Putins Rostkahn beendet Irrfahrt Geisterschiff «Ruby» dockt mit explosiver Ladung in England an

Andreas Fischer

28.10.2024

Die «Ruby» durfte nach wochenlanger Irrfahrt durch die Nordsee mit einer explosiven Fracht in England andocken. (Archivbild)
Die «Ruby» durfte nach wochenlanger Irrfahrt durch die Nordsee mit einer explosiven Fracht in England andocken. (Archivbild)
IMAGO/TT

Die Ladung heikel, das Vorgehen verdächtig: Die «Ruby» dümpelte monatelang durch die Nordsee. Wegen der explosiven Fracht aus Russland durfte das Schiff nirgends anlegen – hat jetzt aber einen Hafen gefunden.

Andreas Fischer

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  • Der Frachter «Ruby» havarierte im August kurz nach seiner Abfahrt aus Russland.
  • Wegen der hochexplosiven Ladung und verdächtiger Umstände verweigerten zahlreiche Staaten dem Schiff die Einfahrt in ihre Häfen.
  • Jetzt durfte der Frachter allerdings in England anlegen, wo die gefährliche Fracht gelöscht werden soll.

Wochenlang irrte ein beschädigter Frachter mit gefährlicher Ladung durch die Nordsee: Kein Anrainerstaat wollte der «Ruby» Einfahrt in einen Hafen gewähren. Auch Malta, unter dessen Flagge die «Ruby» fährt, lehnte ab.

Der Grund: Das Schiff hat 20’000 Tonnen Ammoniumnitrat geladen. Die hochexplosive Chemikalie dient vor allem als Hauptbestandteil von Düngemittel, kann aber auch als Sprengstoff verwendet werden. Würde die Ladung der «Ruby» explodieren, entspräche die Sprengkraft in etwa der Atombombe von Hiroshima.

Zuletzt lag das Schiff in der Nähe des englischen Orts Margate vor Anker – und hat erst jetzt einen Hafen gefunden. Das vermutlich bereits im August in einem Sturm beschädigte Schiff legte im ostenglischen Great Yarmouth an, wie aus Daten des Schiffstrackingsdienstes «Vesselfinder» hervorgeht: Der Hafen komme seinen Verpflichtungen nach und unterstütze das Schiff beim Umladen seiner Ladung, sagte Hafenchef Richard Goffin.

Ammoniumnitrat löste Katastrophe von Beirut aus

Die «Ruby» war ursprünglich auf der nordrussischen Halbinsel Kola in See gestochen. Unter unklaren Umständen zog sie sich kurz nach dem Verlassen des russischen Hafens Schäden am Rumpf zu, fuhr jedoch weiter. Nach einigen Wochen in Tromsö forderte der norwegische Hafen den Frachter zur Abfahrt auf. Seitdem war die «Ruby» auf offener See unterwegs.

Der Weg des Frachters wurde wegen seiner Ladung von Behörden mehrerer Staaten verfolgt. Das Verhalten der Crew sei verdächtig, wie gravierend die Schäden sind, ist noch immer unklar. Zahlreiche Beobachter gehen davon aus, dass das Schiff Teil eines hybriden Kriegs ist, mit dem Wladimir Putins Russland die Reaktion der nordeuropäischen Staaten habe testen wollen.

Ammoniumnitrat gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020, wo über Jahre grosse Mengen der Chemikalie unsachgemäss im Hafen gelagert worden waren. Mehr als 200 Menschen kamen damals bei einer Explosion ums Leben.

Mit Agenturmaterial.