Kreml stationiert Sprengköpfe in Belarus Auf Fragen zu Putins Atomwaffen reagiert Lukaschenko gereizt

gbi

7.7.2023

Alexander Lukaschenko regiert Belarus seit Jahrzehnten und ist enger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. 
Alexander Lukaschenko regiert Belarus seit Jahrzehnten und ist enger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. 
Bild: Markus Schreiber/AP/dpa

Die ersten russischen Atomsprengköpfe sind in Belarus angekommen. Das bringt dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko kritische Fragen eines Journalisten ein. Er reagiert gereizt.

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  • Russland hat wie angedroht erste Atomwaffen im befreundeten Nachbarstaat Belarus stationiert.
  • Die Waffen bleiben aber unter Kommando des Kreml.
  • An einer Medienkonferenz wurde der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko dazu mit kritischen Fragen gelöchert. 
  • Lukaschenko verteidigt die Stationierung: Wenn die Ukraine mit Nato-Waffen kämpfe, «warum kann ich dann nicht mit den Waffen von jemand anderem kämpfen»?

Wo steckt der gefallene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin? Diese Frage überschattete alle anderen Themen, als Journalist*innen am Donnerstag in Minsk den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko befragen konnten. Oder besser: fast alle anderen Themen.

Denn da ist ja noch die Sache mit den russischen Atomwaffen. Solche sollten im Juli nach Belarus verlegt werden, aber unter Kontrolle des Kreml bleiben. Das hatte der russische Präsident Wladimir Putin vorab klargemacht.

Putins Atomwaffen sind in Belarus angekommen

Am Donnerstag nun bestätigte Lukaschenko: Eine ungenannte Anzahl von russischen Atomsprengköpfen sei auf belarussisches Staatsgebiet gebracht worden. «Sie befinden sich in unserem Schutz.»

Ein Reporter der britischen BBC bringt das Unbehagen, das wohl viele bei dieser Ausgangslage empfinden, zur Sprache. Das zeigt ein am Freitag veröffentlichter Clip des verbalen Schlagabtauschs.

Erst vor Kurzem habe Lukaschenko gesagt: «Gott bewahre, dass wir diese Waffen einsetzen müssen.» Es sei aber nicht an Lukaschenko, sondern allein an Putin zu entscheiden, wann diese gezündet werden, hält der Reporter fest.

Lukaschenko erwidert: «In der Ukraine kämpft eine ganze Armee mit fremden Waffen, mit Nato-Waffen. Weil ihnen die eigenen ausgegangen sind. Warum kann ich also nicht mit den Waffen von jemand anderem kämpfen?»

Der BBC-Journalist insistiert: «Wir sprechen hier nicht über Pistolen, sondern über Atomwaffen!»

Lukaschenko gereizt: «Ja, nukleare (Waffen). Das sind auch Waffen.» Er beharrt zudem auf der Tatsache, dass es sich hier um taktische Atomwaffen handle.

Nutzen auf dem Schlachtfeld dürfte gering sein

Taktische Atomwaffen sind wie konventionelle Waffen für den Einsatz in einer Schlacht gedacht. Ihre Sprengkraft und Reichweite sind deutlich geringer als etwa bei einer Atombombe, die zu den sogenannten strategischen Atomwaffen gehört. So können etwa Flugzeuge und Iskander-Raketen diese Sprengköpfe abfeuern.

Dass diese taktischen Atomwaffen der russischen Führung einen grossen Vorteil auf dem Schlachtfeld in der Ukraine bieten, bezweifeln Experten. Auch die Nato erkennt in dem Schritt primär einen Einschüchterungsversuch. So hoffe Putin, die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine zu unterbinden.

Festzuhalten bleibt aber: Diese Annahmen gehen davon aus, dass Putin rational denkt. Die NZZ formuliert es in einer Analyse wie folgt: «Solange sich der Herrscher im Kreml rationale Überlegungen macht, muss er zu dem Schluss kommen, dass ihm ein Einsatz von taktischen Atomwaffen militärisch nicht aus der Patsche hälfe. Ist sein Handeln jedoch von blanker Wut getrieben, so wird auch ein Zurückweichen des Westens ihn längerfristig nicht von einem Rückgriff auf Atomwaffen abhalten.»

Putin will taktische Atomwaffen in Belarus stationieren

Putin will taktische Atomwaffen in Belarus stationieren

Der internationale Atomwaffensperrvertrag werde dadurch nicht verletzt, sagte Putin am Samstag im staatlichen Fernsehen. Die USA reagierten zurückhaltend auf Putins Ankündigung.

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