Baudirektor verrät Betrag aus Versehen Kanton Baselland verzockt am Strommarkt Millionen

dmu

5.2.2024

Der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber hat im Landrat die Mehrkosten für Strom im Jahr 2023 verraten.
Der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber hat im Landrat die Mehrkosten für Strom im Jahr 2023 verraten.
Keystone

Der Kanton Baselland hat Millionen verloren, weil er zu einem ungünstigen Zeitpunkt neue Stromverträge abgeschlossen hat. Das hat Baudirektor Isaac Reber aus Versehen preisgegeben.

dmu

5.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber hat aus Versehen verraten, wie viel der Kanton im Jahr 2023 für Strom bezahlt hat: 16 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.
  • Grund für die Mehrkosten sind Verträge, die zu einem für den Kanton sehr unvorteilhaftem Zeitpunkt abgeschlossen wurden.
  • Hätten die Behörden noch etwas zugewartet, wäre ein Abschluss zu deutlich besseren Konditionen möglich gewesen.
  • Der Kanton verteidigt sich, man habe nicht riskieren wollen, dass beispielsweise Abwasserreinigungsanlagen, Schulhäusern oder Tunnelanlagen ab Januar 2023 der Strom ausgeht.

16 Millionen Franken hat der Kanton Baselland im Jahr 2023 für Strom mehr bezahlt als im Vorjahr. Hintergrund der Mehrkosten: Ende 2022 wären die dreijährigen Stromlieferverträge ausgelaufen, für 2023 mussten unbedingt neue her.

Nach langem Zögern hat der Kanton schliesslich den benötigten Strom am 30. August 2022 eingekauft, wie die «Basler Zeitung» berichtet – nur wenige Tage, nachdem der Preis auf Rekordniveau gelegen hatte.

Diese Informationen waren eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Welcher Preis für den Strom am freien Markt bezahlt wird, gibt der Kanton in der Regel unter Berufung auf eine Geheimhaltungsvereinbarung mit dem Strombroker nicht bekannt. Baudirektor Isaac Reber ist aber eine Panne passiert: Er hat in einer Fragestunde im Landrat aus Versehen die Kosten verraten, nämlich 83 Rappen pro Kilowattstunde (kWh).

Ukraine-Krieg liess Strompreis explodieren

Anfang Januar 2022 hätte man den benötigten Strom für 2023 noch für sechs Rappen pro Kilowattstunde einkaufen können. Das entspricht in etwa dem Marktpreis während vieler Jahre. Der Ukraine-Krieg veränderte aber alles. Der Strompreis stieg und stieg und erreichte im Spätsommer den Höchststand mit 110 Rappen pro kWh. Ab September sanken die Preise wieder deutlich.

Rückblickend haben die Baselbieter Behörden fast zum schlechtesten Zeitpunkt eingekauft. Länger abzuwarten und auf sinkende Preise zu hoffen, sei aber laut Simon Rüttimann, Sprecher der Bau- und Umweltdirektion (BUD), keine Option gewesen. Zur «Basler Zeitung» sagt er: «Andernfalls hätte der Kanton riskiert, dass beispielsweise Abwasserreinigungsanlagen, Schulhäusern oder Tunnelanlagen ab Januar 2023 mit katastrophalen Folgen der Strom ausgeht.»

Der Kanton habe die Entwicklung der Märkte genau beobachtet und den Abschluss der Verträge so lange wie möglich hinausgezögert.