Das gilt es jetzt zu beachten Folgt auf den sorglosen Sommer ein heisser Corona-Herbst?

tjnj/tafi

8.10.2022

Neue Omikron-Sublinien könnten der Herbstwelle weitere Wucht verleihen, warnen einige Forscher.
Neue Omikron-Sublinien könnten der Herbstwelle weitere Wucht verleihen, warnen einige Forscher.
Bernd Wüstneck/dpa

Die Fallzahlen steigen, in den Spitälern landen mehr Covid-19-Patienten: Für den Herbst kündigt sich eine neue Corona-Welle an. Was das für dich bedeutet und welche Massnahmen geplant sind.

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Auf die Entwarnung des Bundesrates im Frühling folgte ein entsprechend unbekümmerter Sommer, in dem die Schweizer*innen sich wenig mit der Pandemie beschäftigen mussten. Nun, da der Herbst angekommen ist, gibt es wieder Anlass, diese Gelassenheit zu überdenken.

Hier sind die Antworten zu einigen der brennendsten Fragen zum anstehenden Corona-Herbst.

Wie sind die aktuellen Zahlen?

Es werden wieder mehr Ansteckungen mit dem Coronavirus registriert. Die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen einen deutlichen Anstieg der Fälle. In den vergangenen sieben Tagen registrierte das BAG 25'134 neue Coronavirus-Ansteckungen und damit fast 50 Prozent mehr Fälle als in der Vorwoche. Auch die Zahl der Spitaleintritte steigt spürbar.

Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Corona-Infektionen in die offiziellen Statistiken einfliessen. Gründe dafür sind die allgemeine Testmüdigkeit (nicht jede symptomatische Person macht auch einen PCR-Test) und die hohe Positivitätsrate bei den Tests.

Wie wird die Corona-Lage in den nächsten Monaten?

Der Bund geht von einer saisonal bedingten Welle aus. Laut Linda Nartey vom BAG dürften die Covid-19-Fallzahlen im Herbst und Winter weiter ansteigen. Die Ausgangslage sei allerdings eine andere als vor einem Jahr. «Die meisten Personen haben Antikörper, zudem gibt es mit Omikron weniger schwere Verläufe.»

Wird es neue Corona-Massnahmen geben?

Das lässt sich noch nicht sicher sagen. Zumindest im Moment sind keine konkreten neuen Massnahmen angekündigt. Der Bundesrat hat alle Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie bereits im April aufgehoben. Die Planung neuer Massnahmen liegt, da aktuell kein Notzustand herrscht, auch nicht beim Bund, sondern bei den Kantonen.

Allerdings wünscht sich das BAG ein gewisses Mass an Eigenverantwortung von der Bevölkerung. «Neben dem Impfen ist auch das eigene Verhalten wichtig, um sich und andere zu schützen», heisst es in einer Mitteilung zur Auffrischimpfung. «In Innenräumen, wo viele Menschen aus unterschiedlichen Haushalten zusammenkommen, eine Maske zu tragen, regelmässig zu lüften, abgedeckt zu niesen beziehungsweise zu husten und die Hände regelmässig gründlich zu waschen, trägt dazu bei, Ansteckungen zu reduzieren.»

Als sehr wahrscheinlich gilt eine Rückkehr der Maskenpflicht in Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen. Dass das BAG seine Entscheidungen für oder gegen neue Massnahmen zuletzt auf die Lage in den Spitälern stützte, spricht dagegen, dass sie auch auf andere öffentliche Bereiche ausgeweitet würden.

Wie ist die Lage in den Spitälern?

Derzeit sind 81,5 Prozent der Spitalbetten von Patienten besetzt, auf den Intensivstationen sind es 73,5 Prozent. Die Tendenz ist steigend, was aber nur bedingt mit Covid-19 zusammenhängt: Im Moment ist das Virus lediglich für 3,9 Prozent der Erkrankten auf den Intensivstationen verantwortlich und für 4,1 Prozent der Spitalpatienten insgesamt.

Ungeachtet des geringen Anteils an Corona-Patienten bleibt die Personallage in den Spitälern kritisch. Laut dem Schweizer Spitalverband H+ hat sich der ohnehin schon besorgniserregende Personalmangel seit Beginn der Pandemie weiter verschlechtert. So musste das Kantonsspital Aargau am vergangenen Wochenende kapitulieren und Patienten in andere Spitäler schicken – obwohl sich nur eine einzige Person wegen Covid-19 auf der Intensivstation befand.

Welche Varianten sind im Umlauf?

Derzeit dominiert die Omikron-Variante BA.5. Doch Sars-CoV-2 hört nicht auf zu mutieren. Virologen sprechen inzwischen von einem «Sumpf neuer Untervarianten».

Die neue Omikron-Sublinie BA.2.75.2 könnte sich laut Forschern als dominante Variante durchsetzen. Das könnte zu Problemen führen, weil BA.2.75.2 noch besser der durch Impfung und Infektionen erworbenen Immunität auszuweichen vermag. Aber: Dass BA.2.75.2 der Antikörperantwort ausweichen kann, heisst nicht, dass die Immunantwort nicht mehr ausreicht, um in den meisten Fällen vor einem schweren Verlauf zu schützen.

Doch auch wenn BA.2.75.2 sich hierzulande nicht durchsetzen sollte, gibt es andere Omikron-Sublinien, die der Immunität ebenfalls ausweichen und im kommenden Winter die Zahl der Kranken wieder in die Höhe treiben könnten.

Kann und soll ich mich im Herbst mit dem zweiten Booster impfen lassen?

Die neue Impfkampagne gegen das Coronavirus startet am Montag, 10. Oktober. Das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) empfehlen eine weitere Auffrischimpfung insbesondere für besonders gefährdete Personen ab 16 Jahren. Nach derzeitigem Wissensstand erhöht diese Impfung zumindest vorübergehend den individuellen Schutz vor schweren Erkrankungen.

Auch Personen, die mit Risikopersonen Kontakt haben, und dem Gesundheitspersonal wird der zweite Booster empfohlen. Für alle anderen Personen im Alter von 16 bis 64 Jahren ohne Risikofaktoren wird eine allgemeine Empfehlung nach individueller Abwägung ausgesprochen.

Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?

Kurz gesagt: Sofern noch nicht geschehen, impfen lassen. Einen Mund-Nasen-Schutz tragen – bestenfalls eine FFP2-Maske, die nicht nur andere Menschen schützt, sondern auch dich selbst. Beim Aufenthalt mit mehreren Personen in einem Zimmer regelmässig lüften.

Auch am Anfang der Pandemie eingeführte Anstandsregeln wie das Husten und Niesen in die Armbeuge anstelle der Hand oder besondere Sorgfalt beim Händewaschen bleiben sinnvoll, wenn man nicht Rücksicht auf sich selbst, sondern auch auf andere nehmen möchte. All diese persönlichen Massnahmen werden auch vom BAG empfohlen.

Ich habe Symptome. Was tun?

Unbedingt testen lassen. Je früher eine Erkrankung mit Covid-19 erkannt wird, umso schneller kann reagiert werden. Davon profitiert man nicht nur selbst: Auch Spitäler sind froh um jedes Bett, das dank einer frühen Behandlung frei bleibt. Eine neue Studie kam ausserdem zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisierung bei einer Erkrankung um das Achtfache reduziert werden kann, wenn man sich die Nase möglichst früh mit einer Salzlösung spült.