Marco Rima über seine TV-Flucht «Dass man mich jetzt zum Trottel machen will, finde ich unfair»

Von Dominik Müller

3.10.2023

Marco Rima und Manuela Weichelt während der engagierten Diskussion.
Marco Rima und Manuela Weichelt während der engagierten Diskussion.
Screenshot Pilatus Today

Der abrupte Abgang von Marco Rima aus einem TV-Studio hat ein grosses mediales Echo ausgelöst. Bei blue News nehmen die Beteiligten Stellung.

Von Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In einem am Montag veröffentlichten Videoausschnitt ist zu sehen, wie Marco Rima eine TV-Debatte zur Zuger Ständeratswahl vorzeitig verlässt.
  • Gegenüber blue News erklärt Rima, die Sendung sei bei seinem Abgang bereits fertig gedreht gewesen und der Moderator habe keine kontroverse Diskussion ermöglicht.
  • Tele1-Chefredaktor Matthias Oetterli weist die Kritik von Rima vollständig zurück.

«Das alles geht mir richtig auf den Senkel», sagt der Komiker und Zuger Ständeratskandidat Marco Rima in Richtung Tele1-Moderator Armin Camenzind, legt sein Mikro auf den Tisch und verlässt das Studio. Zu sehen ist diese Szene in einem Videoausschnitt der Sendung «Kontrovers», den die CH-Media-Regionalsender am Montag veröffentlichten.

Die Flucht vor laufenden Kameras hat für grosses mediales Aufsehen gesorgt. Zu blue News nimmt Marco Rima nun Stellung: «Ich bin nicht hinausgestürmt, die Sendung war bereits fertig aufgezeichnet.»

Tatsächlich war die eigentliche Diskussion der drei Zuger Ständeratskandidat*innen Marco Rima (parteilos), Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt und FDP-Ständerat Matthias Michel bereits im Kasten.

Marco Rima will keine Trailer mehr aufzeichnen

Im Anschluss an das Gespräch wurden allerdings noch kurze Trailer mit den Kernbotschaften der drei Kandidat*innen aufgezeichnet. Weil die Aufnahmen zu lang gerieten, musste das Prozedere wiederholt werden. Das brachte für Marco Rima das Fass zum Überlaufen: «Ich will mich nicht ständig nur in Schlagzeilen äussern, schneidet das einfach zusammen.»

Dass nun die Aufnahmen von seinem Abgang veröffentlicht wurden, passt Rima gar nicht: «Ich bin davon ausgegangen, dass die Sendung fertig ist. Dass man mich jetzt zum Trottel machen will, finde ich unfair.» Matthias Oetterli, Chefredaktor von Tele1, widerspricht: «Die Aufnahme des Teasers war angekündigt und alle Beteiligten wussten, dass die Kameras laufen. Der Teaser ist ein Teil der Sendungs-Aufzeichnung.»

Auch mit der Diskussionsführung zuvor ist Marco Rima unzufrieden: «Kontroverse Meinungen waren entgegen dem Sendungstitel nicht erwünscht.»

Rima fühlt sich nicht ernst genommen

Konkret seien seine kritischen Nachfragen, als sich die Debatte um die Themen Wissenschaft und Erderwärmung drehte, vom Moderator abgewürgt worden.

Das ging so weit, dass Camenzind Rima zurechtweist mit dem Satz: «Sie sind der Comedian, aber ich moderiere.» Für Rima eine Respektlosigkeit, er sei schliesslich als Ständeratskandidat im Studio gewesen und nicht als Comedian. «Auch Komiker sind Bürger dieses Landes und dürfen sich engagieren.»

Matthias Oetterli will diese Vorwürfe so nicht stehen lassen: «Nachdem Herr Rima mehrmals das Wort ergriff und andere Gesprächspartner nicht ausreden liess und zudem andere Gäste mit Fragen konfrontierte, war es unserem Moderator wichtig klarzustellen, dass nicht Herr Rima als Gast durch die Sendung führt.»

Auch den Vorwurf Rimas im Videoausschnitt, Armin Camenzind sei schlecht vorbereitet gewesen, lässt Oetterli nicht gelten: «Unser Moderator war wie gewohnt sehr solide vorbereitet und die Vorbereitung war mit der Produzentin und der Chefredaktion abgesprochen.»

Diskussionsteilnehmer Matthias Michel kann die Kontroverse im Nachgang der Sendung nicht nachvollziehen: «Die Sendung verlief aus meiner Sicht im Anstand; in einem Moment wurde es etwas hektischer in der Manier von ‹Arena›, nicht mehr und nicht weniger.» Er bedaure, dass sich das mediale Interesse einzig auf das Randgeschehen beziehe und die Sendung nicht inhaltlich beurteilt oder diskutiert wird. Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt war für eine Einschätzung nicht zu erreichen.

Für böses Blut bei den drei Gesprächsteilnehmer*innen hat der Vorfall allerdings nicht gesorgt. Sowohl Marco Rima als auch Matthias Michel betonen, man habe sich nach der Sendung noch auf einen Kaffee getroffen, «im angeregten, aber friedlichen Gespräch».


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