Trump erhöht den Druck auf Putin «Russland wird in grossen Schwierigkeiten sein»

Philipp Dahm

22.1.2025

Ukraine-Krieg: Trump erwägt neue Russland-Sanktionen und will Putin treffen

Ukraine-Krieg: Trump erwägt neue Russland-Sanktionen und will Putin treffen

Frage: «Wenn Wladimir Putin nicht an den Tisch kommt, um mit Ihnen zu verhandeln, werden Sie dann weitere Sanktionen gegen Russland verhängen?» Antwort Donald Trump: «Das klingt wahrscheinlich.» Der neue US-Präsident stellt weitere Sanktionen gegen Russland in Aussicht: Der neue US-Präsident zeigt sich aber auch offen für Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs.

22.01.2025

Im Vergleich zu seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump 2025 im Poker mit Wladimir Putin deutlich bessere Karten: Der neue US-Präsident droht, dem Kreml-Chef wirtschaftlich und politisch zu schaden.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ökonomisch angeschlagen: Wladimir Putin steht deutlich schlechter da als zu Trumps erster Amtszeit.
  • Donald Trump weiss um seinen potenziellen Einfluss auf die russische Wirtschaft und den Krieg in der Ukraine.
  • Trump will, dass Putin «einen Deal» abschliesst und warnt ihn vor weiteren Sanktionen und der Zerstörung Russlands.
  • Putin hat kein Interesse an einem Frieden, wenn sich Kiew nicht vollständig unterwirft.
  • Neuer Wind: Putin «hat Biden nicht respektiert», glaubt Trump.
  • Melania-Nacktbilder, Angst und Freude: So reagiert Russland auf Trumps Einstand.

Wenn Wladimir Putin dieser Tage an Donald Trump denkt, dürfte er ein wenig unsicher sein. Wie wird sich das Verhältnis mit dem neuen US-Präsidenten gestalten? Fest steht: Es wird anders als noch zur ersten Amtszeit des New Yorkers. Der Kreml-Chef steht deutlich schlechter da als noch vor acht Jahren.

Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal ist Trump sehr viel besser vorbereitet als noch 2017. Und der Amerikaner hat die Macht, den Russen den Geldhahn zuzudrehen: Erhöht Washington die Ölförderung, sinken die Preise – und Moskau verliert damit den Schmierstoff, der verhindert, dass die russische Kriegswirtschaft zusammenbricht. 

Ein Bild aus anderen Zeiten: Als sich Donald Trump (links) im Juli 2018 in Helsinki mit Wladimir Putin trifft, rollt in Russland noch er Rubel.
Ein Bild aus anderen Zeiten: Als sich Donald Trump (links) im Juli 2018 in Helsinki mit Wladimir Putin trifft, rollt in Russland noch er Rubel.
KEYSTONE

Und dann ist da natürlich noch der Einfluss, den Trump auf den Krieg in der Ukraine selbst ausüben kann. «Er sollte einen Deal machen», sagt Trump Reportern im Weissen Haus mit Blick auf Putin. «Ich denke, er zerstört Russland, wenn er keinen Deal macht.»

Der 78-Jährige weiss, dass der Kreml in einer ökonomischen Bredouille ist: «Russland wird in grossen Schwierigkeiten sein. Schaut euch ihre Wirtschaft an. Schaut euch ihre Inflation an.» Persönlich sei er mit Putin «grossartig» zurechtgekommen. «Ich hoffe, dass er einen Deal machen will.» Er werde sich «sehr bald» mit dem Amtskollegen treffen.

Putin «hat Biden nicht respektiert»

Wäre Trump im Amt gewesen, wäre der Krieg 2022 übrigens nicht ausgebrochen – sagt zumindest der US-Präsident selbst. «Russland wäre niemals in die Ukraine einmarschiert», zitiert ihn die  Nachrichtenagentur Associated Press. «Ich hatte ein sehr gutes Einvernehmen mit Putin. Das wäre nie und nimmer passiert. Er hat Biden nicht respektiert. Ganz einfach. Er respektiert Menschen nicht. Er ist klug. Er versteht das. Er hat Biden nicht respektiert.»

Auf die Frage, ob er Sanktionen ergreifen werde, falls Putin nicht zu Verhandlungen bereit sei, antwortet Trump: «Klingt wahrscheinlich.» Selenskyj wolle gern Frieden haben, sagte Trump. «Aber zum Tango gehören immer zwei.» 

Russland, das sich militärisch auf der Siegerstrasse sieht, will nur eine faktische Unterwerfung des Nachbarlands akzeptieren. Selenskyj erhofft sich vom neuen US-Präsidenten Hilfe dabei, ein gerechtes Ende des russischen Angriffskrieges zu erreichen. Wichtiger als ein rasches Ende sei ein nachhaltiges Ende, betont der Ukrainer.

«Diese kleine Sache namens Ozean»

Nach Ansicht Trumps könnte auch China eine wichtige Rolle bei der Beilegung des blutigen Konflikts spielen. Allerdings bemängelt er, der chinesische Staatschef Xi Jinping habe in dieser Hinsicht noch nicht viel getan. «Er hat eine Menge Macht – so wie wir eine Menge Macht haben.» Er habe Xi gesagt: «Ihr solltet das regeln.»

«Ihr solltet das regeln»: Bringt Trump Chinas Staatschef Xi Jinping dazu, Druck auf Moskau auszuüben? Hier treffen sich beiden Politiker im Juni 2019 in Osaka, Japan.
«Ihr solltet das regeln»: Bringt Trump Chinas Staatschef Xi Jinping dazu, Druck auf Moskau auszuüben? Hier treffen sich beiden Politiker im Juni 2019 in Osaka, Japan.
KEYSTONE

Trump kritisiert erneut, dass die USA finanziell unverhältnismässig stark für den Konflikt in die Pflicht genommen würden, und forderte eine grössere Unterstützung durch die Europäische Union. Dabei wiederholte er seine frühere Forderung, die Nato-Partnerländer sollten ihre Ausgaben für die Verteidigung deutlich auf 5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erhöhen. «Es betrifft sie mehr als uns», betont Trump. «Wir haben ja einen Ozean dazwischen, nicht wahr? Diese kleine Sache namens Ozean.»

Der neue US-Präsident äusserte sich auch zur hohen Zahl der Kriegstoten. Dabei behauptete er, dass die tatsächlichen Verluste auf beiden Seiten bekannt seien, aber nicht vollständig veröffentlicht würden: «Viel mehr Menschen sind gestorben, als Sie berichten», sagte Trump vor Journalisten im Weissen Haus. «Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, vielleicht liegt es an unserer Regierung, die diese Zahlen nicht veröffentlichen will.»

Melania-Nacktbilder, Angst und Freude

Die russische Propaganda hat gleich nach der US-Wahl im November ein Zeichen gesetzt, als im nationalen TV Nacktbilder von First Lady Melania gezeigt worden sind. Auf eine der jüngsten Ankündigungen des neuen US-Präsidenten reagiert der Kreml reserviert: das Interesse am Panamakanal.

Moskau betont, man erwarte, dass das «gegenwärtige internationale legale Regime dieses wichtigen Wasserweges respektiert» werde, schreibt die staatliche russische Nachrichtenagentur «Tass». Gleichzeitig bemerkt «Politico», dass nach dem Amtswechsel im Weissen Haus Moskau und Peking näher zusammenrücken.

«Xi und Putin wollen ihre Verbindung vertiefen, weil Trumps Rückkehr Angst auslöst», titelt das Portal mit Blick auf offizielle Verlautbarungen des Kreml, der chinesische Präsident wolle die bilaterale Beziehung «auf eine neue Stufe heben» – auch um für «Gerechtigkeit und Gleichheit weltweit» zu sorgen. Für gute US-Beziehungen sei man aber offen.

Und das russische Staatsfernsehen? Das freut sich, dass Trump die Ukraine nicht erwähnt hat – und die Auslandshilfen für 90 Tage eingefroren hat. Angeblich inklusive der Ukraine, was aber nicht stimmt. Trump wolle den Frieden mit Putin allein aushandeln, heisst es weiter. Der neue Präsident sei bei dem Thema aber inzwischen «ziemlich vorsichtig».

Wenn sich der russische Korrespondent da mal nicht irrt.

Mit Material der dpa.