Proteste gegen Massentourismus «Tötet Touristen»-Graffitis auf Mallorca aufgetaucht

jke

13.8.2024

Tausende protestieren auf Mallorca gegen Massentourismus

Tausende protestieren auf Mallorca gegen Massentourismus

Auf Mallorca demonstrieren laut Polizei 10'000 Menschen gegen Massentourismus – Dem Protestmarsch schlossen sich Gewerkschaften, Umweltschutzgruppen und verschiedene Bürgerinitiativen an.

26.05.2024

Am Sonntag kam es erneut zu Protesten gegen den Massentourismus am Ballermann auf Mallorca. Später wurden in mehreren Ferienorten Graffitis entdeckt, die zu Gewalt gegen Tourist*innen aufrufen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auf den spanischen Ferieninseln wächst der Widerstand gegen den Massentourismus, was sich in grossen Protesten zeigt.
  • Auf Mallorca kam es am Sonntag zu einer kleineren Demonstration am Ballermann, bei der erneut gegen die Auswirkungen des Tourismus protestiert wurde.
  • Während der Demonstration wurden Graffitis mit gewaltverherrlichenden Parolen wie «Tötet einen Touristen» entdeckt.
  • Die Tourismusverbände der Insel versuchen, die Bedeutung dieser Proteste als die Aktion einer kleinen, lauten Minderheit herunterzuspielen.

Die spanischen Ferieninseln haben zunehmend genug vom Massentourismus. Ende April protestierten auf den Kanarischen Inseln bereits 55'000 Einheimische gegen die negativen Folgen des Tourismus. Auch auf Mallorca gingen Ende Mai bis zu 10'000 Menschen auf die Strasse, um gegen die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund des Tourismus zu demonstrieren.

Tourist*innen waren von der Protestaktion überrascht und hatten die Gelegenheit für Erinnerungsfotos der etwas anderen Art.
Tourist*innen waren von der Protestaktion überrascht und hatten die Gelegenheit für Erinnerungsfotos der etwas anderen Art.
Clara Margais/dpa

Ein wesentlicher Grund für die Unzufriedenheit ist die durch die Ferienvermietung verschärfte Wohnungsnot. Viele Einheimische können sich den Wohnraum auf der Insel kaum mehr leisten. Auch Staus, Lärm und Schmutz belasten die Anwohner*innen zunehmend.

Verdrängung durch Tourismus

Am vergangenen Sonntag fand auf Mallorca erneut ein kleinerer Protest statt, der sich dieses Mal auf den bei Deutschen beliebten Ballermann konzentrierte.

Die Protestaktionen am Strand wurden als Reaktion auf eine Äusserung von Manuela Cañadas, der Fraktionssprecherin der rechtspopulistischen Vox-Partei im Balearen-Parlament, ins Leben gerufen.

Sie hatte den Inselbewohner*innen geraten, im Juli und August die Strände Mallorcas zu meiden. Ihrer Meinung nach sei es nicht mehr möglich, wie früher unbeschwert an den Strand zu gehen.

Diese Aussage sorgte für Empörung bei vielen Mallorquiner*innen, die sich durch die Tourist*innen auf ihrer eigenen Insel zunehmend verdrängt fühlen.

150 Demonstrierende am Playa de Palma

Wie das «Mallorca Magazin» berichtet, versammelten sich am Sonntagmittag rund 150 Demonstrierende am Strand von Playa de Palma, um vor den Augen Hunderter vorwiegend deutscher Tourist*innen ihren Unmut auszudrücken.

Die Demonstrierenden trugen Schilder und Banner mit Slogans wie «Lasst uns unsere Strände zurückerobern» und «Wir gehen an den Strand wie früher». Die Demonstration wurde von der Gruppe «Mallorca Platja Tour» organisiert.

Strand gehört auch Mallorquinern

«Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Mallorca mittlerweile einfach zu voll ist», sagte die Demonstrantin Reyes gegenüber dem «Mallorca Magazin». Ihr Kollege Eric stimmte zu: «Wir müssen endlich ein Limit für den Massentourismus auf der Insel setzen.»

«Wir wollen, wenn auch nur für ein paar Stunden, daran erinnern, dass der Strand allen Mallorquinern gehört», sagte der Aktivist Eloy der Zeitung «Diario de Mallorca».

Die Tourist*innen, die von der Aktion und Spruchbändern wie «Besetzen wir unsere Strände» oder schlicht «Es reicht» Fotos machten, verstünden das. «Die Aktion richtet sich nicht gegen sie, sondern gegen das Tourismusmodell», sagte Eloy.

Aggressive Graffitis gegen Tourist*innen

Obwohl die Demonstration am Sonntag kleiner ausfiel, verlief sie weniger friedlich als frühere Proteste. Wie die «Mallorca Zeitung» berichtet, tauchten in Ferienorten wie Manacor mehrere Graffitis auf. «Kill A Tourist» (auf Deutsch: Töte einen Touristen) war nur eine der aggressiven Botschaften.

Die Tourismusverbände der Insel versuchen, die Bedeutung dieser Protestaktionen herunterzuspielen. «Es handelt sich um eine winzige Minderheit, die sehr laut schreit», zitierte die Zeitung eine Sprecherin der Hoteliervereinigung.

Deutsche sind geteilter Meinung

Unter den deutschen Ferienreisenden auf Mallorca herrscht geteilte Meinung über die jüngsten Proteste. «Das ist doch Quatsch, während der Pandemie hatte man hier nichts zu essen, weil die Touristen fehlten, und jetzt will man sie loswerden», so Guido G., der an der Playa de Palma Ferien macht.

Anders sieht es Mario Z. aus Berlin: «Ich kann nachvollziehen, dass die Menschen dafür kämpfen, dass es hier etwas weniger Tourismus gibt. Auch ich finde es hier in diesem Sommer etwas voller als üblich.»