Liefervertrag bis 2030 Axpo will weiterhin Uran aus Russland beziehen

Autor Manuel Ramirez, Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), srf.ch, https://www.srf.ch/news/schweiz/kernkraftwerke-russisches-uran-in-schweizer-akw-linke-machen-druck-auf-bund

9.11.2024 - 18:49

Das AKW Beznau erzeugt ausschliesslich mit russischem Uran Strom, das AKW Leibstadt zur Hälfte. Eine Auflösung des Vertrags hätte hohe Kosten zur Folge.
Das AKW Beznau erzeugt ausschliesslich mit russischem Uran Strom, das AKW Leibstadt zur Hälfte. Eine Auflösung des Vertrags hätte hohe Kosten zur Folge.
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Fast die Hälfte des Schweizer Atomstroms werden aus russischem Uran gewonnen. Das AKW Beznau ist bis 2030 an seinen russischen Lieferanten gebunden. Das soll so bleiben, finden Axpo und ein SVP-Energiepolitiker.

Autor Manuel Ramirez, Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), srf.ch, https://www.srf.ch/news/schweiz/kernkraftwerke-russisches-uran-in-schweizer-akw-linke-machen-druck-auf-bund

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Rund 45 Prozent des Schweizer Atomstroms und 15 Prozent des gesamten Schweizer Stroms werden aus russischem Uran erzeugt. Das zeigt ein Bericht der atomkritischen Schweizer Energiestiftung.
  • Grüne Politiker*innen, darunter Nationalrätin Sibel Arslan, fordern Massnahmen gegen die Uranimporte, da sie diese als indirekte Unterstützung des russischen Krieges gegen die Ukraine sehen.
  • Die SVP und Energieexperten warnen jedoch vor Sanktionen gegen Rosatom, da diese Strompreise in die Höhe treiben und Neutralitätspolitikprobleme bringen könnten, während alternative Uranquellen schwer zu sichern wären.

Die Schweiz beteiligt sich an Sanktionen gegen Russland und versucht, so wenig aus Putins Reich zu importieren wie möglich. Dessen wichtigstes Exportgut sind Rohstoffe; neben Erdöl und Gas auch Uran.

Eine Untersuchung der atomkritischen Energiestiftung zeigt, dass 45 Prozent des Schweizer Stroms aus Kernkraftwerken aus russischem Uran erzeugt wird. Das AKW Beznau bezieht sein Uran vollständig aus Russland, jenes in Leibstadt zur Hälfte.

Diese Abhängigkeit von russischem Rohstoff ist der Grünen Nationalrätin Sibel Arslan (BS) ein Dorn im Auge. Sie kritisiert, dass Unternehmen, die Uran in die Schweiz importieren, indirekt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen.

In einer Sitzung der Aussenpolitischen Kommission konfrontierte Arslan Bundesrat Guy Parmelin mit dieser Problematik. Die Grünen haben sowohl auf Bundesebene als auch im Kanton Aargau – wo das AKW Beznau steht und Axpo ihren Sitz hat – politische Vorstösse eingereicht, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Russische Atomwaffen und Brennstäbe aus einer Hand

Die Energiestiftung beleuchtet die Rolle, die der Staatskonzern Rosatom in der Schweizer Kernkraft und im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine spielt.

Rosatom ist laut der Energiestiftung unter anderem für das gesamte russische Arsenal an Atomwaffen verantwortlich und liefere Technologie für die militärische Nutzung der Kernkraft. SRF schreibt unter Berufung auf den Bericht Rosatom fertige nuklereare Sprengköpfe für russische Interkontinentalraketen an. 

Die Energiestiftung hat aufgrund verschiedener Quellen errechnet, dass 15 Prozent des Schweizer Stroms aus russischem Uran erzeugt würden. Unklar ist, ob mit «Schweizer Strom» die elektrische Energie gemeint ist, die in der Schweiz erzeugt oder verbraucht wird.  

Gegen Rosatom führt die Energiestiftung zudem ins Feld, dass sie das von Russland besetzte AKW Saporischja betreibt, womit sich das Unternehmen an einem Bruch des Völkerrechts beteiligt.

Beznau bis 2030 an Rosatom gebunden

Trotz des anhaltenden Konflikts in der Ukraine bezieht Axpo weiterhin Uran aus Russland. Zwar läuft der Liefervertrag des AKW Leibstadt 2025 auf und es werden keine weiteren Brennstäbe mehr angeliefert. 

Das Kernkraftwerk Beznau, ebenfalls betrieben von Axpo, ist hingegen noch bis 2030 an Rosatom gebunden. Eine Kündigung des Vertrags hätte hohe Strafzahlungen zur Folge. Ein von SRF befragter Experte erklärt, damit würde Russland noch mehr Geld erhalten, als wenn Axpo dem Staatskonzern das Uran im vereinbarten Umfang abnimmt.

Die Schweizerische Energiestiftung sieht jedoch keinen Grund, bis zum Vertragsende zu warten, und fordert politische Massnahmen, wie etwa Sanktionen im Nuklearbereich, um Axpo den Ausstieg aus den russischen Lieferketten zu erleichtern. Nils Epprecht, Geschäftsführer der Stiftung, betont, dass solche Massnahmen Axpo helfen könnten, schneller unabhängig zu werden.

Argumente gegen Sanktionen

Energiepolitiker und SVP-Nationalrat Christian Imark äussert sich skeptisch zu der Idee, Rosatom zu sanktionieren, um Axpo einen straffreien Ausstieg aus dem Vertrag zu ermöglichen. Er warnt, dass unklar sei, ob Axpo dennoch eine Strafe zahlen müsste. Die Kosten würden letztlich die Bevölkerung und die Wirtschaft decken, weil diese auf die Strompreise umgelegt würden.

Der SVP-Energiepolitiker hält es zudem aus neutralitätspolitischer Sicht für unklug, als einziges Land russisches Uran zu sanktionieren. Bisher hat kein Land Sanktionen gegen das zivile Kerngeschäft von Rosatom verhängt, da die Abhängigkeiten zu gross sind. So bezieht beispielsweise auch Frankreich in beträchtlichem Umfang Uran aus Russland.

Dieser Artikel wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Sämtliche von KI übernommene Inhalte werden durch die Redaktion verifiziert.