Dubiose Geschäfte von Reichsbürgern Das «Königreich Deutschland» hat jetzt die Schweiz im Visier

tafi

6.3.2024

2012 krönte sich Peter Fitzek selbst zum «Staatsoberhaupt» im «Königreich Deutschland». Jetzt will er in der Schweiz Geschäfte machen.
2012 krönte sich Peter Fitzek selbst zum «Staatsoberhaupt» im «Königreich Deutschland». Jetzt will er in der Schweiz Geschäfte machen.
Bild: YouTube/Krdeutschlandtv

Peter Fitzek ist selbst ernannter Monarch im «Königreich Deutschland» und führt damit die grösste Reichsbürger-Gruppierung im Nachbarland an. Nun nimmt er die Schweiz ins Visier und macht bereits gute Geschäfte.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Deutschlands grösste Reichsbürger-Gruppierung expandiert in die Schweiz.
  • Das Fantasieland «Königreich Deutschland» nutzt Schweizer Anhänger, um dubiose Geschäfte abzuwickeln.
  • SRF-Recherchen zeigen, wie gut vernetzt die Rechtsextremen beider Länder bereits sind.

Das «Königreich Deutschland» hat auch in der Schweiz treue Untertanen: Peter Fitzek, Reichsbürger mit ausgefeilter Abzock-Masche, hat sich hierzulande gut vernetzt. Dabei geht es, wie Recherchen von SRF ergaben, um «Anhänger, Schweizer Bankkonti und Millionenbeträge».

Welche Verbindungen deutsche Reichsbürger in die Schweiz haben, dazu hat sich noch vor einem Jahr der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) auf Anfrage von blue News betont zurückgehalten und wollte sich «weder zu Einzelfällen, Gruppierungen noch zur Situation in Deutschland oder in einzelnen Schweizer Städten oder Kantonen» äussern.

Dubiose Abzockmasche

Einem Investigativ-Team von SRF ist es nun gelungen, sich undercover ins «Königreich Deutschland», kurz KRD, einzuschleusen. Dessen Untertanen glauben, Deutschland sei eine Firma, die den Menschen das Geld aus der Tasche zieht. Den Staat und seine Institutionen lehnen sie ab, Antisemitismus, Verschwörungstheorien und Umsturzfantasien hingegen stehen sie aufgeschlossen gegenüber.

Fitzek macht mit seinem rechtsextremen «Königreich Deutschland» aber vor allem eins: dubiose Geschäfte. Er hat eine regelrechte Abzockmasche installiert, vor der der deutsche Verfassungsschutz explizit warnt. Pseudo-Krankenkassen, Banken, eigene Währung und teure Seminare: Des «Königs» Untertanen lassen sich willig schröpfen, kaufen für viel Geld auch Führerscheine und ID-Karten des KRD.

Schweizer finanzieren den «König» mit

Mit etwa 6000 Anhängerinnen und Anhängern ist KRD die grösste Reichsbürgergruppe in Deutschland – und auf Expansionskurs. Ein Ziel: die Schweiz. SRF-Reporterinnen wurden im Zuge der Recherchen interne KRD-Dokumente zugespielt, die zeigen, dass auch «an die 100 Personen aus der Schweiz mit der Organisation enger in Kontakt» stehen. Das ist vor allem finanziell relevant.

Im November 2023 trafen sich rund 40 Anhänger*innen des Fantasiestaats mit Schweizer Reichsbürger*innen in der Freien Musikschule Basel. Es sollte der «Auftakt Teamaufbau» in Angriff genommen werden. Mindestens einen KRD-Anlass habe es seither im Kanton Schwyz gegeben, und in diesem Monat seien zwei weitere in Zürich und in der Ostschweiz geplant. Schon 2022 stand Fitzek auf der Rednerliste der «Wohlfühl-Tage» in Luzern.

Millionen fliessen über Schweizer Bankkonti

Einige Schweizer sind gemäss SRF-Recherchen bereits seit Jahren im KRD aktiv. Ein Mann mit Wohnadresse in Solothurn etwa gilt als Fitzeks Statthalter und wickelte als Strohmann unerlaubte Geschäfte über diverse Bankkonti für Fitzek ab.

Ein weiterer Schweizer engagiert sich als Botschafter, organisiert Wanderungen für KRD-Sympathisanten und weibelt in Videos auf Telegramm für das «Königreich Deutschland». Den Schweizer Staat und das Schweizer Finanzsystem lehnt er ab und will, dass die heutigen Staatsstrukturen «an ein Ende kommen».

Weitere Personen haben mindestens sechs Schweizer Bankkonti eröffnet, über die der Möchtegern-König Geld fliessen lässt. Im Jahr 2022 handelte es sich zusammen um einen Millionenbetrag. «Normale» Untertanen registrieren ihre Unternehmen auch mal als «KRD Firma» und zahlen für dazugehörige Beratungen teils Beträge im fünfstelligen Bereich.

Das Geld, das auch über die Schweiz ins «Königreich Deutschland» fliesst, ist für die Untertanen allerdings verloren.