Tourismus-Chef widerspricht Ranking «Ausländische Reisende schätzen unsere hohe Gastfreundschaft»

Von Vanessa Büchel

26.2.2024

Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus, an der Jahresmedienkonferenz im Lindt Home of Chocolate in Kilchberg ZH. (Keystone/Ennio Leanza)
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus, an der Jahresmedienkonferenz im Lindt Home of Chocolate in Kilchberg ZH. (Keystone/Ennio Leanza)
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Bei einem Ranking belegte die Schweiz kürzlich den letzten Platz unter den gastfreundlichsten Ländern Europas. Das stimmt so nicht, wie der Schweiz-Tourismus-Chef findet. Oft seien wir einfach viel zu kritisch mit uns selbst.

Von Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Laut einem Ranking von «Holidu» belegt die Schweiz bei den gastfreundlichsten Ländern Europas den letzten Platz. 
  • Schweiz-Tourismus-Chef Martin Nydegger widerspricht da deutlich. Denn ausländische Gäste würden uns eine sehr hohe Gastfreundschaft attestieren.
  • Nur wir Schweizer selbst seien oft zu streng mit uns.
  • Laut Nydegger sind es nicht nur ein Lächeln und Herzlichkeit, die Gastfreundlichkeit ausmachen würden, sondern auch Kompetenz.
  • Und darin sei der Schweizer Tourismus sehr gut.

Die Schweiz soll das am wenigsten gastfreundliche Land Europas sein. Das besagt ein Ranking des Ferienportals «Holidu», wo wir auf dem letzten Platz landen.

Aber sind wir wirklich so unbeholfen, wenn es um Gastfreundschaft geht? «Schweiz Tourismus führt seit Jahren viele Umfragen durch, bei denen die Befragten nicht wissen, dass sie von uns kommen. Und dort zeigte sich, dass ausländische Gäste uns als überaus gastfreundlicher wahrnehmen, als wir Schweizerinnen und Schweizer das selbst tun», sagt Schweiz-Tourismus-Chef Martin Nydegger zu blue News an der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus.

Demnach sei das Problem häufig, dass wir selbst viel zu hart mit uns ins Gericht gehen würden. Nydegger stellt klar: «Wir sind strenger und kritischer mit uns selbst. Ausländische Gäste attestieren uns eine sehr hohe Gastfreundschaft.»

Zu Gastfreundlichkeit zählt auch Kompetenz

Wichtig sei auch, zu klären, was Gastfreundschaft eigentlich genau bedeutet. «Dieses Thema hat nicht nur mit einem Lächeln und Herzlichkeit zu tun, sondern auch mit Kompetenz», so Nydegger.

In der Schweiz seien Angestellte in der Hotellerie überdurchschnittlich gut ausgebildet. Der Direktor von Schweiz Tourismus fügt an: «Sie wissen, was sie tun, und sprechen viele Sprachen. Das gehört alles auch zur Gastfreundschaft – und darin sind wir sehr, sehr gut.»

«Fachkräftemangel hat sich 2023 etwas entschärft»

In der Schweiz haben wir eine der besten Ausbildungsstätten im Bereich der Hotellerie. An der École hôtelière de Lausanne (EHL) werden die Tourismusfachkräfte von morgen ausgebildet. 

Für HotellerieSuisse ist der Nachwuchs zentral, wie Martin von Moos, Präsident des Verbands, betont. «Wir hatten nach der Pandemie mit einem teilweise dramatischen Fachkräftemangel zu kämpfen, dieser hat sich 2023 etwas entschärft», sagt von Moos zu blue News an der Medienkonferenz.

Martin von Moos, Präsident HotellerieSuisse. (Keystone/Ennio Leanza)
Martin von Moos, Präsident HotellerieSuisse. (Keystone/Ennio Leanza)
Keystone

In gewissen Bereichen sei es nach wie vor schwierig, Lehrstellen zu besetzen. Wie beispielsweise in der Küche. «Andererseits haben wir Stellen wie die der*des Hotel-Kommunikationsfachfrau*-manns, die sehr beliebt bei jungen Leuten sind.»

Man achte nun als Verband verstärkt darauf, dass auch andere Ausbildungen wieder attraktiver werden und generell das Image der Branche mehr gefördert werde. 

Die Schweizer Gastfreundschaft ist eine andere

Dass Schweizer Hotelpersonal gut ausgebildet ist und Gastfreundschaft hierzulande sehr ernst genommen wird, komme laut Nydegger bei den ausländischen Gästen sehr gut an. 

«Wir haben eine Schweizer Gastfreundschaft und das ist vielleicht einfach eine andere Gastfreundschaft, wie sie in anderen Ländern gegeben ist.» 


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