wäre es, beim Sozialamt anzuklopfen. Doch dieser Weg ist für die Betroffenen schwierig, da er mit erheblichem Aufwand verbunden ist und nicht wenige sich vor der Stigmatisierung fürchten, wenn sie nun aufs Mal Sozialhilfe beantragen müssen.

Zurück zur Startseite