Auf Schienen zu Hause 17-Jähriger lebt seit eineinhalb Jahren im Zug

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9.3.2024

17-jähriger Deutscher auf endloser Reise: Lasse Stolley ist im Sommer 2022 in eine Verbindung der Deutschen Bahn nach München eingestiegen und lebt seither in Zügen. (Archivbild).
17-jähriger Deutscher auf endloser Reise: Lasse Stolley ist im Sommer 2022 in eine Verbindung der Deutschen Bahn nach München eingestiegen und lebt seither in Zügen. (Archivbild).
Christoph Schmidt/dpa

Über 500'000 Kilometer hat Lasse Stolley schon auf deutschen Schienen zurückgelegt. Der 17-Jährige lebt, übernachtet und arbeitet seit Sommer 2022 in den Zügen der Deutschen Bahn. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der heute 17-jährige Lasse Stolley ist im Sommer 2022 aus seinem Elternhaus ausgezogen und lebt seither in den Zügen der Deutschen Bahn. 
  • Mit der Bahncard 100 ist der Programmierer ständig unterwegs und immer unter Leuten. 
  • Privatsphäre habe man bei diesem Lebensstil keine.
  • Der deutsche Junge arbeitet vom Zug aus. Sein Laptop und die Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung sind ihm das Wichtigste. 
  • Morgens entscheidet er per App, wohin es am Tag gehen soll.

Er ist immer unterwegs und rollt quer durch Deutschland sowie die angrenzenden Länder: Lasse Stolley packte vor gut eineinhalb Jahren seine Siebensachen, zog kurzerhand in die Züge der Deutschen Bahn (DB) – und seither ist er auch nicht mehr ausgezogen. 

Der heute 17-Jährige hat seit Sommer 2022 keinen festen Wohnsitz mehr. Er arbeitet als Programmierer von unterwegs aus und hält das Erlebte auf einem Blog fest.

Als digitaler Nomade entscheidet er morgens spontan, wohin es als Nächstes gehen soll. In der App checkt er die möglichen Verbindungen und sucht sich dann – je nach Wetter und Laune – aus, welchen nächsten Stopp er ansteuern will.

So hat er schon die verschiedensten touristischen Orte besucht. Wie etwa das Ostseebad Binz auf der Insel Rügen, Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze, oder die Hauptstadt Berlin.

Stolley liebt es, so spontan sein zu können, wie er «Business Insider» erzählt: «Ich habe extrem grosse Freiheiten und kann jeden Tag entscheiden, wohin ich möchte, ob in die Alpen, in eine Grossstadt oder ans Meer. Da bin ich voll flexibel.» 

Über 500'000 Kilometer zurückgelegt

Doch einen Wermutstropfen hat das Leben auf Schienen für den 17-Jährigen. «Privatsphäre beim Leben im Zug existiert gar nicht», so der Aussteiger zu der Nachrichtenwebsite.

Auch die Sicherheit in den Zügen ist ein Thema, das den geübten Zugreisenden immer wieder beschäftigt. «In den Nachtzügen muss man sehr auf sein Gepäck achten, es wird sehr viel darin geklaut.» Vor allem die Ballungsräume wie das Ruhrgebiet seien hier nicht genügend mit Sicherheitspersonal ausgestattet. Die Strecke zwischen Frankfurt und Hamburg sei dagegen in diesem Hinblick vorbildlich.

Seit Sommer 2022 ist er unterwegs: Lasse Stolley lebt in den Zügen der Deutschen Bahn. All sein Hab und Gut hat er in einem 36-Liter-Rucksack dabei. 
Seit Sommer 2022 ist er unterwegs: Lasse Stolley lebt in den Zügen der Deutschen Bahn. All sein Hab und Gut hat er in einem 36-Liter-Rucksack dabei. 
leben-im-zug.de

Mittlerweile hat Stolley, der im schleswig-holsteinischen Fockbek aufgewachsen ist, über 500'000 Kilometer mit den DB-Zügen zurückgelegt. Das seien laut «Business Insider» etwa zwölf Erdumrundungen.

Das Elternhaus verlassen hat Stolley mit 16 Jahren, kurz nachdem er die Realschule abgeschlossen und er zusammen mit Mutter sowie Vater alle rechtlichen Fragen geklärt hatte. Er habe «einiges an Überzeugungsarbeit» leisten müssen, damit seine Eltern ihn gehen liessen. Anfangs seien sie sehr skeptisch gewesen.

Inspiriert von einer Youtube-Doku, habe sich der Programmierer damals dann kurzerhand die Bahncard 100 gekauft. Seine erste Fahrt führte ihn am 8. August 2022 nach München.

Nachdem Stolley anfangs zweiter Klasse reiste, stieg er schliesslich auf die Erste-Klasse-Bahncard um. Seither sei sein Leben auf Schienen deutlich bequemer. 

Laptop und Kopfhörer sind das Wichtigste für den 17-Jährigen

Es klingt nach einem bescheidenen Leben, das Stolley führt. Sein Hab und Gut führt er in einem 36-Liter-Rucksack mit sich: Darin enthalten sind laut eigenen Angaben vier T-Shirts, zwei Hosen, ein Nackenkissen und eine Reisedecke. Eine übersichtliche Auswahl.

«Das Wichtigste sind mein Laptop und meine Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, die mir zumindest ein bisschen Privatsphäre in der Bahn geben», meint der 17-Jährige zu «Business Insider». 

Trotz alles Bescheidenheit kostet ihn das Leben in den DB-Zügen jährlich etwa 10'000 Euro, wie Stolley «Business Insider» erzählt hat. Ausgaben hat der Dauerzugreisende auch für Eintritte zu Sehenswürdigkeiten oder Museen sowie den Zugang zu öffentlichen Schwimmbädern. In Letzteren duscht er, seine Wäsche macht er häufig in den Waschbecken der DB-Lounges. Die Krankenkasse zahlen weiterhin seine Eltern für ihn ein, bei ihnen ist Stolley auch noch amtlich gemeldet.

Mögliche Zusammenarbeit mit DB

Ausgefahren hat es sich für Stolley noch lange nicht. Neben all den Orten, die er ansteuert, hat er sich vor allem etwas als Ziel gesetzt: «Mein Wunsch wäre, Feedback an die Verkehrsunternehmen, beispielsweise die Deutsche Bahn oder die Hersteller der Züge, zu geben und das vergütet zu bekommen», sagt der Junge zu «Business Insider». 

Bereits einmal sei er in das Büro von Mitarbeitenden des Linienmanagements eingeladen worden, um seine Erfahrungen und Beobachtungen zu teilen. Zu einer festen Zusammenarbeit sei es bisher aber noch nicht gekommen. 


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