Gemeinden sparen Strom Je dunkler die Städte, desto mehr patrouilliert die Polizei

Von Alex Rudolf

5.10.2022

Wie lange das Basler Münster noch beleuchtet wird, ist offen. Andere Schweizer Städte verzichten bereits auf die Beleuchtung von historischen Gebäuden.
Wie lange das Basler Münster noch beleuchtet wird, ist offen. Andere Schweizer Städte verzichten bereits auf die Beleuchtung von historischen Gebäuden.
Keystone/GEORGIOS KEFALAS

Die Schweiz muss Strom sparen. Darum werden die Innenstädte diesen Winter deutlich dunkler als sonst. Für die Polizei birgt dies Herausforderungen.

Von Alex Rudolf

Dieses Wochenende gab es einen Vorgeschmack darauf, wie die Schweizer Innenstädte im Winter aussehen könnten: viel dunkler als sonst in den Wintermonaten.

Denn wegen der drohenden Strommangellage liess die Ladenkette Manor sämtliche Schaufenster und Aussenbeleuchtungen der 59 Warenhäuser nach Ladenschluss erlöschen. Coop und Migros verfolgen eine ähnliche Strategie, wie SRF berichtet.

Auch die Beleuchtung des öffentlichen Raums könnte diesen Winter reduziert werden. Am Dienstag kündigte die Stadt Neuenburg an, die Strassenbeleuchtung in der Nacht stark einzuschränken. Per Ende Oktober wird Neuenburg zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens die Strassenlaternen ausschalten – das Stadtzentrum und die Durchgangsstrassen bilden hierbei Ausnahmen.

Mehr Patrouillen in Basel

Dieser Trend sorgt bei den Polizeien der Schweizer Städte für Besorgnis, wie die Nachfrage von blue News zeigt. Denn mit dem Licht schwindet auch das Sicherheitsgefühl der Passant*innen. «Das subjektive Sicherheitsempfinden wird sicherlich deutlich gesteigert, wenn Orte in der Nacht besser beleuchtet sind», sagt Stefan Schmitt, Mediensprecher des Stadtbasler Sicherheitsdepartements.

«Sollte die Beleuchtung in der Stadt deutlich geringer werden, wird die Kantonspolizei Basel-Stadt zur Kompensation die Patrouillentätigkeit erhöhen», sagt er weiter.

Im Weiteren empfehle man der Bevölkerung, in der Nacht gut frequentierte und beleuchtete Wege zu wählen und im Notfall die Polizei zu kontaktieren, sagt Schmitt weiter.

Auch in Winterthur kann man sich eine verstärkte Polizeipräsenz vorstellen, wenn es in der Stadt deutlich dunkler würde, zum Beispiel bei einem Stromausfall, sagt Polizeisprecher Michael Wirz. «Aber man müsste den Einzelfall anschauen. Schaufenster-Beleuchtungen und Leuchtwerbungen sind primär nicht zur Beleuchtung des öffentlichen Raums da», sagt er. Die Verantwortung über die Beleuchtung von Strassen und Unterführungen liege in der Regel bei der öffentlichen Hand.

Urner Ständerätin ruft Bundesrat auf den Plan

Zur Handhabung in Neuenburg, wo Teile der Strassenbeleuchtung in der Nacht abgestellt werden, äussert sich Wirz nicht: «In Winterthur würden wir solche übergreifenden Themen jeweils interdisziplinär betrachten. Je nachdem würde ja nicht nur das Sicherheitsgefühl der Menschen, sondern auch die Verkehrssicherheit eine Rolle spielen», sagt er.

Die Urner Ständerätin Heidi Heidi Z'graggen (Die Mitte) will dafür sorgen, dass es in Schweizer Städten trotz Dunkelheit sicher bleibt. Gemeinsam mit neun weiteren Ständerätinnen reichte sie eine Interpellation ein, worin sie vom Bundesrat verlangt, das Sicherheitsgefühl auf nationaler Ebene zum Thema zu machen.

Andere Städte zurückhaltend

Auch andere Städte beschlossen, Energie zu sparen. Bei der Strassenbeleuchtung ist man aber bislang zurückhaltend. In Zürich und Bern etwa verzichtet man auf die Beleuchtungen historischer Bauten. In Genf will man mit einem Aktionsplan bis zu 15 Prozent Energie sparen. Unter anderem werden ab dem 15. Oktober Leuchtreklamen zwischen 1 und 6 Uhr abgestellt.

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