Italienische Behörden haben die Braunbärin identifiziert, die den Jogger Andrea P. getötet hat. Indessen ist im Land eine hitzige Diskussion über das Zusammenleben von Mensch und Bär entbrannt.
dpa/toko
12.04.2023, 18:04
12.04.2023, 18:12
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Der Braunbär, der den italienischen Jogger Andrea P. getötet hat, ist identifiziert worden.
Bei dem Tier handelt es sich um die Schwester des in Deutschland abgeschossenen «Problembären» Bruno.
In Italien tobt eine Diskussion um den Balanceakt zwischen Naturschutz und Sicherheit.
Die Tragödie um den von einem Braunbären getöteten Jogger Andrea P. beschäftigt weiterhin die Behörden im italienischen Trentino. Diese haben das besagte Tier nun identifiziert.
Nach einem DNA-Abgleich stehe nun fest, dass das bereits öfter auffällige Bärenweibchen «JJ4» den 26-jährigen Trentiner bei einer Jogging-Tour in den Wäldern der Gegend attackiert und getötet habe, teilte am Mittwoch die Staatsanwaltschaft von Trient mit. Zuvor hatte «Bild» berichtet.
«JJ4» sorgte bereits früher für Ärger
Das 17-jährige Bärenweibchen «JJ4» ist im Trentino nicht unbekannt. Es hat laut Staatsanwaltschaft unter anderem bereits im Sommer 2020 zwei Menschen, einen Vater und seinen Sohn, auf dem Monte Peller angegriffen.
Bereits damals sollte sie eigentlich getötet werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Ein Verwaltungsgericht hob die Entscheidung jedoch auf.
Die Bärin wurde mit einem Funkhalsband ausgestattet, damit man ihr aus dem Weg gehen kann.
Derzeit funktioniere es jedoch nicht und übermittle keine Daten über ihre Bewegungen, hiess es weiter.
Der Jogger war nach einer Tour in der Gemeinde Caldes in einem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal (Val di Sole) nicht nach Hause gekommen. Wenige Stunden später wurde er an einem Forstweg tot gefunden.
Suche läuft auf Hochtouren
Tiefe Kratzer auf dem Körper und im Gesicht, Bisswunden sowie eine tiefe Wunde am Bauch legten früh den Verdacht nahe, dass es sich um die Attacke eines Bären handeln könnte. Eine Autopsie bestätigte den Verdacht. Die Suche nach der Bärin läuft indes weiter auf Hochtouren.
In Italien hat seitdem eine hitzige Debatte über das Zusammenleben von Mensch und Bär begonnen. Schon am Samstag hatte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti, entschieden, dass der Bär gesucht und erlegt werden solle. «Dieser Bär muss entfernt werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten», erklärte er.
Am Dienstag trafen sich Fugatti und Italiens Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin, um über das Problem zu sprechen. Fugatti plädierte für den Massentransfer von Bären aus dem Trentino in andere Gebiete, um die Population in der Gegend zu halbieren. Im Trentino gibt es nach Angaben der Provinz seit dem «Life Ursus»-Projekt etwa 100 Bären.
Bärin ist die Schwester von «Problembär» Bruno
Die Eltern von JJ4 sind zwei slowenische Bären, Jose und Jurka, die zwischen 2000 und 2001 im Rahmen des EU-Projekts «Life Ursus» nach Italien gebracht wurden.
Den Namen Ihres Bruders, JJ1, kennt in Deutschland fast jeder. Bruno wanderte im Gegensatz zu seiner Schwester 2004 nach Bayern aus, wo er in den Voralpen rund um den Tegernsee für reichlich Ärger sorgte.
Er riss Schafe, plünderte Bienenstöcke und Kaninchenställe. Seine Bezeichnung als «Problembär» durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wurde vor 17 Jahren zum geflügelten Wort.
Die Identität der Personen aus dem «staatlich beauftragten Sicherheitsteam», welche Bruno schliesslich abschossen, wird bis heute geheim gehalten.
Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft München II, der Polizei sowie weiteren Anklagebehörden gingen nach dem Abschuss Tausende Anzeigen wegen Verstosses gegen das Jagdgesetz ein.