Patienten müssen verlegt werden Kinderspitäler kommen an ihre Grenzen

Von Sven Ziegler

1.3.2024

Kinder mussten diesen Winter in Schweizer Spitälern öfters medizinisch behandelt werden. (Symbolbild)
Kinder mussten diesen Winter in Schweizer Spitälern öfters medizinisch behandelt werden. (Symbolbild)
Imago

Schweizer Kinderspitäler kommen diesen Winter öfters an ihre Kapazitätsgrenzen. Teilweise müssen Patienten auch verlegt werden. Fachpersonen erklären im Gespräch mit blue News die Hintergründe. 

Von Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Zahl der Atemwegsinfektionen nimmt in der Schweiz zu.
  • Diesen Winter gelangten vor allem Kinderspitäler immer wieder an ihre Grenzen.
  • Vor allem die hohe Zahl an RSV-Infektionen sorgt für eine steigende Belastung.

Immer mehr Patient*innen müssen in der Schweiz mit Lungenentzündungen und anderen Atemwegsinfektionen behandelt werden. Das zeigt eine Auswertung des Bundesamts für Statistik (BfS). 

Wie am Mittwoch bekannt wurde, leiden darunter auch die Spitäler. So gelangen die Kliniken immer wieder an die Grenzen ihrer Kapazitäten.  Einige Patienten mussten sogar zwischen den Spitälern verlegt werden. 

Eine Umfrage von blue News zeigt: Vor allem Kinderspitäler sind von Engpässen betroffen. Julia Bielicki, Infektiologin am Universitäts-Kinderspital beider Basel, sagt etwa, man habe bisher alle Patienten versorgen können. «Wir haben allerdings häufige Anfragen anderer Spitäler für Verlegungen bemerkt.» So seien in den vergangenen drei Monaten bis zu drei Anfragen pro Woche eingetroffen, um Kinder aus anderen Spitälern aufzunehmen. 

Rekordverdächtige RSV-Zahlen

Auch beim Inselspital Bern herrscht Hochbetrieb. «In den letzten Wochen kam es zu einem Anstieg der Lungenentzündungsfälle», sagt Philipp Jent, Leiter der Infektionsprävention. Zwar sei man auf die gewohnten Wellen von Viruserkrankungen vorbereitet gewesen, aber: «Insbesondere die Kinderklinik war zeitweise maximal belegt.» Verlegungen hätten aber keine durchgeführt werden müssen.

Verantwortlich für den starken Anstieg seien vor allem hohe Infektionszahlen beim RSV-Virus, sagt Jent. Die Zahl der Fälle habe zeitweise «fast das rekordhohe Niveau des Vorjahres erreicht». Aber auch Covid-19-Erkrankungen oder schwere Grippeverläufe können eine Rolle spielen. Corona spiele noch immer eine grosse Rolle, sagt Jent – und werde das wohl auch weiterhin. «Wir rechnen in Zukunft mit einem verstärkten saisonalen Druck.»

Auch Julia Bielicki vom Uni-Kinderspital sagt, in der aktuellen Phase seien vor allem jüngere Patienten von den schweren Erkrankungen betroffen, die eine kurzfristige intensivmedizinische Betreuung notwendig machen. «Infektionen wie RSV und Influenza betreffen vor allem jüngere Patient*innen unter fünf Jahren, bei RSV sogar zumeist Säuglinge im Alter bis 12 Monate», so Bieckeli.

Das zeigt auch die Auswertung des BfS über die ganze Schweiz. Die Überlagerung mehrerer Infektionswellen hat insbesondere bei Babys und Kleinkindern zu akuten Entzündungen geführt, während ältere Menschen und Personen mit Immunschwäche eher zu schweren Lungenentzündungen neigen.

Bei den Kliniken für Erwachsene ist man allerdings dem saisonal bedingten Ansturm gewachsen. So sagt etwa Silvio Brugger, Oberarzt in der Klinik für Infektionskrankheiten des Unispitals Zürich, man habe bei den Erwachsenen keinen ungewöhnlichen Anstieg der Fälle festgestellt. 

Damit dies auch so bleibe, empfiehlt Brugger die gängigen Hygienemassnahmen wie das Husten und Niesen in ein Taschentuch und das Händewaschen. Zudem sollten sich Risikopersonen impfen lassen, um schweren Verläufen vorzubeugen.