Tessiner Corona-Zahlen Anstieg der Spitaleinweisungen stellt Kantonsarzt vor ein Rätsel

SwissTXT/rot/uri

14.10.2022

Kantonsarzt Giorgio Merlani beobachtet eine spezifische Tessiner Corona-Entwicklung.
Kantonsarzt Giorgio Merlani beobachtet eine spezifische Tessiner Corona-Entwicklung.
Bild: Keystone/TI-Press

Im Tessin sind innerhalb einer Woche doppelt so viele Patient*innen wegen Corona hospitalisiert worden – das gibt es so sonst nirgendwo in der Schweiz. Kantonsarzt Giorgio Merlani kann sich das nicht erklären.

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Im Tessin steigen die Corona-Fallzahlen, wie überall in der Schweiz, gerade deutlich an. Im Vergleich zur Vorwoche kletterte die Zahl der Neuinfektionen von knapp 2'000 auf über 3'000. Bemerkenswert ist aber vor allem der Anstieg bei den Spitaleinweisungen von Covid-Patient*innen, wie Kantonsarzt Giorgio Merlani dem Sender RSI sagte.

So gab es laut Merlani vor zwei Wochen noch 40 Corona-Patient*innen in den Spitälern, eine Woche darauf waren es bereits 80 – und inzwischen hat sich die Zahl auf 160 erneut verdoppelt. Nirgendwo in der Schweiz und auch nicht in der Lombardei sei ein solcher Anstieg bei den Hospitalisierungen festzustellen, erklärt Merlani.

Merlani stellt bei RSI klar, dass dieser Anstieg nicht darin liege, dass die Ärzteschaft die Meinung geändert habe und Personen nun rascher einweise. Einen Einfluss hätten womöglich auch kulturelle Gründe, meint er, doch diese könnten den starken Anstieg nicht erklären. «Es ist etwas spezifisch Lokales, das wir verstehen müssen.»

Der Krankheitsverlauf hat sich verändert

Auch wenn diese Zahlen alles andere als beruhigend sind, gibt es positive Indikatoren. Der Tessiner Kantonsapotheker Giovan Maria Zanini erklärte vor einer Woche, dass die aktuellen Corona-Varianten weniger aggressiv seien und damit auch das Risiko für einen schweren Verlauf kleiner sei.

Zudem hat sich die Immunität der Bevölkerung deutlich erhöht, wie Merlani sagte: «Vor drei Jahren hatten null Prozent der Bevölkerung schützende Antikörper, inzwischen ist der Anteil auf 100 Prozent angestiegen.» Man könne zwar auch weiterhin erkranken, aber es sei nicht mehr dieselbe Intensität wie im März 2020 zu beobachten, als die Menschen noch hohes Fieber entwickelt hätten oder schwere beidseitige Lungenentzündung und intubiert werden mussten. «Damals gab es 120 Menschen auf der Intensivstation und viele Menschen starben», ruft Merlani in Erinnerung.

Auch sei «der durchschnittliche Spitalaufenthalt viel kürzer ist als früher». Es handle sich nun grossteils um ältere Menschen, die «aus anderen Gründen bereits geschwächt» seien. Zuvor seien zudem 99 Prozent der Patient*innen wegen einer Covid-Infektion ins Spital gekommen – heute kämen viele der Patientinnen und Patienten «mit Covid». Das bedeutet, dass sie aufgrund anderer Erkrankungen eingeliefert werden und sich dann herausstelle, dass sie mit dem Coronavirus infiziert sind.