Neue alte Taktik gegen HarrisTrump wählt den Frontalangriff
Von Philipp Dahm
4.9.2024
Trump macht ungewöhnliches Versprechen: Regierung wird für künstliche Befruchtung zahlen
Überraschendes Wahlversprechen von Donald Trump. Der republikanische Präsidentschaftskandidat kündigt an, dass die US-Regierung künstliche Befruchtungen bezahlen werde, sollte er die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen.
03.09.2024
Während seine Berater ihn beknien, sich auf Themen wie Inflation oder Immigration zu konzentrieren, setzt Donald Trump offen auf Konfrontation gegen Kamala Harris: Das hat schon 2016 bei Hillary Clinton gut geklappt.
Philipp Dahm
04.09.2024, 04:30
04.09.2024, 10:47
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Berater versuchen angeblich, Donald Trump von persönlichen Angriffen gegen Kamala Harris abzubringen und ihn auf Sachthemen festzunageln.
«Völlig neues Niveau»: Trump jedoch hat seine persönlichen Attacken auf seine Konkurrentin ausgeweitet.
Offenbar hat sich sein Fokus verschoben – weg vom Gewinn neuer Wählender und hin zum Zerstören von Harris' Image.
Trump setzt damit auf eine ähnliche Taktik wie 2016 im Wahlkampf gegen Hillary Clinton.
Donald Trump ist unzufrieden, schreiben «Washington Post» und «New York Times»: Während Kamala Harris Kampagne an Fahrt aufnimmt, beknien ihn seine Berater, sich auf Sachfragen zu konzentrieren. Inflation und Immigration sind Themen, über die seine Gegnerin stolpern kann. Doch der 78-Jährige will nicht hören: Er hat eigene Pläne.
Trump wählt den Frontalangriff auf Harris und ihren designierten Vize Tim Walz. Er nennt seine Widersacherin «Sozialistin», «Bolschewistin» «Marxistin» und paradoxerweise gleichzeitig eine «Faschistin». «Genossin Kamala» ist eine «Radikale», lautet die Botschaft seiner Kampagne.
Trump thinks a Harris administration would be communist bc she wants to give people healthcare. Uhm… ok. Sign me up for that.😂 pic.twitter.com/qBEiWwiG5u
In diesem Wahlkampf schlägt Trump mit zunehmender Dauer auch ganz bewusst tief unter der Gürtellinie zu. Einen höchst umstrittenen Besuch auf dem Nationalfriedhof Arlington nutzt der New Yorker, um im Beisein von Hinterbliebenen Harris die Schuld am Tod von Soldaten zu geben, die beim Abzug aus Afghanistan getötet wurden.
«Völlig neues Niveau»
Trump nennt Harris «verrückt», «durchgeknallt» und «dumm wie ein Stein». Er bezweifelt ihre Hautfarbe und Identität. Für viel Empörung sorgt der fünffache Vater, als er eine Truth-Social-Geschmacklosigkeit repostet. Unter dem Schwarz-Weiss-Bild von Harris und Hillary Clinton steht der Kommentar: «Komisch, wie Oralverkehr ihre Karrieren unterschiedlich beeinflusst hat.»
"She's either not the smartest light... in the ceiling."
— American Bridge 21st Century (@American_Bridge) August 30, 2024
Das ist ein «völlig neues Niveau» von Sexismus, ist Anderson Cooper baff. Weiterhin berichtet der CNN-Moderator fast schon ungläubig, Trump habe QAnon-Sujets und ein Bild verbreitet, das Joe Biden, seinen Sohn Hunter, Nancy Pelosi, Hillary Clinton, Bill Gates und Anthony Fauci in Gefängniskluft zeigt.
BREAKING: Donald Trump accuses Kamala Harris of being a heroic plumber who saved Princess Peach from Bowser and his evil Koopa army. pic.twitter.com/ccKMhuPigU
Warum benimmt sich Trump so, obwohl ihm seine Gegner von persönlichen Attacken abraten? Einerseits will der Republikaner durch «Gefühle von existenzieller Wut» an die Urne treiben. Auf der anderen Seite versucht er auf diesem Wege, Harris' Image in Swing States anzukratzen.
Dasselbe Schema wie bei Hillary Clinton
«Es macht ein Stück weit Sinn, alles nach Harris zu werfen, was er kann», analysiert CNN. In den nördlichen Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin habe Trump noch nie mehr als 49 Prozent bekommen. Deshalb könnte es mehr bringen, destruktiv das Momentum der Demokraten zu brechen, als zu hoffen, dort neue Wählergruppen erschliessen zu können.
Der 78-Jährige dürfte sich daran erinnern, dass diese Taktik ihm 2016 seinen bisher einzigen Wahlerfolg beschert hat: Hillary Clinton hat das am eigenen Leib zu späten bekommen. Die Parallelen beginnen bei der alleinigen Nennung des Vornamen und enden in sehr persönlichen Attacken.
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Patrick Semansky/AP/dpa
«Auf eine Art ist sie ein Monster», sagte Trump vor acht Jahren über seine Konkurrentin. «Das Vermächtnis von Hillary Clinton: Tod, Zerstörung, Chaos und Schwäche. Sie ist schwach. Sie ist eine schwache Person. Ich kenne sie.» Auch damals waren Sexismus und vulgäre Bemerkungen Thema und Anlass für Kritik.
«Die nächsten zwei Monate werden brutal»
Trump will mit Macht das Momentum der Demokraten brechen, muss aber gleichzeitig auch gegensteuern: Dass er sich nun überraschend dafür ausspricht, künstliche Befruchtungen vom Staat bezahlen zu lassen, dürfte ein Versuch sein, Boden bei der weiblichen Wählerschaft gutzumachen Gerade diese dürfte den harten Kurs gegen Harris nicht goutieren.
Noch kann der New Yorker das Ruder rumreissen. «Lasst euch nicht täuschen», schreibt Harris Kampagnen-Chefin Jennifer O’Malley Dillion an ihre Mitstreiter: «Die nächsten 65 Tage werden sehr hart. Dieses Rennen wir unglaublich eng bleiben, und es braucht extra viel Arbeit, um die Wählenden, die diese Wahl entscheiden, [zu überzeugen].»
Und CNN ahnt: «Die nächsten zwei Monate werden wahrscheinlich brutal.»
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