Steigende Infektionszahlen Covid-Expertin geht von hoher Dunkelziffer aus

amo

17.10.2022

Klinik in München mit so vielen Corona-Patienten wie nie

Klinik in München mit so vielen Corona-Patienten wie nie

Nach dem Oktoberfest in München schiessen die Covid-Zahlen in die Höhe. Kliniken in München haben so viele Corona-Patienten wie nie zuvor.

17.10.2022

Der Herbst ist da, die Corona-Zahlen steigen. Aktuell sind es 35'000 Fälle pro Tag. Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher sein. Der Grund: Schweizerinnen und Schweizer scheinen testmüde zu sein. Dafür sprechen zwei Gründe.

amo

Ein schnelles «Hatschi» im öffentlichen Verkehr, ein Husten an einer Warteschlange vor einer Supermarkt-Kasse oder eine laufende Nase im Grossraumbüro: Was einem in den letzten Jahren sogar böse Blicke bescherte, provoziert heute vielerorts höchstens noch ein nettes «Gesundheit» als Reaktion. Eine kleine Erkältung im Herbst war schliesslich vor Corona jahrelang kein Grund zur Sorge.

Während im Herbst die Nase wieder öfter läuft und der Hals kratzt, steigen auch die Corona-Zahlen in der Schweiz.
Während im Herbst die Nase wieder öfter läuft und der Hals kratzt, steigen auch die Corona-Zahlen in der Schweiz.
Getty Images (Symbolbild)

Sich deswegen auf das Coronavirus testen zu lassen, scheint für viele Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr nötig zu sein. Das zeigen die Zahlen der Testzentren. An testreichen Tagen werden heute rund 10'000 Tests durchgeführt. Während der Pandemie seien es an Spitzentagen über 100'000 Tests gewesen, schreibt SRF.

So würden viele Infektionen gar nicht erst erfasst. Dabei liege die Positivitätsrate aktuell bei über 40 Prozent. Die Wissenschaft geht davon aus, dass bereits bei über 5 Prozent nicht mehr alle Infektionen erfasst werden.

Steigende Virenlast in Abwasser nachgewiesen

Ebenfalls Beleg für die hohe Dunkelziffer sei die Virus-Konzentration im Abwasser. Seit dem letzten Januar werden in 110 Kläranlagen in der ganzen Schweiz Abwassermessungen durchgeführt. Laut Auswertung von SRF Data steige die Konzentration seit Ende August wieder. Das Virus sei in 91 Kläranlagen festgestellt worden. Bei einem Viertel der Messstationen sei die Virenlast gar stark steigend.

Dass die Dunkelziffer momentan hoch sei, bestätigt die ehemalige Chefin der Covid-Taskforce, Tanja Stadler, dem SRF. Aktuell sei eine Dunkelziffer mit dem Faktor vier bis sechs plausibel. Das wären 20'000 bis 30'000 Infektionen pro Tag bei 5000 positiven Tests.

Die Herbstwelle kommt

In einem Corona-Blindflug sei die Schweiz aber nicht, sagt Stadler. Die Herbstwelle kommt. Das sei anhand der Dunkelziffer, den Hospitalisierungen und den Abwasserwerten gut sichtbar. Die hohe Dunkelziffer sorge aber dafür, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie infiziert sind und das Virus so verbreiten.

Allerdings würden Schweizerinnen und Schweizer heute auch ganz anders mit dem Virus umgehen als noch vor zwei Jahren. Damals war die Impfung noch Zukunftsmusik. Inzwischen hätten Geimpfte ein stark reduziertes Risiko für einen schweren Verlauf. Daher würden deutlich mehr Ansteckungen akzeptiert werden. Damit steige jedoch die Gefahr von vielen Krankheitsfällen und allfälligen Langzeitfolgen.