Der grösste Autodieb der Geschichte? Ein Porträt des Staatsgründers Kim Il-sung (1912–1994) lacht von einer Hausfassade in Nordkorea.
Weder Kim der Erste soll Schweden für 1000 ausgelieferte Volvos bezahlt haben, noch sein Sohn und Nachfolger Kim Jong-il (1941 – 2011). Hier ist Kim Jong-il zu sehen bei einem Besuch in Russland, wohl kaum in einem Volvo sitzend.
Die Volvo-Flotte hat auch der dritte Kim-Diktator, Kim Jong-un, bis heute nicht bezahlt. Mit Zinseszins beläuft sich die Schuld auf rund 300 Millionen Franken.
Das Kim-Regime schuldet Schweden immer noch Geld für 1000 Volvos
Der grösste Autodieb der Geschichte? Ein Porträt des Staatsgründers Kim Il-sung (1912–1994) lacht von einer Hausfassade in Nordkorea.
Weder Kim der Erste soll Schweden für 1000 ausgelieferte Volvos bezahlt haben, noch sein Sohn und Nachfolger Kim Jong-il (1941 – 2011). Hier ist Kim Jong-il zu sehen bei einem Besuch in Russland, wohl kaum in einem Volvo sitzend.
Die Volvo-Flotte hat auch der dritte Kim-Diktator, Kim Jong-un, bis heute nicht bezahlt. Mit Zinseszins beläuft sich die Schuld auf rund 300 Millionen Franken.
In den Siebzigerjahren lieferte Volvo eine Flotte fabrikneuer Autos an Nordkorea aus. Blöd nur, dass Diktator Kim Il-sung gar nie daran dachte, zu bezahlen – und so den grössten Autodiebstahl der Geschichte landete.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der Volvo-Konzern lieferte 1974 genau 1000 Autos des Modells Volvo 144 nach Nordkorea aus.
- Der schwedische Staat bürgte für den Kauf – und hat nun ein Problem. Denn der nordkoranische Diktator Kim Il-sung bezahlte die Rechnung einfach nie.
- Auch Kims Nachfolger an der Staatsspitze überwiesen nie Geld nach Stockholm.
- Der Fehlbetrag beläuft sich mit Zinseszinsen mittlerweile auf 300 Millionen Franken.
Womöglich glaubten die Volvo-Chefs Anfang der Siebzigerjahre ja auch noch an den Osterhasen. Jedenfalls glaubten sie, dass es in Nordkorea einen Automarkt zu erobern gelte, und liessen sich auf einen Deal mit dem damaligen Machthaber Kim Il-sung ein.
Im Rückblick lässt sich festhalten: Das war ein kolossaler Irrtum, der den schwedischen Staat auch noch Millionen kosten sollte.
«Der grösste Autodiebstahl aller Zeiten»
Die Geschichte liest sich wie das Drehbuch einer Filmkomödie und wurde verschiedentlich schon als der «grösste Autodiebstahl aller Zeiten» betitelt.
Das Ganze begann so: Volvo machte sich in der Nachkriegszeit international einen Namen als Hersteller von verlässlichen, langlebigen Autos. In Japan, Russland und den USA wurde «Made in Sweden» zu einem Qualitätsmerkmal. Auf der Suche nach einem neuen Absatzmarkt geriet auf einmal auch Nordkorea in den Fokus der Volvo-Chefetage, wie das PS-Portal «Autoevolution» schreibt.
Und da Schweden 1973 als erstes westliches Land diplomatische Beziehungen zum kommunistischen Regime von Kim Il-sung aufnahm, wähnte man sich im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Seit 1975 ist Stockholm auch mit einer eigenen Botschaft in Pjöngjang präsent.
Also wurde ein Deal ausgehandelt: Kim Il-sung – der Grossvater des heutigen Diktators Kim Jong-un – bestellte genau tausend tannengrüne Volvo 144. Der Viertürer- und Vierzylinder-Wagen war nicht nur für seine Verlässlichkeit bekannt, sondern auch für seine moderne Optik, so «Autoevolution». Dieser europäische Chic habe es Kim angetan.
Ein Vertrag wurde aufgesetzt, und die schwedische Regierung bürgte für den Kauf. «Die Schweden, in gutem Glauben, bauten die Autos und verschifften sie wie vertraglich vereinbart. Es dauerte ein ganzes Jahr, aber es gelang.»
Was die Schweden nicht wissen konnten: Das Kim-Regime dachte gar nicht daran, zu bezahlen. Und hat das bis heute nicht gemacht.
300'000 Franken für jeden Volvo
Stockholm liess sich von diesem geschäftlichen Flop freilich nicht dazu hinreissen, die diplomatischen Beziehungen zu Pjöngjang zu kappen. Aber alle zwei Jahre klopft man an, um an die ausstehende Zahlung zu erinnern.
Die Geschichte vom staatlich orchestrierten Autodiebstahl ist so gut, dass auch die offizielle Volvo-Stelle in der Schweiz sie teilt. Inklusive Verzugszinsen belaufe sich die offene Rechnung mittlerweile auf stolze 300 Millionen Franken, heisst es dort. Das mache umgerechnet 300’000 Franken für jeden Volvo 144.
Auch verschiedene Medien nennen diese Zahl, vor zwei Wochen etwa die Asien-Korrespondenten der deutschen ARD. Die räumen in einem Beitrag auch gleich mit der offiziellen nordkoreanischen Darstellung einer Autonation auf, die das Regime auf Social Media zu verbreiten versucht. In Wahrheit seien die Strassen in dem abgeschotteten Land völlig verwaist, berichten die Korrespondenten aus eigener Erfahrung.
Sei es drum, für das nordkoreanische Regime hat sich der Deal mehr als gelohnt. So sollen viele der Volvos noch immer über die nordkoreanischen Strassen fahren, wird berichtet.
Auch die schwedische Botschaft in Nordkorea nahm das Thema vor einigen Jahren auf: 2016 postete sie das Bild eines Volvos, der als Taxi genutzt werde, mit dem Kommentar: «Noch immer nicht bezahlt von Nordkorea.» Aber dafür «mit fast einer halben Million Kilometer auf dem Tacho».