Ukrainischer Oberbefehlshaber packt aus Syrskyj: «Der Feind hat von allem mehr, aber wir können siegen»

alu

26.7.2024

Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj spricht über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. (Archivbild)
Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj spricht über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. (Archivbild)
IMAGO/ZUMA Press Wire

In einem Interview spricht der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj über die Fortschritte Russlands – und wie sich die Ukraine verteidigen will.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj hat ein erstes Interview mit ausländischen Journalist*innen gegeben.
  • Syrskyj schätzt, dass Russland die eigenen Ressourcen an Kriegsmaterial verdoppeln konnte und die Soldaten fünfmal so viele seien, wie noch zu Beginn des Angriffskrieges.
  • Unbemannte Drohnen seien eine effektive Waffe für die Luftverteidigung.
  • In Polen soll eine Legion mit im Ausland lebenden Ukrainer aufgebaut werden.

Der General Oleksandr Syrskyj übernahm im Februar 2024 den Posten des Oberbefehlshaber von Walerij Saluschnyj. Präsident Selenskyj hatte Syrskyj befördert, nachdem der General die Verteidigung von Kiew zu Beginn des russischen Angriffskrieges erfolgreich geleitet hatte.

Der neue Oberbefehlshaber gilt als talentierter und disziplinierter General, der sich oft an die Front begebe. An einem unbekannten Ort traf er nun Journalist*innen des britischen «Guardian» zu einem Interview.

«Russland hat grössere Ressourcen»

Nach zweieinhalb Jahren Krieg müsse Syrskyj anerkennen, dass Russland besser ausgerüstet sei als die Ukraine. Nur schon bei den Soldaten konnten die Russen von 100'000 im Jahr 2022 zu 520'000 im Jahr 2024 aufstocken. Die Zahlen auf der ukrainischen Seite sind nicht bekannt.

Gemäss Syrskyj seien die Unterschiede bei der militärischen Ausrüstung noch signifikanter. So habe Russland die Menge an Panzer, Artillerie und gepanzerten Fahrzeuge in den letzten zweieinhalb Jahren verdoppelt. «In dieser Hinsicht hat Russland einen grossen Vorteil», hält Syrskyj fest.

Die Zulieferung von neuem Kriegsmaterial sei für die Ukrainer schwieriger, weswegen die Eroberung von Städten wie Awdijiwka nicht verhindern werden konnte. Für Syrskyj sei dies aber nur ein kleiner Verlust für die Ukraine, denn Russland könne nur erschwert vorrücken.

«Der Angreifer hat keine signifikante Fortschritte gemacht», fährt Syrskyj weiter. Auf einer 3'700 km langen Front fanden «nur» auf rund 977 km aktive Kämpfe statt.

Russland habe mehr Verluste

Die Erfolge Russlands habe auch viele Opfer gebracht. Laut dem Oberbefehlshaber seien diese «dreimal so hoch» wie die der Ukraine. Diese bezifferte Präsident Selenskyj im Februar dieses Jahres auf 31'000. Neue Zahlen will Syrskyj nicht geben, «Moskau könnte davon profitieren».

Positive Entwicklungen sieht Syrskyj bei der Flugabwehr. Neben den Kampfflugzeugen F-16 die von den alliierten Ländern bald geliefert werden sollen, habe die Ukraine die starke Defensive Russlands mit unbemannten Drohnen umgangen. So sei es auch möglich gewesen kritische militärische Standorte in Russland anzugreifen.

Neue Legion in Polen

Nachdem die Wehrpflicht von 27 auf 25 runtergeschraubt wurde, erhofft sich Oleksandr Syrskyj, dass mehr Ressourcen einrücken werden. Ohne die Mobilisation könne er keine Reserven und Brigaden aufbauen.

Er ermutige auch im Ausland lebende Ukrainer dazu, sich für ihr Land einzusetzen. Sie würden trainiert werden, bevor sie an die Front verlagert werden. Hierfür nimmt ein Projekt im benachbarten Polen Fahrt auf, wo eine Legion mit Ukrainer aus dem Ausland aufgebaut werden soll.

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