Fragen und Antworten Das musst du über die neue Omikron-Variante wissen

mmi

27.9.2022

Ein Molekül des Coronavirus. (Symbolbild)
Ein Molekül des Coronavirus. (Symbolbild)
Getty Images

Sars-CoV-2 hört nicht auf zu mutieren. Virologen sprechen inzwischen von einem «Sumpf neuer Untervarianten». Die neue Omikron-Sublinie BA.2.75.2 könnte sich laut Forschern als dominante Variante durchsetzen.

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Nachdem in den vergangenen zwei Jahren immer wieder neue Varianten des Coronavirus entstanden, scheint das Virus derzeit hierzulande mit der Omikron-Variante eher vor sich hinzudümpeln.

Doch dieser Eindruck täuscht. Sars-CoV-2 hat nicht aufgehört, sich zu verändern. So ist jüngst eine Reihe neuer Omikron-Untervarianten aufgetaucht.

Besonders die Variante BA.2.75.2 soll es in sich haben. Das hat jetzt unter anderem eine Studie aus Schweden ergeben. 

Was ist bei der Omikron-Subvariante BA.2.75.2 anders?

Die Variante BA.2.75.2 vermag der bislang durch Impfung und Infektionen erworbene Antikörper-Immunität offenbar gut auszuweichen. Das belegt eine Studie des renommierten Karolinska Instiutet in Stockholm, Schweden. 

Warum ist diese Variante potentiell gefährlich?

Laut den beiden Studienverfassern Benjamin Murrel und Daniel Sheward heisst dies, dass bei der gleichen Menge an Antikörpern, die man im Blut findet, diese neue Untervariante die Zellen leichter infizieren können.

«In 18 Stichproben von Blutspendern, die erst vor einigen Wochen entnommen wurden, wurde BA.2.75.2 im Durchschnitt fünfmal weniger stark neutralisiert als bei der Variante BA.5», erklärt Murrell. Die Variante habe demnach die stärkste Immunflucht, die bislang nachgewiesen wurde.

Was bedeutet «Immunflucht»?

Immunflucht ist ein Vorgang im Körper, bei dem Krankheitserreger mithilfe von Mutationen vom Immunsystem entweder nicht erkannt oder nicht abgewehrt werden können.

Was bedeutet dies für die bevorstehenden Wintermonate?

Laut Emma Hodcroft, die zu der Phylogenetik von Viren an der Universität Bern forscht, seien die Aussichten für den Herbst und Winter nicht unbedingt rosig. «Ich denke, es wäre klug, sich sowohl auf einen Anstieg von Covid-19 aufgrund saisonaler (Verhaltens-)Änderungen als auch auf eine neue Variante vorzubereiten», twitterte die Epidemiologin.

Dass BA.2.75.2 der Antikörperantwort ausweichen kann, heisst nicht, dass die Immunantwort nicht mehr ausreicht, um in den meisten Fällen vor einem schweren Verlauf zu schützen.

«Es geht bei diesen neuen Varianten nicht darum, dass wir Todesfälle und Zustände wie in Bergamo befürchten müssten», sagt Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. «Aber es könnte gut sein, dass man sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ansteckt und dass viele Menschen in kurzer Zeit krank werden», zitiert das deutsche Magazin «Der Spiegel» den Virologen.

Selbst wenn BA.2.75.2 sich hierzulande nicht durchsetzen sollte, gibt es andere Omikron-Sublinien, die der Immunität ebenfalls ausweichen und im kommenden Winter die Zahl der Kranken wieder in die Höhe treiben könnten. Das haben Experimente chinesischer Forscher ergeben.

«Wir sind in einer Phase, wo wir sehr, sehr viele neue Untervarianten sehen, einen Sumpf neuer Untervarianten», sagte der Virologe Björn Meyer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Magdeburg ebenfalls dem «Spiegel».

Wie stark verläuft eine Erkrankung?

Zum Erkrankungsverlauf sind bis anhin noch keine Daten vorhanden.

Noch breitet sich BA.2.75.2 vor allem in Indien und in den USA aus. In der Schweiz sind gemäss BAG noch keine Fälle registriert worden.

Auch in den Nachbarländern sind erst eine geringe Anzahl Ansteckungen mit der Subvariante gemeldet.

Wo ist eigentlich «Pi»?

Im vergangenen Jahr begann die Weltgesundheitsorganisation (WHO), neuen besorgniserregenden Varianten des Coronavirus griechische Buchstaben zu geben.

Die Organisation begann mit Alpha und arbeitete sich in den folgenden Monaten rasch durch das griechische Alphabet.

Als Omikron im November 2021 in Südafrika auftauchte, war das die 13. benannte Variante in weniger als einem Jahr. Seit dem Debüt von Omikron sind jedoch bereits zehn Monate vergangen, und der nächste Buchstabe, Pi, ist noch nicht da.

Das bedeutet nicht, dass das Coronavirus Sars-CoV-2, das Covid-19 verursacht, sich nicht mehr weiterentwickelt. Aber es könnte ein neues Stadium erreicht haben. Alle bedeutenden Varianten des Virus dürften nun von einer einzigen Linie abstammen: Omikron.

«Ausgehend von dem, was derzeit entdeckt wird, sieht es so aus, als ob sich das künftige SARS-CoV-2 vor allem aus Omikron entwickeln wird», wird David Robertson, Virologe an der Universität Glasgow, in der «New York Times» zitiert.