Getöteter JoggerBären-Begegnungen werden auch in der Schweiz wahrscheinlicher
smi
13.4.2023
Die Bärin, die einen italienischen Jogger getötet hat, war ein bekanntes Problemtier. Auch in der Schweiz werden Bären häufiger. Sie werden aber konsequent geschossen, wenn sie Menschen zu nah kommen.
smi
13.04.2023, 10:59
13.04.2023, 15:36
smi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der tödliche Bärenangriff in Italien ist 40 Kilometer von der Schweizer Grenze passiert. Für einen Bären eine überwindbare Distanz.
Immer wieder wandern Bären aus Italien in die Schweiz ein. Ein Experte erwartet, dass sie auch in der Schweiz wieder heimisch werden. Begegnungen werden wahrscheinlicher.
In der Schweiz werden Bären, die die Scheu vor Menschen verloren haben, zuerst vergrämt und wenn das nichts nützt, geschossen.
Nur 40 Kilometer sind es bis zur Schweizer Grenze vom Ort, an dem ein Braunbär einen Jogger tödlich verletzt hat. 40 Kilometer sind eine Distanz, die ein Bär problemlos zurücklegt. Tatsächlich sind alle Bären, die bisher in der Schweiz aufgetaucht sind, aus Italien eingewandert.
Ist ein Angriff wie jener auf den italienischen Jogger auch in der Schweiz möglich? SRF hat den Wildtier-Experten Christian Stauffer gefragt. Er verweist zuerst auf die höchst unterschiedlichen Populationen: Über 100 Bären lebten in Norditalien, wo sie aktiv wieder angesiedelt werden. In die Schweiz wandern nur einzelne Tiere ein. «Bisher hat sich jedoch keiner von ihnen dauerhaft hier niedergelassen», schreibt das Bafu auf seiner Website.
Verliert ein Braunbär seine Scheu vor Menschen und reagiert er nicht auf Vergrämungsmassnahmen, wird er abgeschossen. So geschehen 2008 in der Region Viamala und 2013 im Puschlav. Mit Vergrämung ist gemeint, dass Bären die Zurückhaltung wieder beigebracht wird, etwa mit Knallpetarden oder Bären-Munition. Mit dieser werden die Tiere beschossen, aber nicht verletzt.
In der Schweiz wird konsequent geschossen
Die Bärin, die den italienischen Jogger getötet hat, habe bereits früher Menschen gefährdet, es habe auch schon eine Abschussbewilligung für sie vorgelegen. Diese sei aber aufgehoben worden. Stattdessen sei dem Tier ein Funkhalsband angezogen worden, das jedoch keine Daten mehr liefere. Die Bärin ist also weiter unterwegs.
In der Schweiz würden Problembären geschossen, betont Christian Stauffer. Er arbeitet für die Schweizer Stiftung Kora, die als Zweck Raubtier-Ökologie und Wildtier-Management angibt. «Es ist wichtig, dass man mit Tieren, die wirklich gefährlich werden können, pragmatisch umgeht und auch bereit ist, sie zu entfernen», sagt er im Gespräch mit Radio SRF.
Entscheidend sei auch eine professionelle Wildhut und die gesetzliche Regelung, dass ein gefährlich werdender Bär präventiv geschossen werden darf. Diese hat das Bafu im Konzept Bär festgehalten.
Bären-Begegnungen werden wahrscheinlicher
Trotzdem werden in der Schweiz Begegnungen zwischen Bären und Menschen wahrscheinlicher. Stauffer erwartet, dass sich mittelfristig Bären in der Schweiz wieder dauerhaft niederlassen. Massnahmen für das Zusammenleben seien bereits getroffen worden, etwa bärensichere Abfalleimer im potenziellen Bärengebiet. Dies, damit Bären nicht in Siedlungsgebieten nach Nahrung – Lebensmittelabfällen von Menschen – suchen, sondern weiterhin in der Wildnis.
In der Schweiz gilt zudem ein Fütterungsverbot für Bären. Sichtungen werden systematisch gesammelt und es gebe ein Alarmsystem per SMS, wie Stauffer ausführt. Auf der Website der Stiftung Kora können Bärenbeobachtungen gemeldet werden. Auch das Bafu verweist auf dieses Monitoring-Projekt.
Was also musst du tun, wenn du einem Bären begegnest? Ein Info-Blatt diverser Alpenvereine, darunter der SAC, geben Auskunft. Die wichtigste Regel: Ziehe dich langsam zurück, wirf nichts nach dem Bären und lasse diesem einen Fluchtweg offen. Folge keinen Bärenspuren und nähere dich auf keinen Fall Jungtieren. Die Mutter ist nie weit und wird diese verteidigen.