Waffenstillstand gefährdet Biden kritisiert Israel für Tötung von Hamas-Anführer

sda/jke

4.8.2024 - 07:17

US-Präsident Joe Biden geht zu einer Messe in der katholischen Kirche St. Joseph on the Brandywine in Wilmington. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
US-Präsident Joe Biden geht zu einer Messe in der katholischen Kirche St. Joseph on the Brandywine in Wilmington. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
Keystone

Die Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran könnte nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden die Friedensverhandlungen erheblich erschweren und birgt das Risiko eines grösseren regionalen Konflikts.

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  • Biden betonte im Gespräch mit Netanjahu, dass die Tötung Hanijas die Bemühungen um einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln behindert.
  • Die Tötung des Hamas-Führers in Teheran erhöht laut Biden das Risiko eines grösseren regionalen Krieges.
  • Israel bekannte sich nicht zu dem Anschlag, doch der Iran und die Hamas machen Israel verantwortlich und drohen mit Vergeltung.

Die Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran könnte es nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden erschweren, ein Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln in der Hand der Hamas zu erreichen.

Auf eine entsprechende Frage antwortete Biden im Gespräch mit Journalist*innen laut «New York Times»: «Das hat nicht geholfen.»

Hamas-Auslandschef Ismail Hanija wurde am 31.7.2024 in Teheran getötet. (Archivbild)
Hamas-Auslandschef Ismail Hanija wurde am 31.7.2024 in Teheran getötet. (Archivbild)
Uncredited/Iranian Presidency Office/AP/dpa

In einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu habe Biden die Ansicht vertreten, dass die Tötung von Hanija zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgt sei, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen US-Beamten.

Biden fordert mehr Schutz für Zivilbevölkerung in Gaza

Die Tötung sei genau in dem Moment erfolgt, von dem die USA gehofft hätten, die Gespräche abschliessen zu können. Darüber hinaus habe Biden die Befürchtung geäussert, dass die Durchführung der Operation in Teheran einen grösseren regionalen Krieg auslösen könnte, den er zu verhindern versucht habe.

In der Nacht zum Mittwoch hatte eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der Regierung in Teheran den Hamas-Auslandschef Hanija getötet. Israel bekannte sich bislang nicht zu dem Anschlag.

Der Iran und die Hamas machen Israel aber für Hanijas Ermordung verantwortlich. Der Iran droht mit einem harten Vergeltungsschlag.

Das Verhältnis zwischen Biden und Netanjahu war zuletzt frostig. Biden fordert Netanjahu immer wieder dazu auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun und einem Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln zuzustimmen.

Netanjahu profitiert von der Tötung Hanijas

Die indirekten Verhandlungen dafür, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, kommen jedoch nicht voran. Auch die jüngste Gesprächsrunde mit israelischen und ägyptischen Teilnehmer*innen am Samstag in Kairo brachte keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten.

Ein hochrangiger israelischer Beamter sagte laut «New York Times», Netanjahu habe bestritten, dass Israel ein Hindernis für den Abschluss eines Abkommens sei.

Trauerfeier für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran. (Archivbild)
Trauerfeier für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran. (Archivbild)
Vahid Salemi/AP/dpa

Der israelische Ministerpräsident habe zwar eingeräumt, dass der Tod von Hanija den Fortschritt für einige Tage unterbrechen würde, dass dies letztlich aber den Abschluss eines Abkommens beschleunigen würde, indem mehr Druck auf die Hamas ausgeübt würde, so der israelische Beamte.

Den Tod Hanijas sehen Beobachter als grossen Erfolg für Netanjahu. Dieser hatte geschworen, nach dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober mit 1200 Toten die Hamas-Führer auszuschalten.

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