Eskalation Nordkorea sprengt Verbindungsbüro zum Süden

SDA/tjb

16.6.2020

Auf der koreanischen Halbinsel verschlechtern sich die Beziehungen zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischen Süden. Nun hat Nordkorea das Gebäude eines Verbindungsbüros gesprengt.

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am Nachmittag (Ortszeit) erfolgt, sagt eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Das Verbindungsbüro diente als wichtiger Kommunikationskanal zwischen beiden Staaten. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schaukeln sich derzeit wieder hoch. Nordkorea fühlte sich zuletzt durch eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten provoziert.

Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte bereits unter anderem mit dem Rückzug aus einem bilateralen Militärabkommen von 2018 über vertrauensbildende Massnahmen und auch mit der Schliessung des Verbindungsbüros gedroht. Auch kappte Nordkorea die Kommunikationsleitungen zum Süden.

Rauch steigt auf über der Grenzstadt Kaesong: Nordkorea hat dort nach Angaben des Südens ein Verbindungsbüro in die Luft gesprengt.
Rauch steigt auf über der Grenzstadt Kaesong: Nordkorea hat dort nach Angaben des Südens ein Verbindungsbüro in die Luft gesprengt.
Bild: Keystone/AP

Vor den Berichten über die Sprengung des Verbindungsbüros in Kaesong drohte Nordkoreas Militär damit, bereits «entmilitarisierte» Zonen an der Grenze wieder mit Soldaten zu besetzen. «Unsere Armee beobachtet die Lage genau, in der sich die innerkoreanischen Beziehungen zusehends verschlechtern», erklärte die Armeeführung des international isolierten Landes. Es würden Pläne der Regierung und der Arbeiterpartei geprüft, wonach die Armee wieder in Zonen vorstossen könne, die unter dem Abkommen zwischen den beiden Ländern entmilitarisiert worden seien, wurde der Generalstab von den Staatsmedien zitiert.

Südkoreanische Medien spekulierten, Nordkorea könnte unter anderem wieder Soldaten in das Gebiet um Kaesong schicken. Dort hatten beide Länder bis 2016 einen gemeinsamen Industriekomplex betrieben. Vor der Öffnung des Industrieparks 2004 waren auf dem Gelände Soldaten stationiert gewesen.

Nordkorea wirft der Regierung in Seoul vor, die Flugblattaktionen südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge an der Grenze zu tolerieren. Ende Mai hatten sie mit Ballons etwa eine halbe Million Flugblätter, die sich gegen die autokratische Führung in Pjöngjang richten, über die Grenze geschickt. Die südkoreanische Regierung wirft den betreffenden Organisationen vor, ihrerseits Spannungen auf der Halbinsel zu erzeugen.

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