Kanzler-Kandidat bei Kinder-Reportern Pauline und Romeo lassen Armin Laschet wirklich alt aussehen

Von Andreas Fischer

16.9.2021

Armin Laschet will deutscher Bundeskanzler werden. Im Interview mit den Kinderreportern Pauline und Romeo kommt der CDU-Politiker gehörig ins Schwitzen.
Armin Laschet will deutscher Bundeskanzler werden. Im Interview mit den Kinderreportern Pauline und Romeo kommt der CDU-Politiker gehörig ins Schwitzen.
Screenshot Youtube / Late Night Berlin

Zwei Elfjährige bitten die Kanzlerkandidaten in Deutschland zum Interview. Die sind auf die hartnäckigen Fragen nicht vorbereitet. Besonders CDU-Kandidat Armin Laschet entgleisen die Gesichtszüge.

Von Andreas Fischer

Endlich ist etwas Pfeffer in der Wahlkampfberichterstattung in Deutschland, und verantwortlich dafür sind ausgerechnet zwei Kinder. Pauline und Romeo haben im Auftrag des Senders ProSieben die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) jeweils einzeln in ein kuscheliges Kinderzimmer-Zelt gelockt. Sie stellten sich gar freundlich, doch die Kandidaten hatten ihre liebe Not mit der unbekümmerten Hartnäckigkeit der beiden Elfjährigen.

Unnachgiebiger wurden die Politiker im Bundestagswahlkampf 2021 jedenfalls noch nicht befragt. Hinter der niedlichen Maske kindlicher Naivität steckte unbekümmerte Hartnäckigkeit. Und die stand im krassen Gegensatz zur kuscheligen Atmosphäre mit Riesenteddy im Hintergrund.

Laschet raucht nicht auf Lunge

Vor allem CDU-Kandidat Armin Laschet liess sich überrumpeln. Auf seinem viel zu kleinen Stuhl reagierte er zunehmend schmallippig und oberlehrerhaft auf die Fragen. Die Kinder scheuten sich aber auch vor keinem Thema: Ehe für alle, die Flut in Nordrhein-Westfalen, die Maskenaffäre und ein harter wie umstrittener Polizeieinsatz gegen Umweltschützer in einer Baumhaus-Siedlung.

«Warum rauchst du Zigarillos?», war da noch die harmloseste Frage an Armin Laschet. Aber selbst dafür fiel ihm keine souveräne Antwort ein: «Ich rauche die nicht auf Lunge», rechtfertigte sich der konservative Politiker und wirkte ziemlich verlegen.

Auch Olaf Scholz musste sich mit unangenehmen Fragen auseinandersetzen. Ob der russische Präsident Wladimir Putin ein Mörder sei, wurde er gefragt, und warum Kinder im Meer ertrinken müssten, weil sie nach Deutschland wollten. Auch ob er den Wirecard-Skandal hätte verhindern können, wollten die Kinder vom Bundesfinanzminister wissen.

Anders als Laschet geriet Scholz kaum in Erklärungsnot. Er hatte schnell begriffen, dass er den jungen Reportern auf Augenhöhe begegnen muss, wenn er eine Chance haben will. Für Floskeln und Drumherum-Reden hatten die nämlich überhaupt kein Verständnis.

Bewusst aufs Glatteis geführt

In Deutschland gibt das Interview seit der Ausstrahlung zu reden. Die beiden Jungreporter werden in sozialen Netzwerken gefeiert, und vor allem über Armin Laschet ergiesst sich einmal mehr Häme, weil er zunehmend pampig wurde und die Kinder nicht ernst nahm.



Was dabei vergessen wird: Die Interviews waren Teil der satirischen Talkshow «Late Night Berlin». Dessen Moderator Klaas Heufer-Umlauf ist eine Hälfte des infernalischen TV-Duos «Joko & Klaas»: Die beiden haben nicht nur einmal Prominente mit cleveren Mediencoups aufs Glatteis geführt.

Klar, Pauline und Romeo haben mit Interviews bereits Erfahrung. Sie stellten auch einige Rapper bereits vor Probleme, wenn diese etwa erklären sollten, warum sie dicke Autos fahren. Dass sich die Kinder alle Fragen selbst ausgedacht haben, ist dennoch unwahrscheinlich.

Kanzlerkandidaten lassen die Masken fallen

Es darf berechtigt bezweifelt werden, dass sie ein fast 15 Jahre altes «Spiegel»-Interview mit Laschet zur Homo-Ehe gelesen haben oder differenziert über den umstrittenen CDU-Politiker Hans-Georg Maassen («Ist er ein Rechter oder ein Nazi?»), dem Kritiker eine deutliche Nähe zur AfD, Bescheid wissen.



Themensetzung und Interviewführung lassen eher eine sehr gute Vorbereitung durch die Erwachsenen in der Redaktion vermuten. Was den Kindern aber ganz allein gelungen ist: Sie haben gezeigt, wie die Kandidaten auf unvorhergesehene Situationen reagieren, wie gut sie vorbereitet sind, wie ernst sie ihre Gesprächspartner nehmen – und wie man als Journalist Interviews führen kann, wenn man seine Eitelkeit über Bord wirft.

Annalena Baerbock hat sich Romeo und Pauline übrigens auch gestellt. Dass Interview mit der Spitzenkandidatin der Grünen soll nächste Woche in «Late Night Berlin» zu sehen sein.