Raketenpause in Nordkorea Hat sich Kim wegen Putins Krieg ausgeschossen?

gbi

6.3.2024

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un (r.) macht gute Geschäfte mit Russland.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un (r.) macht gute Geschäfte mit Russland.
Bild: Keystone

Nordkorea gilt als wichtigster Munitions- und Waffenlieferant für die russischen Truppen in der Ukraine. Doch der lukrative Deal könnte für das Kim-Regime unerwünschte Folgen haben, vermuten Beobachter*innen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nordkorea soll den russischen Streitkräften über drei Millionen Stück Munition für deren Krieg in der Ukraine geliefert haben.
  • Seit einigen Wochen hat das Regime in Pjöngjang keine Waffentests mehr durchgeführt. Das könnte einen Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg haben, glauben Beobachter*innen. 
  • Auch die Waffenexporte über den Seeweg seien vor einigen Wochen zum Stillstand gekommen.

Was genau in Nordkorea vor sich geht, weiss kaum jemand im Ausland. Diktator Kim Jong-un riegelt sein Land hermetisch von der Aussenwelt ab.

Doch auffällig ist, dass Pjöngjang länger nicht mehr mit militärischen Provokationen aufgefallen ist. Mitte Februar wurde letztmals eine Reihe von Lenkflugkörpern abgefeuert. Seither folgten nur noch Drohungen. 

Dabei war das Kim-Regime in diesem Jahr mit besonders aggressiven Waffentests aufgefallen. Dazu zählten etwa neuartige Mittelstreckenraketen mit Hyperschall-Sprengkopf oder das atomwaffenfähige Unterwassersystem Haeil-5-23. 

Die plötzliche Feuerpause könnte mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen, vermuten Beobachter*innen.

«Nordkorea nutzt alle verfügbaren Mittel»

Yang Uk ist Militärexperte an der Denkfabrik Asan Institute for Policy Studies in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Er glaubt, das Kim-Regime habe gerade zu wenig verzichtbare Waffen zur Hand, weil viele nach Russland verkauft worden seien. «Nordkorea nutzt alle verfügbaren Mittel, um seine Waffen und Artilleriegeschosse zu exportieren, weil es für das Land von Vorteil ist», sagte Yang der «Korea Times».

Gezielte Provokation: Die südkoreanischen Nachrichten berichten im Februar über einen Raketentest von Nordkorea.
Gezielte Provokation: Die südkoreanischen Nachrichten berichten im Februar über einen Raketentest von Nordkorea.
Bild: Keystone

Schliesslich ist Nordkorea einer der engsten Verbündeten des russischen Machthabers Wladimir Putin. Bilder des Besuchs von Russlands Aussenminister Sergej Lawrow in Pjöngjang gingen im Sommer 2023 um die Welt, und erst kürzlich schenkte Putin Kim zum Zeichen der guten Beziehungen ein Auto (welche Marke, das wurde nicht überliefert).

Diese Allianz zahlt sich für Russland auf dem ukrainischen Schlachtfeld aus: Schätzungen zufolge soll Moskau mehr als drei Millionen Stück Munition aus Nordkorea erhalten haben. Ob wirklich gut eine Million davon unbrauchbar war, wie Kiew frohlockte, ist unklar. So ist es doch vor allem die ukrainische Seite, die mit Munitionsmangel zu reden gibt. 

Kim profitiert nicht nur finanziell

Shin Jong-woo, ein leitender Forscher der Denkfabrik Korea Defense and Security Forum, glaubt, Nordkorea wolle sowohl wirtschaftlich als auch diplomatisch profitieren, indem es Russland mit Waffen beliefert. «Es wurde berichtet, dass Nordkorea Russland eine Reihe von Waffen anbietet, darunter Artilleriegranaten, Mehrfachraketenwerfer und ballistische Kurzstreckenraketen. Ich glaube, dass auch nordkoreanische Wissenschaftler und Ingenieure nach Russland entsandt wurden, um Daten zu sammeln», sagte Shin der «Korean Times».

Doch womöglich hat Pjöngjang für den Moment alles gegeben, was geht.

Das auf Nordkorea spezialisierte Portal «NK News» hat Satellitenbilder ausgewertet und kommt zum Schluss: Seit dem 12. Februar hat keines der vier russischen Frachtschiffe, die für den Munitionstransport genutzt werden sollen, mehr in Nordkorea angelegt. Auch scheine die nordkoreanische Seite in dieser Zeit keine Güter mehr an den Exporthafen in Rason verlegt zu haben.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (r.) besucht 2023 den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un in Pjöngjang.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (r.) besucht 2023 den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un in Pjöngjang.
Bild: Keystone

«Es ist möglich, dass die Aktivitäten aufgrund von Produktionsproblemen in Nordkorea oder anderen logistischen Problemen pausiert werden musste», heisst es in dem Bericht. Nicht ausgeschlossen werden könne freilich, dass die Waffen nun über den Luft- oder Landweg transportiert würden. Das Innenleben Nordkoreas lässt sich eben nicht durchschauen.

Als gesetzt sehen Expert*innen einzig an, dass Nordkorea seine Waffentests wieder aufnehmen wird. Sicherheitsforscher Yang glaubt, dass dies sehr bald der Fall sein könnte: Seit Montag läuft im südlichen Nachbarland die alljährliche koordinierte Militärübung der USA und Südkoreas. Das könnte Pjöngjang als willkommene «Provokation» ins Feld führen, um neue Raketentests zu begründen. 


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