Late Night USA«Du kannst niemanden des Amtes entheben, nur weil er bei Glücksrad einschläft»
Philipp Dahm
14.12.2023
Die Republikaner wollen ein Amtsenthebungsverfahren gegen Joe Biden anstrengen. Das Problem: Sie wissen selbst nicht, warum. Der Sohn des Präsidenten soll aussagen – aber nicht öffentlich. «Jimmy Kimmel Live» beleuchtet die Umtiriebe in Washington.
Philipp Dahm
14.12.2023, 15:30
14.12.2023, 17:30
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Republikaner im US-Kongress strengen eine Untersuchung für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Biden an.
Der Grund ist unklar: Es gibt bisher keine Beweise für ein Vergehen des Präsidenten.
Late-Night-Host Jimmy Kimmel geht von einer politischen Motivation aus.
Ärger gibt es auch um Joe Bidens Sohn Hunter: Er soll vor einem Ausschuss aussagen, will das aber nur öffentlich tun.
So will Hunter Biden Ränkespiele verhindern. Der Ausschuss lehnt ab und will ihn nur hinter verschlossenen Türen hören.
«In Washington haben die Republikaner im Repräsentantenhaus heute dafür gestimmt, eine Untersuchung für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Biden einzuleiten», berichtet der Gastgeber der Late-Night-Show «Jimmy Kimmel Live».
«Sie haben es geschafft, die Stimmen zusammenzubekommen – auch wenn keiner so genau zu wissen scheint, weswegen.» Eine Überschrift aus der «New York Times» sage alles dazu: «Repräsentantenhaus vor Billigung einer Untersuchung für ein Amtsenthebungsverfahren, während sie nach einem Delikt jagen», titelt die Zeitung.
«In anderen Worten: Es gibt kein Vergehen, aber sie starten eine Untersuchung», fasst Kimmel zusammen. «Es ist wie eine Episode von CSI, nur ohne C.» Gemeint ist die TV-Serie CSI – Crime Scene Investigation.
Der Wahrheit folgen, wohin sie einen führt
Den besten Kommentar zum Ganzen habe Mike Johnson abgegeben, fährt Kimmel fort. «Er hat offensichtlich ein ernstes Problem damit, dass ein Amtsenthebungsverfahren nur deshalb angestrengt wird, um sich politisch zu rächen.»
Im Clip ab Minute 3:27 sagt der Republikaner: «Man kann einen Präsidenten nicht des Amtes entheben, weil man ihn nicht mag. So funktioniert dieses System nicht.»
«Stimmt», sagt Kimmel. «Leider war das vor vier Jahren, als sie hinter Trump her waren.» Jetzt sei er voll dafür: «Johnson sagte, wir müssen der Wahrheit folgen, wo sie uns hinführt. Das hat er auch seinem Sohn gesagt, als sie entschieden haben Porno-Rechenschaftspartner zu werden.»
Late Night USA – Amerika verstehen
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50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.
Kimmel spielt auf die Anekdote an, nach der Johnson und sein Sohn eine App nutzen, die den Verlauf der Internet-Nutzung ausweist und auf den Konsum pornografischer Inhalte verweist. «Schaut es nach, es ist unglaublich», lästert der 56-Jährige.
Politisch motiviert
Dass Johnson behaupte, der Vorgang sei ein juristischer und nicht politisch motiviert, ist laut Kimmel «natürlich eine Lüge»: «Sie haben keine Beweise für ein Vergehen von Joe Biden präsentiert. Du kannst niemanden des Amtes entheben, nur weil er bei Glücksrad einschläft.»
Der Angriff auf Joe Biden wird flankiert von den Angriffen auf dessen Sohn Hunter. Der ist nun vorgeladen worden, um vor dem Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaft auszusagen. «Sie wollten, dass er hinter verschlossenen Türen auftritt, aber Hunter hat gesagt: ‹Ich mache es, aber ich sage nur öffentlich aus.› Die Republikaner im Komitee haben gesagt: Nein, wir wollen das im Geheimen machen.»
Hunter Biden ist daraufhin zum Capitol gefahren, um erneut anzubieten, sich unter den Augen der Öffentlichkeit zu stellen. Erneut wurde er abgelehnt. «Sie fragen immer: Wo ist Hunter? Wo ist Hunter? Oh Mist, Hunter ist da!», äfft Kimmel die imaginären Republikaner nach.
Jim Jordan: Zweierlei Ellen
Der Republikaner Jim Jordan will nun offenbar Hunter Biden deswegen in Beugehaft nehmen lassen. «Obwohl er sich selbst aktiv einer Vorladung des Kongresses verweigert», weiss Kimmel. «Zweimal ist er nicht aufgekreuzt: am 27. Mai und am 11. Juni letzten Jahres. Und nun brüllt er rum wegen der Nichtbeachtung einer Vorladung.»
An der Spitze der Kritiker von Hunter Biden stehe James Comer, der Vorsitzende des Ausschusses für Aufsicht und Rechenschaft. Der habe nun versehentlich enthüllt, worum es bei den Bidens wirklich ginge. Im Clip ab Minute 5:17 sagt Comer: «Wir waren sehr transparent mit den Medien. Ich denke, das war die transparenteste politische, äh, vom Kongress angestrengte Untersuchung, seit ich im Repräsentantenhaus bin.»
Der Ausschuss-Vorsitzende sei nicht der hellste Stern am Firmament, impliziert Kimmel und zeigt ab Minute 5:46, was er meint. Es geht um einen Kredit, den Joe Biden seinem Bruder gegeben hat. «Was haben die Bidens getan, dass unsere Feinde aus aller Welt ihnen Millionen von Dollar gegeben haben? Das ist die einfache Frage», legt Comer los.
Alter Trottel oder kriminelles Genie?
Eine Reporterin hakt nach: Stimmt es nicht, dass der Ausschuss keine Beweise für ein Fehlverhalten hat? «Wir haben einige sehr ernste Beweise gefunden, dass, äh ... Wenn man sich ansieht ...», Comer stammelt, die Reporterin fragt erneut nach. «Sie verstehen Kredit-Dokumente nicht so, wie es ich tue», beendet der Politiker das Durcheinander.
Die Republikaner versuchen sich an der Quadratur des Kreises, meint Kimmel: «Sie wollen euch Glauben machen, dass Joe Biden ein altes Haus ist, der sich selbst nicht die Schuhe zubinden kann, und gleichzeitig ein brillantes kriminelles Genie.»
Zur Erinnerung zeigt die Show ab Minute 6:49 noch einen Clip von Donald Trump Jr., der über Bildung redet – damit es nicht immer bloss um Hunter Biden geht. «Nächstes Mal, wenn du beim Zahnarzt warst, solltest du vielleicht nicht gleich auf Sendung gehen», giftelt Kimmel ob der wirren Vorstellung.