Fall Maddie: Neue Suchaktion der Polizei in Portugal
Braunschweig/Lissabon, 23.05.2023:
ERMITTLUNGEN IN PORTUGAL WEGEN MADDIE
Im Fall der seit gut 16 Jahren vermissten Madeleine McCann
finden in Portugal aktuell Ermittlungen der Polizei statt
LAUT STAATSANWALTSCHAFT BRAUNSCHWEIG
Es gibt strafprozessuale Massnahmen, die durch die portugiesischen Behörden mit Unterstützung durch das BKA umgesetzt werden
Nähere Hintergründe wurden zunächst aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt
ALS DAMALS DREIJÄHRIGE
Am 3. Mai 2007 verschwand Madeleine McCann aus Grossbritannien aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz
Im Sommer 2020 wurde bekannt, dass es einen deutschen Mordverdächtigen gibt
BEWEISKETTE NICHT GESCHLOSSEN
Die Ermittler gehen davon aus, dass der heute 46-jährige Christian B. Maddie entführte und umbrachte
23.05.2023
Auf Wunsch deutscher Ermittler wird im Fall um das Verschwinden von Madeleine McCann ein Stausee in Portugal abgesucht. Es ist nicht der erste Einsatz in dem Gebiet.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- In einem Stausee in Portugal sucht die Polizei wieder nach der vermissten Madeleine McCann.
- Eine Durchsuchung des Sees fand schon im Jahr 2008 statt. Jetzt mutmasst man, dass es neue Hinweise gibt.
- Die Suche startet auf Wunsch von deutschen Ermittlern.
- Hauptverdächtiger ist ein vorbestrafter Deutscher, der sich zur Zeit von Maddies Verschwinden in Portugal aufhielt.
Überraschung im «Fall Maddie»: Gut 16 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden des damals dreijährigen britischen Mädchens Madeleine McCann im Süden Portugals wollen die Ermittler eine neue Suche starten.
Die Aktion sei vom deutschen Bundeskriminalamt (BKA) beantragt worden und werde «in den nächsten Tagen» in der Algarve stattfinden, teilte die portugiesische Kriminalpolizei am Montag mit. Nach einem Bericht der staatlichen portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa soll es bereits am Dienstag losgehen.
Zusammenhang mit deutschem Verdächtigen
Der Ort ist nur 45 Minuten von der Wohnung im Ocean Club in Praia da Luz, Portugal, entfernt, wo das dreijährige Mädchen 2007 während eines Familienurlaubs verschwand.
Ob es neue Hinweise gibt, hat man nicht genauer erläutert. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die in diesem Fall gegen einen vorbestraften Deutschen wegen Mordverdachts ermittelt, wollte sich auf dpa-Anfrage zunächst nicht dazu äussern.
Untersucht wird wegen Mordes gegen den deutschen Verdächtigen Christian B.. Jedoch handelt es sich weiterhin nur um eine Untersuchung. Eine Anklage gegen B. wegen Maddies Verschwinden gibt es bislang nicht.
Doch wie kommt die Polizei jetzt auf den Stausee? Laut der portugiesischen Wochenzeitung «Expresso» war B. während seines Aufenthalts in Portugal mehrfach an der Arade-Talsperre nahe der Kleinstadt Silves gewesen. Portugiesische Medien berichten, dass Taucher das Gebiet schon 2008 abgesucht hatten. Damals fand man jedoch nur Überreste von Tieren.
Mutmassung um neue Hinweise
Neben portugiesischen und deutschen Beamten sollen an der neuen Suche auch britische Polizisten teilnehmen. Weitere Details gab die Polícia Judiciaria in ihrer knappen Mitteilung nicht bekannt.
Lusa und andere portugiesische Medien berichteten aber unter Berufung auf die Behörden, die Suche solle bereits am Dienstag am Arade-Stausee beginnen und zwei bis drei Tage dauern.
Der Nachrichtensender SIC Noticias beobachtete, dass zehn Ermittler der Kriminalpolizei und mehrere Feuerwehrmänner am Montag am Rande des Arade-Stausees bereits einen grossen Bereich abgesperrt hatten.
In dem Gebiet, das als Naturparadies gilt, sei in einem Zelt ein Kommandoposten eingerichtet worden, um von dort aus die Suche zu koordinieren. Man könne davon ausgehen, dass bei den Ermittlungen der Deutschen neue Hinweise aufgetaucht seien, mutmasste der Sender.
Nähe zum Ort Maddies Verschwindens
Der Arade-Stausee befindet sich circa 45 Kilometer nordöstlich des Algarve-Badeortes Praia da Luz. Dort war Maddie damals, am 3. Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage spurlos verschwunden.
Die Eltern hatten Maddie und ihre beiden jüngeren Geschwister im Appartement gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend assen. Seitdem fehlt von dem Mädchen jede Spur. Die Ermittler vermuten, dass es entführt und ermordet wurde. Eine Leiche fand man nie.
Letzte Gross-Suchaktion in 2020
Die letzte bekannte grössere Suchaktion in diesem Fall fand vor knapp drei Jahren, im Sommer 2020, statt. Wie bei früheren Operationen war damals wieder praktisch jeder Stein umgedreht worden.
Im Juli jenen Jahres hat man unter anderem mithilfe von Tauchern in drei seit Jahren stillgelegten Brunnen in Vila do Bispo gesucht. Erfolglos. Der Druck, etwas zu finden, das die Ermittler weiterbringt, ist nach so langer Zeit nun wohl noch grösser.
sda, euc